
Bewegung scheint in gewissem Maße vor Depressionen zu schützen. Wie groß der Effekt ist, ist allerdings umstritten. – Foto: ©Microgen - stock.adobe.com
Man hört es häufig: Sport und Bewegung generell sollen Depressionen vorbeugen sowie dazu beitragen, vorhandene Depressionen zu bekämpfen. Dennoch zeigt sich die Studienlage dazu noch relativ uneinheitlich. Ein Review von Hu et al. (2020) bietet nun den bislang umfassendsten Überblick über die Wirksamkeit von Bewegungsinterventionen bei der Verringerung depressiver Symptome in der allgemeinen Bevölkerung. Das teilte die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (bvpg) mit. Demnach ist eine vorbeugende Wirkung gegen ausgeprägte Depressionen unklar. Eine moderate stimmungsstabilisierende Wirkung scheint es jedoch zu geben.
Moderate Effekte auf depressive Symptome
Für die Übersicht stellten die Forscher Metaanalysen randomisierter Studien, die bis Juli 2018 zu den Effekten von bewegungsbezogenen Interventionen auf Depressionen und depressiven Symptomen veröffentlicht wurden, zusammen. Das Ziel war, den Effekt von Bewegung auf Depressionen sowohl aus therapeutischer als auch aus präventiver Sicht zu untersuchen. Deshalb wurden Metaanalysen eingeschlossen, die sich auf allgemeine Bevölkerungsgruppen konzentrierten und nicht auf bestimmte Bevölkerungsgruppen mit akuten oder chronischen körperlichen oder geistigen Erkrankungen.
Für die Übersicht wurden acht Metaanalysen mit insgesamt 134 eingeschlossenen Studien ausgewählt. Eines der Ergebnisse: Bewegung zeigt zwar eine Wirkung bei der Verringerung depressiver Symptome in der Allgemeinbevölkerung, allerdings sind die Effekte nur moderat. Ob körperliche Aktivität Depressionen tatsächlich vorbeugen kann, bleibt zudem unklar.
Intensität der Bewegung spielt keine Rolle
Die Studie liefert zudem Hinweise – allerdings nur von geringer Qualität –, dass Bewegung mit niedriger Intensität bei der Senkung von depressiven Symptomen genauso wirksam sein kann wie mit hoher Intensität. Die Autoren erklären jedoch, dass weitere Studien notwendig sind, um die Wirkung von körperlicher Aktivität auf Depressionen zu untersuchen. Da sich Bewegung jedoch auf viele Gesundheitsaspekte positiv auswirkt und es gleichzeitig ein kostengünstiger und leicht veränderbarer Lebensstilfaktor ist, der nahezu keine negativen Nebenwirkungen aufweist, wäre es denkbar, daraus frühzeitige Interventionsstrategien abzuleiten.
Bewegungslosigkeit tut der Psyche nicht gut
Erst im Sommer dieses Jahres hatte eine Studie von Forschern des University College London gezeigt, dass Kinder und Jugendliche, die besonders viel Zeit im Sitzen verbringen, ein erhöhtes Risiko für Depressionen hatten („Avon Longitudinal Study of Parents and Children“ = ALSPAC). Dieser Studie zufolge konnten nur 15 Minuten Sport pro Tag ab einem Alter von 12 Jahren das Depressionsrisiko um 9,0 Prozent senken konnten.
Auch wenn Bewegung also vielleicht Depressionen nicht direkt bzw. nicht ganz so stark bekämpfen kann wie vielleicht erwartet, könnte zumindest besonders wenig Bewegung dazu beitragen, dass Depressionsrisiko zu erhöhen. In jedem Fall wirkt sich moderate körperliche Aktivität positiv auf das physische und psychische Wohlbefinden aus.
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