Hoffnung auf neue Therapieoption bei Neuropathien

Neuropathien sind für die Betroffenen oft sehr quälend – Foto: srisakorn - Fotolia
Millionen Menschen in Deutschland leiden unter neuropathischen Beschwerden wie Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen. Meist entstehen sie in Folge anderer Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes oder auch durch Alkoholmissbrauch; oft wird auch keine Ursache für die Beschwerden gefunden. Die diabetische Neuropathie ist besonders gefährlich, da sie das Risiko für die Entstehung eines diabetischen Fußsyndroms stark erhöht: Die Patienten bemerken aufgrund der Empfindungsstörungen kleine Verletzungen an den Füßen nicht mehr, die sich dann unerkannt und unbehandelt schnell zu chronischen Wunden entwickeln können. Ein wirksames Medikament gegen Neuropathien wäre ein medizinischer Durchbruch, da es bisher nur wenige wirksame Behandlungsoptionen gibt.
Schlüssel zur neuronalen Regeneration gesucht
Sind bereits Schädigungen an den Nerven aufgetreten, können diese theoretisch wieder ausgeglichen werden, wenn die Axone, also die Nervenzellenden, wieder neu aussprießen und so neue Verbindungen knüpfen. Ein Forscherteam um Nigel Calcutt von der San Diego School of Medicine ging nun der Vermutung nach, dass Neurotransmitter einen wichtigen Schlüssel zur neuronalen Regeneration darstellen könnten. Die Ergebnisse ihrer Forschungen veröffentlichten sie im Journal of Clinical Investigation.
Einer der wichtigsten Transmitter im peripheren Nervensystem ist Acetylcholin. Die Wissenschaftler untersuchten nun an Mäusen die Rolle des cholinergen Signalwegs. Dabei stellten sie fest, dass das Wachstum der Nervenzellen durch die Aktivierung muskarinischer Acetylcholinrezeptoren vom Typ 1 eingeschränkt wurde. Genetisch veränderte Mäuse, die an Diabetes litten, bei denen dieser Rezeptor aber nicht funktionierte, entwickelten keine Polyneuropathie. Bestätigt wurde dies durch weitere Experimente, die belegten, dass die Blockade des Acetylchonlinrezeptors neuroprotektiv wirkt.
Erfahrungen mit Anticholinergika liegen bereits vor
Ob eine Blockade des Rezeptors auch Menschen vor einer Polyneuropathie schützen kann, müssen nun weitere Studien zeigen. Da es schon eine Reihe von Medikamenten mit anticholinerger Wirkung gibt, hoffen die Forscher, dass ihre Erkenntnisse bald zu ersten klinischen Studien führen. Bisher werden sogenannte Anticholinergika unter anderem bei hyperaktiver Blase, Krämpfen, Asthma, Parkinson oder in der Augenheilkunde eingesetzt. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen der Anticholinergika gehören Müdigkeit, Verstopfung, Sehstörungen und Mundtrockenheit.
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