Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Hoffnung auf neue Therapieoption bei Neuropathien

Mittwoch, 15. Februar 2017 – Autor: Anne Volkmann
Bisher gibt es nur wenige Behandlungsoptionen bei Neuropathien. Nun haben Forscher herausgefunden, dass die Blockade muskarinischer Acetylcholinrezeptoren vom Typ 1 sowohl bei diabetisch als auch bei toxisch induzierten Neuropathien wirksam sein kann.
Neuropathische Schmerzen

Neuropathien sind für die Betroffenen oft sehr quälend – Foto: srisakorn - Fotolia

Millionen Menschen in Deutschland leiden unter neuropathischen Beschwerden wie Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen. Meist entstehen sie in Folge anderer Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes oder auch durch Alkoholmissbrauch; oft wird auch keine Ursache für die Beschwerden gefunden. Die diabetische Neuropathie ist besonders gefährlich, da sie das Risiko für die Entstehung eines diabetischen Fußsyndroms stark erhöht: Die Patienten bemerken aufgrund der Empfindungsstörungen kleine Verletzungen an den Füßen nicht mehr, die sich dann unerkannt und unbehandelt schnell zu chronischen Wunden entwickeln können. Ein wirksames Medikament gegen Neuropathien wäre ein medizinischer Durchbruch, da es bisher nur wenige wirksame Behandlungsoptionen gibt.

Schlüssel zur neuronalen Regeneration gesucht

Sind bereits Schädigungen an den Nerven aufgetreten, können diese theoretisch wieder ausgeglichen werden, wenn die Axone, also die Nervenzellenden, wieder neu aussprießen und so neue Verbindungen knüpfen. Ein Forscherteam um Nigel Calcutt von der San Diego School of Medicine ging nun der Vermutung nach, dass Neurotransmitter einen wichtigen Schlüssel zur neuronalen Regeneration darstellen könnten. Die Ergebnisse ihrer Forschungen veröffentlichten sie im Journal of Clinical Investigation.

Einer der wichtigsten Transmitter im peripheren Nervensystem ist Acetylcholin. Die Wissenschaftler unter­such­ten nun an Mäusen die Rolle des cholinergen Signalwegs. Dabei stellten sie fest, dass das Wachstum der Nervenzellen durch die Aktivierung muskarinischer Acetylcholinrezeptoren vom Typ 1 eingeschränkt wurde. Genetisch veränderte Mäuse, die an Diabetes litten, bei denen dieser Rezeptor aber nicht funktionierte, entwickelten keine Polyneuropathie. Bestätigt wurde dies durch weitere Experimente, die belegten, dass die Blockade des Acetylchonlinrezeptors neuroprotektiv wirkt.

Erfahrungen mit Anticholinergika liegen bereits vor

Ob eine Blockade des Rezeptors auch Menschen vor einer Poly­neu­ro­pathie schützen kann, müssen nun weitere Studien zeigen. Da es schon eine Reihe von Medikamenten mit anticholinerger Wirkung gibt, hoffen die Forscher, dass ihre Erkenntnisse bald zu ersten klinischen Studien führen. Bisher werden sogenannte Anticholinergika unter anderem bei hyperaktiver Blase, Krämpfen, Asthma, Parkinson oder in der Augenheilkunde eingesetzt. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen der Anticholinergika gehören Müdigkeit, Verstopfung, Sehstörungen und Mundtrockenheit.

Foto: © srisakorn - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Diabetischer Fuss , Neurologie

Weitere Nachrichten zum Thema Neuropathien

28.05.2018

Um die Beschwerden von Neuropathien zu lindern, werden verschiedenste Vitaminpräparate angeboten – unter anderem Vitamin E. Dass dieses keinen Einfluss auf das Brennen und Kribbeln hat, konnten nun asiatische Forscher in einer Studie beweisen.

22.01.2018

Im Rahmen einer Chemotherapie treten bei den Patienten häufig Neuropathien an Händen und Füßen auf. Nicht selten bleiben diese noch Jahre nach der Behandlung bestehen und können sogar zu einem erhöhten Sturzrisiko führen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin