Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Dunkelziffer bei diabetischer Neuropathie hoch

Mittwoch, 26. Oktober 2016 – Autor: Anne Volkmann
Mehr als jeder zweite Diabetes-Patient entwickelt eine Neuropathie. Doch 60 Prozent davon wissen gar nichts von dieser Folgeerkrankung, obwohl die Symptome schon deutlich sind. Das ergab die PROTECT-Studie, die von der Initiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ durchgeführt wurde.
Diabetes und Neuropathie

Viele Diabetiker wissen nichts von ihrer Neuropathie – Foto: Zerbor - Fotolia

Neuropathien sind typische Folgeerkrankungen von Diabetes. Doch viele Betroffene wissen nichts davon, wie eine Untersuchung nun bestätigt hat. 1589 Menschen mit oder ohne Diabetes hatten an der PROTECT-Studie im Rahmen der Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ teilgenommen. Bei über 50 Prozent der Teilnehmer, bei denen bereits ein Typ-2-Diabetes bekannt war, wurden Anzeichen für eine Neuropathie festgestellt. Allerdings hatten 62 Prozent von ihnen vor der Untersuchung angegeben, dass bei ihnen keine entsprechende Diagnose gestellt wurde. Selbst wenn die Neuropathie schon mit Schmerzen verbunden war, wussten viele nichts davon. Und die Nervenschädigungen traten zum Teil sogar schon bei Prädiabetes oder unerkanntem Diabetes auf.

Nervenschäden treten schon früh auf

Eine diabetische Neuropathie und andere Neuropathieformen seien daher nicht nur Diabetes-Spätkomplikationen, betonte Studienleiter Professor Dan Ziegler vom Deutschen Diabetes Zentrum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Vielmehr könnten schon gering erhöhte Blutzuckerspiegel toxisch für die Nerven sein, so der Experte. Besorgniserregend ist auch, dass bei jedem dritten vermeintlich Gesunden HbA1c-Werte im Prädiabetes- oder Diabetesbereich gefunden wurden.

Es sind also weitaus mehr von Diabetes oder zumindest einem erhöhten Erkrankungsrisiko betroffen, als man denkt. Aufgrund der dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerte kann sich bei ihnen dann eine diabetische Neuropathie entwickeln. Das geschieht, wenn Abbauprodukte des Zuckers die Nerven und Blutgefäße bei Betroffenen schädigen. Die längsten Nerven in unserem Körper, die bis in die Füße führen, sind am empfindlichsten. Daher treten erste Symptome einer diabetischen Neuropathie meist dort zuerst auf. Sie können sich durch vielfältige Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Brennen, Taubheit, Schmerzen oder eine nachlassende Sensibilität äußern.

Neuropathie erhöht Risiko für diabetischen Fuß

Die Empfindungsstörungen können auch dazu führen, dass die Patienten Verletzungen an den Füßen nicht mehr spüren, so dass diese lange unerkannt bleiben und sich rasch zu chronischen Wunden entwickeln können. „Die diabetische Neuropathie ist ein erheblicher Risikofaktor für das Entstehen eines diabetischen Fußsyndroms“, erklärt auch Professor Ziegler. „Jährlich sind darauf in Deutschland mehr als 40.000 Amputationen zurückzuführen. Die alarmierenden Ergebnisse der PROTECT-Studie verdeutlichen, wie wichtig die Aufklärung über die diabetische Neuropathie und die regelmäßige Untersuchung der Füße sind.“

Foto: © Zerbor – Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Diabetes , Diabetischer Fuss , Diabetes-Diagnose

Weitere Nachrichten zum Thema Diabetische Neuropathie

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin