Geruchs- und Geschmacksverlust sind sicherste Zeichen für eine Corona-Infektion

Wer plötzlich nicht mehr riechen und schmecken kann, sollte auch an eine Corona-Infektion denken
Welche Hinweise helfen zu Beginn einer Coronavirus-Infektion, die Erkrankung von einer harmlosen Erkältung zu unterscheiden? Das haben Wissenschaftler der Universitäten Leipzig und Witten/Herdecke untersucht. Während der ersten Corona-Welle konnten sie feststellen, dass der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns und der enge Kontakt zu infizierten Personen ein häufiges Anzeichen für eine Coronavirus-Infektion ist. Dennoch ist es ohne einen Test kaum möglich, sicher auf eine Viruserkrankung von SARS-CoV-2 zu schließen, erklären die Forscher um Markus Bleckwenn, Professor für Allgemeinmedizin an der Universität Leipzig. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift "BMC Family Practice" erschienen.
Geruchs und Geschmacksverlust rechtfertigen PCR-Test
Nach Angabe der Wissenschaftler ist das Symptom mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für SARS-CoV-2 die Anosmie, also der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Darüber berichteten 27 Prozent der Corona-Patientinnen und -Patienten während der ersten Coronawelle vom 24. März bis 17. April.
Aufgrund dieser hohen Wahrscheinlichkeit rechtfertigt das alleinige Symptom Anosmie eine COVID-19-PCR-Untersuchung, so die Forscher. In den vergangenen Wochen sind die Labore in Deutschland bei den PCR-Testungen an ihre Leistungsgrenzen gekommen. Dadurch sind oft mehrere Tage vergangen, bis ein Abstrich-Ergebnis vorlag. Im Winterhalbjahr kommen zudem viele Erkältungen und Grippe-Erkrankungen hinzu. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat daher die COVID-19-Testkriterien angepasst.
Körperliche Untersuchung alleine reicht nicht
„Der Hausarzt oder die Hausärztin ist auch in der zweiten Welle die wichtigste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten mit dem Verdacht auf eine COVID-Infektion. Bei dieser Erkrankung können wir uns nicht alleine auf die Anamnese und körperliche Untersuchung verlassen, sondern brauchen einen PCR-Abstrich, um die Diagnose zu bestätigen“, sagt Bleckwenn. Zum Einsatz von Schnelltests ergänzt Just: „Die Durchführung in der allgemeinmedizinischen Praxis ist aufwendig. Schnelltests sind zwar schneller, aber nicht so genau wie die PCR, daher sind klinische Unterscheidungsmerkmale hier noch wichtiger.“
Denn bei der wissenschaftlichen Erhebung im Frühjahr waren die üblichen Beschwerden bei grippalen Infekten wie Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und Fieber sowohl bei den COVID-19-Patienten, also auch bei den negativ getesteten Personen vorhanden. Daher war es für die 14 an der Studie teilnehmenden Hausärzte und Hausärztinnen schwer, anhand der Anamnese und körperlichen Untersuchung auf eine COVID-19-Infektion zu schließen. Bei der Hälfte der positiv getesteten Patienten gingen sie nicht von einer Corona-Erkrankung aus.
Enger oder längerer Kontakt zu infizierten Personen weiteres wichtiges Kriterium
Bei der Studie wurden bei 374 Patientinnen und Patienten mit einem Nasen-Rachen-Abstrich die Beschwerden erfasst und mit den Testergebnissen verglichen. Bei etwa zehn Prozent der Untersuchten (n = 40) wurde SARS-CoV-2 nachgewiesen. Von den Betroffenen hatten 68 Prozent einen Kontakt ersten Grades zu einer Person mit einer nachgewiesenen Corona-Infektion. Das bedeutet, dass sie in einem engen Kontakt mit der infizierten Person, näher als anderthalb Meter, oder mindestens 15 Minuten zusammen in einem geschlossenen Raum waren.
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