Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Silvesterfeuerwerk: Besonders die Lungen werden geschädigt

Montag, 31. Dezember 2018 – Autor: Anne Volkmann
Die einen lieben es, die anderen hassen es: Silvester. Eines ist schon vorher klar: Auch in diesem Jahr werden wieder viele Menschen Verbrennungen und andere Verletzungen erleiden. Zudem macht die hohe Feinstaubbelastung vor allem lungenkranken Menschen zu schaffen.
Silvesterfeuerwerk

Immer mehr Menschen sprechen sich dafür aus, privates Silvesterfeuerwerk zu verbieten – Foto: ©Lars - stock.adobe.com

Es ist wieder soweit: Mit dem Silvesterabend werden wieder tausende Tonnen Feinstaub durch Feuerwerkskörper in die Luft geschossen. Die Feinstaubmenge, die durch Raketen und Böller ausgestoßen wird, macht dabei fast ein Fünftel der jährlichen Gesamtmenge durch den Straßenverkehr aus. Die verschmutzte Luft reizt die Atemwege, was besonders kleine Kinder, Senioren und Menschen mit chronischen Erkrankungen, vor allem der Lunge und des Herzkreislaufsystems, belastet. So kommt es vermehrt zu Husten und Atembeschwerden und sogar zu einer erhöhten Anzahl von Krankenhauseinweisungen aufgrund von Atemproblemen. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ruft daher dazu auf, den Gebrauch von Feuerwerkskörpern zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten.

Grenzwerte um ein Vielfaches überschritten

Nach dem Gesetz darf der Tagesmittelwert für Feinstaub (PM10) an jeder Messstelle höchstens 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft betragen. Am vergangenen Neujahrsmorgen wurde dieser Grenzwert an 32 Stationen um ein Vielfaches überschritten. In einer Silvesternacht wird nach Angaben des Umweltbundesamtes so viel Feinstaub produziert wie an 55 Tagen mit normalem Straßenverkehr.

Besonders hoch waren die Werte Anfang 2018 in Leipzig, München und Nürnberg. Wie schnell die Feinstaubbelastung nach dem Silvesterfeuerwerk abklingt, hängt vor allem von den Wetterverhältnissen ab. Bei windstillem Wetter kann sich die verschmutzte Luft mehrere Tage über der Region halten und in den unteren Schichten der Atmosphäre anreichern. Experten raten daher, am Neujahrsmorgen nicht draußen joggen zu gehen.

Feinstaub lagert sich in Lungen und Bronchien ab

Das Problem: Die Feinstaubteilchen, in denen sich unter anderem Ruß und Kohlenwasserstoffen mischen, sind so klein, dass sie nicht nur in Nase und Luftröhre gelangen, sondern sich sogar in den Bronchien und Bronchiolen, den feinen Verästelungen der Lunge, ablagern kommen. Zudem enthält Feuerwerk nicht nur den üblichen Feinstaub, sondern auch noch Schwarzpulver, das aus Kaliumnitrat, Schwefel und Holzkohle besteht. Strontium-, Kupfer- und Bariumverbindungen, sogenannte Effektsätze, sorgen zudem für das Knallen, Pfeifen und Leuchten am Himmel. Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), nennt dies „ein Vergiften der Luft, das nicht mehr zeitgemäß ist.“

Plädoyer für Verzicht auf privates Feuerwerk

Privates Feuerwerk stark einzuschränken oder sogar ganz darauf zu verzichten, ist aus vielen Gründen eine gute Idee, findet auch DGP-Präsident Professor Dr. med. Klaus Rabe. „Raketen und Böller verursachen eine starke Schadstoffbelastung, der sich niemand entziehen kann. Zumindest aus Rücksichtnahme auf weniger gesunde Mitmenschen sollte man den privaten Gebrauch überdenken.“

Jedes Jahr werden außerdem Tausende von Menschen durch Raketen schwer verletzt – meist handelt es sich bei den Betroffenen um unbeteiligte Zuschauer, die selbst gar keine Rakete gezündet hatten. Viele von ihnen behalten bleibende Schäden an Augen, Ohren oder Händen.

Tiere und Umwelt leiden

Nicht zuletzt hinterlassen die Knallkörper am Neujahrsmorgen auch riesige Müllerberge, die aufwändig und teuer entsorgt werden müssen. „Weniger Raketen und Böller oder gar der Verzicht auf das Feuerwerk hilft vielen Menschen und unserer Umwelt. Den Betrag einer wohltätigen Organisation zu spenden wäre ein zusätzlicher positiver Schritt ins neue Jahr“, so Schulz. Und auch die Tiere, sowohl zu Hause als auch in der Wildnis, die oft noch Tage nach der Knallerei vollkommen verängstigt sind bzw. schwere Verletzungen davontragen, würden den Verzicht auf die Böllerei sicherlich begrüßen.

Foto: © Lars - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Feinstaub , Hörschaden , Kinder , Atemwegserkrankungen

Weitere Nachrichten zum Thema Feinstaub

17.02.2019

Die Diskussion um die Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Gesundheit geht weiter. Ein internationales Forscherteam hat nun den aktuellen Forschungsstand in einer Expertise dargestellt. Die Wissenschaftler warnen ausdrücklich vor den Folgen durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und Co.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin