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Immer mehr Geflüchtete nutzen Bildungsangebote und integrieren sich in den Arbeitsmarkt

Dienstag, 5. Februar 2019 – Autor: anvo
Immer mehr Geflüchteten gelingt die Integration in das deutsche Bildungssystem und in den Arbeitsmarkt. Das zeigt eine neue Studie. Demnach verfügt mittlerweile ein Drittel über gute bis sehr gute Sprachkenntnisse. Auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt gibt es Fortschritte.
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Immer mehr geflüchtete Menschen finden eine Stelle auf dem deutschen Arbeitsmarkt – Foto: ©Daniel Ernst - stock.adobe.com

Die deutsche Sprache sprechen, Bildungsangebote nutzen, Arbeit finden – All das sind Voraussetzungen für eine gelungene Integration von Migranten. Und immer mehr Menschen gelingt dies auch. Das zeigt eine gemeinsame Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin. Für die Analyse wurden mehrere tausend Geflüchtete befragt, die in den Jahren 2013 bis 2016 nach Deutschland gekommen waren. Die Befragungen wurden über die Jahre mehrfach wiederholt.

Integrationskurse von Geflüchteten gut angenommen

Die Studie zeigt eine positive Entwicklung bei der Integration auf. Demnach besuchte die Hälfte der in den Jahren 2013 bis 2016 nach Deutschland gekommenen Geflüchteten bei der Folgebefragung 2017 einen Integrationskurs oder hatte diesen bereits abgeschlossen. Im Jahr 2016 traf dies erst auf ein Drittel zu. Sprachkurse belegten sogar insgesamt drei Viertel der Geflüchteten.

Rund ein Drittel der Befragten ist der Meinung, über gute oder sehr gute Sprachkenntnisse zu verfügen – das sind fast doppelt so viele wie bei der ersten Befragung im Jahr 2016. Die Selbsteinschätzungen deckten sich im Großen und Ganzen mit den Auffassungen der Interviewer.

Bildungsbeteiligung wächst

„Wenn man bedenkt, dass der Erwerb der deutschen Sprache ein bedeutender Schlüssel für die Integration ist, sind diese Zahlen besonders erfreulich“, sagt BAMF-Forscherin Nina Rother. „Die Erhebung zeigt allerdings auch, dass noch ein erheblicher Bedarf bei der Sprachförderung insgesamt und insbesondere für Frauen mit Kindern besteht.“

Rund zehn Prozent der erwachsenen Geflüchteten gingen 2017 in Deutschland zur Schule, studierten oder machten eine Ausbildung. Damit ist die Bildungsbeteiligung unter den Geflüchteten gegenüber der ersten Befragungswelle im Jahr 2016 um vier Prozentpunkte gewachsen. Insgesamt hat rund ein Fünftel der Geflüchteten, die 2016 angaben, eine Bildungseinrichtung in Deutschland besuchen zu wollen, diesen Wunsch 2017 umgesetzt. Der noch recht geringe Anteil sei zum Teil auf noch nicht ausreichende Sprachkenntnisse, zum Teil auf fehlende allgemeinbildende oder berufsbildende Voraussetzungen zurückzuführen, so die Studienautoren.

Verbesserung bei Integration in den Arbeitsmarkt

Auch die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt geht der Studie zufolge gut voran. Rund 20 Prozent der seit 2015 zugezogenen Geflüchteten gingen im Jahr 2017 einer Erwerbstätigkeit nach. Bis Oktober 2018 ist dieser Anteil auf 35 Prozent gestiegen, wie aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen. IAB-Forscher Herbert Brücker erklärt: „Diese Ergebnisse sollten ein Ansporn sein, Geflüchtete bei der Integration in den Arbeitsmarkt weiter mit gezielten Maßnahmen zu unterstützen, zum Beispiel indem Qualifikationen schneller anerkannt werden.“

Geflüchtete Frauen sind allerdings deutlich seltener am Arbeitsmarkt aktiv als geflüchtete Männer. Die Unterschiede hängen der Studie zufolge teilweise mit den Familienkonstellationen zusammen, insbesondere wenn Kleinkinder zu betreuen sind.

Gesundheit insgesamt gut

Erstmals wurde bei einer repräsentativen Befragung Geflüchteter in Deutschland auch das Thema Gesundheit angesprochen. Zwar sind der physische Gesundheitszustand und die allgemeine Gesundheitszufriedenheit der Geflüchteten gut, aber es zeigen sich deutlich höhere Risiken von psychischen Erkrankungen wie Depressionen bei den Geflüchteten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Auch liegt bei ihnen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für posttraumatische Belastungsstörungen vor.

Foto: © Daniel Ernst - Fotolia.com

Hauptkategorie: Demografischer Wandel
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