Brustkrebs: Hyperthermie kann Strahlentherapie unterstützen

Hyperthermie macht Krebszellen empfindlicher für andere Behandlungen
Bei bestimmten Krebsformen – unter anderem bei lokalen Rezidiven von Brustkrebs – kann die Hyperthermie (Wärmebehandlung) Krebszellen empfindlicher für die Strahlentherapie machen und so deren Wirksamkeit erhöhen. „Die Kombination mit Hyperthermie verbessert bei bestimmten Brustkrebsrezidiven gegen über alleiniger Bestrahlung die lokale Tumorkontrollrate um über 20% – das ist für mich ein Grund, das Verfahren allen entsprechend geeigneten Patientinnen anzubieten“, so Professor Stephan Bodis, Chefarzt am Radio-Onkologie-Zentrum KSA-KSB in Aarau in der Schweiz.
Lokale Brustkrebsrezidive nicht selten
Bei bis zu einem Drittel der Brustkrebspatientinnen kommt es innerhalb einiger Jahre nach erfolgreicher Therapie zu einem lokalen Wiederauftreten des Tumors – insbesondere dann, wenn in der Primärtherapie keine adjuvante Bestrahlung enthalten war. Nach einer Bestrahlung sind weniger Patientinnen betroffen, aber immerhin noch etwa 5 bis 15 Prozent. Dann kommen erneut Operationen, Strahlen-, Chemo- und/oder Hormontherapien zum Einsatz. Auch nach einer vollständigen Entfernung der Brustdrüse können örtliche Rezidive, sogenannte Brustwandrezidive (Thoraxwandrezidive), auftreten, die nicht selten „problematisch zu operieren sind, da oftmals ein Teil des Brustkorbes mit entfernt werden müsste“, wie Professor Bodis erörtert.
Durch Hyperthermie kann Strahlendosis reduziert werden
Gerade für Brustwandrezidive stellt die Bestrahlung eine effektive Therapiemöglichkeit dar. Bei vorbestrahlten Patientinnen muss jedoch eine erneute Radiotherapie mit einer reduzierten Strahlendosis erfolgen, um Nebenwirkungen und Toxizität möglichst gering zu halten. Für diese Fälle, aber auch für bestimmte andere Krebserkrankungen, wird an einigen onkologischen Zentren Europas eine Kombination von Bestrahlung mit dem Verfahren der Hyperthermie durchgeführt (Thermo-Radiotherapie). Auch die Kombination mit medikamentösen Krebstherapien ist möglich.
Der Effekt der Hyperthermie besteht darin, dass sie Tumorzellen empfindlicher macht hinsichtlich der eigentlichen Krebsbehandlung – sowohl Bestrahlung als auch Medikamenten. Dies ist schon in Temperaturbereichen von 41–43°C der Fall, wo gesunde Körperzellen noch relativ wärmeunempfindlich sind, weshalb die Hyperthermie bei korrekter Durchführung praktisch ohne Langzeitfolgen bleibt.
Hyperthermie wirkt über verschiedene Mechanismen
Offenbar liegen der Sensibilisierung der Tumorzellen durch die Behandlung verschiedene Mechanismen zugrunde: Zum einen werden zelluläre Reparatursysteme gehemmt, zum anderen bilden Tumorzellen verstärkt sogenannte Hitzeschockproteine, die wiederum ein Signal für das körpereigene Immunsystem („natürliche Killerzellen“) darstellen, die nun geschwächten Krebszellen zu zerstören.
Als drittes bewirkt Hyperthermie eine Zunahme der Durchblutung im überwärmten Tumorbereich, wodurch zum einen mehr Immunzellen oder auch Chemotherapeutika in den Tumor gelangen und zum anderen die Sauerstoffversorgung der Krebszellen verbessert wird. Unter Anwesenheit von Sauerstoff kommt es dann bei einer Bestrahlung zu einer verstärkten chemischen Radikalbildung (Moleküle mit großer Reaktionsfreudigkeit), was weiter zur Zerstörung von Krebszellen beiträgt.
DEGRO: Kassen sollten Hyperthermie-Kosten übernehmen
Bisher werden die Kosten für eine Hyperthermie-Behandlung von den Krankenkassen in Deutschland nur in bestimmten Fällen übernommen. Die DEGRO setzt sich dafür ein, die Behandlung allen entsprechend geeigneten Patientinnen anzubieten. Prof. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der DEGRO erklärt: „Die Datenlage zeigt, dass gerade vorbestrahlte Frauen profitieren – diesen Therapievorteil müssen wir zum Wohle der Patientinnen ausschöpfen.“
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