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Depression ist eine eigenständige Erkrankung

Donnerstag, 29. Juni 2017 – Autor:
Warum werden manche Menschen depressiv und andere nicht? Die Frage nach der Ursache von Depressionen ist noch nicht vollständig geklärt. Eine Veranlagung scheint jedoch ausschlaggebend zu sein.
Eine Depression kann viele Ursachen haben. Ein schreckliches Ereignis ist keine hinreichende Erklärung

Eine Depression kann viele Ursachen haben. Ein schreckliches Ereignis ist keine hinreichende Erklärung – Foto: ©blackday - stock.adobe.com

In Deutschland leiden schätzungsweise vier Millionen Menschen aktuell an einer Depression. Das entspricht etwa fünf Prozent der Bevölkerung. Obwohl die Depression eine so häufige Erkrankung ist, weiß man bislang wenig über deren Entstehung. Viele Menschen glauben, dass es äußere Anlässe sind, die zum Stimmungstief führen. Zum Beispiel Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes, ein Todesfall in der Familie oder ein anderes schlimmes Ereignis. Psychiater gehen jedoch davon aus, dass solche Erlebnisse lediglich eine Depression triggern können, aber nicht die eigentliche Ursache sind. Vielmehr müsse eine Veranlagung für die psychische Erkrankung vorhanden sein.

Viele Hirnfunktionen sind bei einer Depression verändert

„Eine Depression ist mehr als eine Reaktion auf ein schlimmes Ereignis oder eine schwierige Situation im Leben“, erklärt dazu der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Prof. Ulrich Hegerl. „Depressionen sind eigenständige und schwere Erkrankungen, die mit veränderten Hirnfunktionen einhergehen.“

Was dabei genau im Gehirn passiert, ist bislang nicht vollständig verstanden. Psychiater Hegerl hält einen Serotoninmangel jedenfalls für zu kurz gegriffen. Es seien viele Hirnfunktionen wie beispielsweise die Stresshormon- oder die Wachheitsregulation bei einer Depression gestört. „Ganz sicher ist, dass es eine Veranlagung für Depressionen gibt“, sagt er. Das sei auch der Grund, warum manche Menschen trotz schlimmster Erlebnisse nicht depressiv würden. Bei anderen wiederum könnten auch kleine Veränderungen im Leben die Erkrankung zumindest mit auslösen.

Familiäre Häufung erwiesen

Die Forschung zeigt: Depressionen treten in manchen Familien gehäuft auf. Auch Zwillingstudien deuten darauf hin, dass es eine genetische Veranlagung für Depressionen gibt. Laut Hegerl gibt es neben der genetischen aber auch eine erworbene Veranlagung. Es sei nachgewiesen, sagt er, „dass bestimmte traumatische Kindheitserfahrungen wie Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung das Gehirn nachhaltig verändern und das Risiko erhöhen, später an Depressionen zu erkranken.“

Erst kürzlich hatten Forscher vom Universitätsklinikum Freiburg nachweisen können, dass auch Virusinfektionen eine Depression triggern können. Demnach werden die depressiven Symptome durch das aktivierte Immunsystem ausgelöst. Schon lange wird vermutet, dass Depressionen ihren Ursprung nicht allein in der Psyche haben, sondern auch Entzündungen und das Immunsystem eine große Rolle dabei spielen.

Schuldgefühle und innere Leere

Depressionen kennzeichnen sich durch eine anhaltend niedergedrückte Stimmung und ein Gefühl der inneren Leere. Oft kommen Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Erschöpfung sowie das völlige Fehlen von Lebensfreude hinzu. Im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Traurigkeit, ist die gesamte Wahrnehmung verändert. Viele Betroffene können zum Beispiel keine Gefühle mehr empfinden, auch nicht Trauer.

Foto: © blackday - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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