Erstes Anzeichen von COVID-19 können Magen-Darm-Beschwerden sein

Appetitlosigkit, Übelkeit und Durchfall können auf eine Coronavirus-Infektion hinweisen – Foto: ©leszekglasner - stock.adobe.com
COVID-19 gilt vor allem als Atemwegs-Erkrankung. Doch erstes Anzeichen der Infektion mit dem Coronavirus können Magen-Darm-Beschwerden sein. Das zeigt eine Studie von Forschern vom Brigham and Women’s Hospital in Boston. Frühe Berichte aus China hatten gastrointestinale Symptome bereits bei bis zu der Hälfte der mit COVID-19 diagnostizierten Patienten beschrieben.
Die aktuelle Untersuchung wurde in neun Krankenhäusern in Massachusetts durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle Erwachsenen (Alter ab 18 Jahre), die am oder vor dem 2. April 2020 ins Krankenhaus eingeliefert wurden und eine im Labor bestätigte SARS-CoV-2-Infektion aufwiesen.
Die meisten Patienten waren übergewichtig
Die Patientendaten, systemische, respiratorische und gastrointestinale Symptome, Begleiterkrankungen, Laborwerte und notwendigen Therapien einschließlich der Aufnahme auf die Intensivstation und eine mechanische Beatmung sowie die Mortalität wurden dokumentiert.
Insgesamt nahmen 318 Patienten mit bestätigtem COVID-19 teil. Sie waren im Allgemeinen übergewichtig bis fettleibig (mittlerer Body-Mass-Index 30), wobei die Mehrheit kardiovaskuläre Risikofaktoren oder andere Begleiterkrankungen aufwies.
Erstes Anzeichen von COVID-19 können Magen-Darm-Beschwerden sein
Insgesamt berichteten fast zwei Drittel (61,3 Prozent) der Patienten bei der Aufnahme über mindestens ein gastrointestinales Symptom, am häufigsten über Appetitlosigkeit (34,8 Prozent), Durchfall (33,7 Prozent) und Übelkeit (26,4 Prozent). Magen-Darm-Beschwerden waren bei 20,3 Prozent der Patienten die vorherrschenden Beschwerden und bei 14,2 Prozent die ersten Symptome von COVID-19. Sie könnten also erstes Anzeichen der Erkrankung sein.
Gastrointestinale Symptome verstärken Krankheitsgefühl
Patienten mit gastrointestinalen Symptomen berichteten signifikant häufiger über Müdigkeit (65,1 Prozent gegenüber 45,5 Prozent), Muskelschmerzen (49,2 Prozent gegenüber 22 Prozent) und Halsschmerzen (21,5 Prozent gegenüber 9,8 Prozent). Insbesondere war Müdigkeit bei Patienten mit Anorexie und Durchfall häufiger, während Muskelschmerzen bei Patienten mit Anorexie, Durchfall und Übelkeit häufiger auftrat.
Patienten mit Durchfall und Übelkeit zeigten eine höhere Rate an Halsschmerzen. Zusätzlich war der Geruchs- oder Geschmacksverlust bei Patienten mit gastrointestinalen Symptomen häufiger (16,9 Prozent gegenüber 6,5 Prozent). Geruchs- und Geschmacksverlust waren mit Übelkeit und Appetitlosigkeit assoziiert.
Keine Unterschiede bei den Laborergebnissen
Die Untersuchung der bei der Aufnahme erhaltenen Laborergebnisse ergab keine signifikanten Unterschiede in der Leukozytenzahl, dem Hämoglobin, den Blutplättchen, den Gerinnungsfaktoren, Leberenzymen und
Herzmarkern zwischen Patienten mit und ohne gastrointestinale Symptome. Auch Entzündungsmarker waren zwischen beiden Gruppen ähnlich.
Eine Untergruppe (n = 202) der eingeschlossenen Patienten mit COVID-19 hatte zum Zeitpunkt der Datenanalyse den Krankenhausaufenthalt abgeschlossen. In dieser Gruppe benötigten 17,5 Prozent einen Aufenthalt auf der Intensivstation und 13 Prozent eine mechanische Beatmung. Es gab 15,8 Prozent Todesfälle.
Kein höheres Risiko für klinische Verschlechterung
Beim Vergleich der Aufnahme auf die Intensivstation, des Bedarfs an mechanischer Beatmung oder der Mortalität wurden keine Unterschiede in der Rate der klinischen Verschlechterung zwischen Patienten mit und ohne gastrointestinale Symptome festgestellt. Die Studie erschien im Fachmagazin Gastroenterology.
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