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Depressionen: Antidepressiva wirken besser als Placebo

Dienstag, 27. Februar 2018 – Autor:
Eine große Studie untersuchte die Wirksamkeit von 21 häufig verwendeten Antidepressiva. Ergebnis: Alle wirkten besser als Placebo.
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Antidepressiva wirken - zeigte eine große Studie, die 21 Präparate untersuchte – Foto: ©fotomek - stock.adobe.com

Eine Meta-Studie untersuchte die Wirksamkeit von 21 häufig verwendeten Antidepressiva. Ergebnis: Alle wirkten besser als Placebo, insbesondere bei der Kurzzeitbehandlung von Erwachsenen. Für die internationale Studie werteten die Forscher 522 doppelblinde, randomisierte kontrollierte Untersuchungen mit insgesamt 116.477 Teilnehmern aus. Die Medikamente wurden zwischen 1979 und 2016 getestet.

Bei Depressionen sind medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungen verfügbar, aber aufgrund unzureichender Ressourcen werden Antidepressiva häufiger als psychotherapeutische Interventionen eingesetzt, schreiben die Autoren.

In den ausgewerteten Studien wurde die akute Behandlung (über 8 Wochen) einer Major Depression von Erwachsenen ab 18 Jahren dokumentiert. Die Mehrzahl der Patienten hatte eine mittelschwere bis schwere Depression. Die primären Ergebnisse waren die Wirksamkeit, das heißt eine Verringerung der depressiven Symptome um mindestens 50 Prozent und die Akzeptanz, also der Anteil der Patienten, die aus irgendeinem Grund aus der Studie ausschieden.

21 Antidepressiva wirksamer als Placebo

Alle 21 Antidepressiva waren wirksamer als Placebo, nur ein Medikament (Clomipramin) weniger akzeptabel als Placebo. Einige Antidepressiva waren wirksamer als andere, wobei Agomelatin, Amitriptylin, Escitalopram, Mirtazapin, Paroxetin, Venlafaxin und Vortioxetin am wirksamsten waren und Fluoxetin, Fluvoxamin, Reboxetin und Trazodon am wenigsten wirksam waren.

Die Antidepressiva unterschieden sich auch hinsichtlich der Akzeptanz, wobei Agomelatin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Sertralin und Vortioxetin am tolerabelsten waren und Amitriptylin, Clomipramin, Duloxetin, Fluvoxamin, Reboxetin, Trazodon und Venlafaxin am wenigsten tolerierbar waren.

Längerfristige Anwendung wurde nicht getestet

Die Autoren weisen darauf hin, dass die in der Meta-Analyse enthaltenen Daten eine Behandlungsdauer von acht Wochen abdecken, und damit nicht unbedingt etwas über die längerfristige Anwendung aussagt. Um sicherzustellen, dass die in der Metaanalyse enthaltenen Studien vergleichbar waren, schlossen die Autoren Patienten mit bipolarer Depression, Symptomen von Psychosen oder behandlungsresistenten Depressionen aus, die Ergebnisse treffen für diese Patienten daher möglicherweise nicht zu.

"Unsere Studie vereint die besten verfügbaren Erkenntnisse, um Ärzte und Patienten bei ihren Behandlungs-Entscheidungen zu informieren und zu begleiten", sagte Dr. Andrea Cipriani von der Psychiatrischen Klinik der Universität Oxford. "Wir haben festgestellt, dass die am häufigsten verwendeten Antidepressiva wirksamer sind als Placebo, wobei einige wirksamer sind als andere. Unsere Ergebnisse sind relevant für Erwachsene, die eine erste oder zweite depressive Episode erleben."

Antidepressiva trotzdem nicht das Mittel erster Wahl

Antidepressiva können ein wirksames Mittel zur Behandlung schwerer Depressionen sein, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass Antidepressiva immer die erste Behandlungslinie sein sollten. Medikamente sollten immer zusammen mit anderen Therapie-Optionen wie einer Psychotherapie in Betracht gezogen werden, wenn diese verfügbar sind. Die Wirksamkeit oder Akzeptanz von Antidepressiva in Bezug auf Alter, Geschlecht, Schwere der Symptome, Krankheitsdauer oder anderer individueller Merkmale konnte in der Meta-Studie nicht erfasst werden.

Foto: fotomek/fotolia.com

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