Wochenbettdepressionen sind behandelbar

Eine Wochenbettdepression muss unbedingt ernst genommen werden – Foto: ©tiagozr - stock.adobe.com
Postpartale Depressionen (auch als postnatale oder Wochenbettdepressionen bezeichnet) sind häufiger, als allgemein angenommen wird. Tatsächlich sind sie in Industrieländern sogar eine der der häufigsten Todesursachen für junge Mütter. Eines der großen Probleme dabei: Häufig werden sie nicht erkannt und daher auch nicht behandelt. „Bei der postpartalen Depression besteht die Gefahr, dass betroffene Mütter und Angehörige die Symptome wie Erschöpfung, verminderten Appetit oder Schlafstörungen als Reaktion auf die Geburt und Pflege des Kindes fehlinterpretieren und deshalb keine ärztliche Hilfe suchen“, erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Hinzu kommt, dass die erkrankte Mutter unter Hoffnungslosigkeit, Scham und Schuldgefühlen leidet. Aufklärung über postpartale Depressionen, beispielsweise in Geburtsvorbereitungskursen, ist deshalb besonders wichtig. „Jede Mutter muss wissen: Die postpartale Depression ist kein persönliches Versagen oder Lieblosigkeit, sondern eine ernsthafte Erkrankung, die einer konsequenten Behandlung bedarf“, so Hegerl weiter.
Medikamente und Psychotherapien helfen
Eine Depression in der Schwangerschaft und nach der Geburt ist, wie in anderen Lebensphasen auch, gekennzeichnet durch eine gedrückte Stimmung, Schlafstörungen, Erschöpfungsgefühl, tiefe Freudlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Weder Trauer noch zärtliche Gefühle gegenüber dem Kind können wahrgenommen werden. Dies ist mit quälenden Selbstvorwürfen, keine gute Mutter zu sein, verbunden.
Wichtig ist es beim Auftreten einer Wochenbettdepression, rasch professionelle Hilfe zu holen. So gelingt es fast immer, die depressive Episode innerhalb weniger Wochen zum Abklingen zu bringen, so die Deutsche Depressionshilfe. Die wichtigsten Säulen der Behandlung sind demnach Medikamente und Psychotherapie. Die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva führt am schnellsten zu einer Besserung der Beschwerden. Stillen ist meist mit einer medikamentösen Behandlung vereinbar.
Unter den Psychotherapieverfahren hat die sogenannte Kognitive Verhaltenstherapie die besten Wirksamkeitsbelege. Ziel der psychotherapeutischen Maßnahmen ist die Bewältigung der Krankheitssymptome durch Aufklärung über die Erkrankung, Unterstützung beim Umgang mit der neuen Situation sowie das Vermeiden von permanentem Grübeln und übertriebenen Selbstvorwürfen. Nach Abklingen der Depression stellen sich dann die positiven Gefühle gegenüber dem Kind von selbst ein.
Hilfe von außen ist unverzichtbar
Angehörige spielen oft eine wichtige Rolle dabei, möglichst schnell ärztliche Hilfe für die jungen Mütter zu organisieren, da den Betroffenen Erkrankten selbst meist die nötige Energie und Hoffnung dafür fehlt. „Wissen sollte der Partner aber auch, dass er weder Schuld an der Depression hat, noch für die Heilung verantwortlich ist. Überspitzt formuliert: Eine Depression kann man mit Liebe ebenso wenig heilen wie eine Blinddarmentzündung“, erläutert Hegerl. Trotzdem ist es für die betroffenen Frauen eine große Hilfe, Partner und Familienangehörige an der Seite zu haben, die geduldig Mut machen und liebevoll unterstützen.
In manchen Fällen ist es darüber hinaus hilfreich, eine Hebamme, Sozialarbeiterin oder verschiedene andere Betreuungsdienste (z.B. Haushaltshilfe, Kinderbetreuung über die Krankenkasse) einzubeziehen. Eine erste Anlaufstelle beim Verdacht auf eine postpartale Depression können Hebammen, Frauenärzte und Fachärzte für Psychiatrie sein. Online können sich Betroffene auf der Homepage der Deutschen Depressionshilfe informieren. Ist bei schweren postpartalen Depressionen eine stationäre Behandlung der Mutter nötig, so bieten manche Kliniken auch einen gemeinsamen Klinikaufenthalt der Mutter mit dem Kind an.
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