Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Diabetischer Fuß: DDG rät zu Zweitmeinung per Telemedizin

Donnerstag, 15. August 2019 – Autor: anvo
Die Versorgung von Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom soll durch telemedizinische Anwendungen verbessert werden. Das könnte auch der Unterversorgung von Diabetespatienten im ländlichen Raum entgegenwirken.
Diabetes, Diabetisches Fußsyndrom, Telemedizin

Bei Diabetikern kann schon aus einer kleinen Verletzung am Fuß schnell ein Diabetisches Fußsyndrom werden – Foto: ©kirov1969 - stock.adobe.com

Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) gehört zu den häufigsten Folgen einer Diabeteserkrankung: Jeder vierte Betroffene entwickelt im Laufe seines Lebens das Syndrom. Häufig wird es jedoch erst spät erkannt, was die Therapiemöglichkeiten erschwert. Nicht selten bleibt dann nur noch die Amputation.

Um Symptome rechtzeitig zu diagnostizieren und die richtige Behandlung einzuleiten, empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) eine Beratung der Hausärzte durch Experten – auch per Telemedizin. Durch diese Videosprechstunden können behandelnde Ärzte eine Zweitmeinung einholen und so möglicherweise den Verlust der Extremität oder des Fußes vermeiden.

Behandlung beschleunigen, Heilungschancen steigern

„Um langfristig die Prognose von Diabetespatienten mit diabetischen Fußläsionen zu verbessern, bedarf es einer interdisziplinären Zusammenarbeit mit Spezialisten“, erklärt DDG-Vorstandsmitglied Professor Ralf Lobmann. „Die Heilungschancen steigen, wenn zwischen dem Auftreten erster Symptome, der Vorstellung beim Arzt, der Diagnose und schließlich der Behandlung durch einen Spezialisten möglichst wenig Zeit vergeht“, so der Leiter der AG Diabetischer Fuß der DDG.

Hier setzt nun ein neues Konzept der DDG an: Die Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß und der Bund der Internisten (BDI) haben gemeinsam ein telemedizinisch basiertes Facharztkonsil für den diabetischen Fuß entwickelt. Mit dessen Hilfe sollen Risikopatienten rechtzeitig identifiziert, der Heilungsverlauf verbessert und verkürzt und Amputationen vermieden werden.

„Außerdem überbrückt die Telemedizin Überweisungszeiten oder räumliche Distanzen und bietet so die Möglichkeit, betroffene Patienten möglichst schnell in ein Behandlungsnetzwerk aufzunehmen“, erklärt Lobmann. „Wir hoffen, dass bald positive Entscheidungen getroffen werden, sodass DFS-Patienten schnellstmöglich davon profitieren“, ergänzt Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG.

Versorgung im ländlichen Raum verbessern

Ein zweites Projekt zur telemedizinischen Zweitmeinung wird derzeit in Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Landesministerium für Soziales und Integration unterstützt und gefördert. „Über ein Evaluierungssystem lädt der behandelnde Arzt die Daten hoch und ein Experte bewertet diese innerhalb von 36 Stunden. Es sieht vor, dass zeitnah durch einen Experten die Notwendigkeit einer Amputation bestätigt oder eine Alternative aufgezeigt werden kann,“ erklärt Lobmann. „Außerdem erhöht es die Entscheidungssicherheit des behandelnden Arztes sowie des Patienten und dessen Angehörigen“.

Für DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer bietet die Telemedizin darüber hinaus ein großes Potential, um die Unterversorgung von Diabetespatienten im ländlichen Raum auszugleichen: „Aktuell greift die Versorgung besonders gut in Ballungsräumen, wohingegen es auf dem Land nur wenige Diabetologinnen und Diabetologen gibt. Die Telemedizin könnte diese Distanz überbrücken und Versorgungsunterschiede ausgleichen.“ Durch die schnelle und einfache Möglichkeit, per Telemedizin eine zweite Meinung einzuholen, könnten die behandelnden Ärzte weitere Experten aus anderen Regionen zu Rate ziehen und Vermutungen bestätigen.

Bei Diabetes die Füße gut pflegen

Die DDG empfiehlt Menschen mit Diabetes, prinzipiell auf gutsitzendes Schuhwerk zu achten. „Bereits kleine Steine im Schuh können Druckstellen verursachen und unbemerkt die Haut schädigen“, betont DDG Mediensprecher Professor Baptist Gallwitz. „Und jetzt bei warmen Temperaturen sollten Menschen mit Diabetes nicht barfuß gehen und die Füße vor einem Sonnenbrand schützen.“ Auch eine medizinische Fußpflege, die Podologen anbieten, sei zur Vorbeugung eines DFS sinnvoll. Allgemein gilt für Diabetespatienten: Wer eine Fußverletzung bemerkt, sollte möglichst rasch seinen behandelnden Arzt aufsuchen.

Foto: © kirov1969 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Diabetes , Diabetischer Fuss , Telemedizin

Weitere Nachrichten zum Thema Diabetisches Fußsyndrom

12.08.2013

In Deutschland werden jedes Jahr mehrere Tausend Amputationen bei Diabetikern durchgeführt. Zu viele, wie Experten meinen. Allerdings sind mittlerweile weniger große und mehr kleine Amputationen zu verzeichnen. Gliedmaßen bleiben dadurch häufiger erhalten.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin