American Football: Häufige Gehirnerschütterungen können zu Langzeitschäden führen

American Football gehört zu den Sportarten mit hohen Verletzungsrisiko - besonders für den Kopf – Foto: ©Brocreative - stock.adobe.com
Am Wochenende war der Superbowl, und viele deutsche Fernsehzuschauer sind nachts wachgeblieben, um sich das Spektakel anzuschauen. Schon seit Jahren hält der Trend an: American Football wird auch hierzulande immer beliebter. Doch für die Spieler ist die Sportart nicht ungefährlich. Seit im Jahr 2005 erste Studien über neurologische Schädigungen an Gehirnen von American-Football-Spielern veröffentlicht wurden, stehen die gesundheitlichen Risiken und Spätfolgen von Gehirnerschütterungen in der Diskussion. Ärzte und Wissenschaftler appellieren daher regelmäßig dafür, Gehirnerschütterung nicht als Bagatellverletzung abzutun.
Gehirnerschütterungen ernstnehmen
„Gehirnerschütterungen sind ernstzunehmende Verletzungen. Sie sind ein Trauma für das Gehirn mit teilweise erheblichen neurologischen Schädigungen und der Gefahr von Folgeschäden. Wird eine Gehirnerschütterung jedoch richtig behandelt, sind die Heilungschancen sehr gut“, so Prof. Dr. med. Eckard Rickels, Chefarzt für Neurochirurgie an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Neurotraumatologie, Celle und Mitglied im Beirat der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung.
Ein typisches Zeichen für eine Gehirnerschütterung sind starke Kopfschmerzen. Auch Übelkeit, Müdigkeit und Gangunsicherheit können hinzukommen. Eine medikamentöse Therapie gibt es nicht. Daher sind Ruhe, Zeit und ein behutsamer Wiedereinstieg in Alltagsaktivitäten die wichtigsten Maßnahmen.
Langfristige neurologische Schäden möglich
Obwohl all dies bekannt ist, geben sich viele Betroffene nicht die nötige Zeit zur Erholung. Und das kann schwerwiegende Folgen haben. So konnten Studien zeigen, dass in den ersten zwei Tagen nach einer Gehirnerschütterung ein erhöhtes Risiko für das Auftreten intrakranieller Komplikationen wie beispielsweise einer Gehirnblutung vorliegt.
Kommt es im Verlauf einer Sportkarriere häufiger zu Gehirnerschütterungen, können sich die Effekte über die Zeit hinweg addieren und es drohen chronische Beeinträchtigungen. Nach Meinung von Experten kann es sogar zu einer chronisch-traumatischen Enzephalopathie kommen, auch bekannt als „Boxer-Syndrom“. Dabei handelt es sich um eine neurale Dysfunktion, die nach häufigen Schlägen oder Stößen auf den Kopf auftreten kann.
Initiative „Schütz Deinen Kopf“ klärt auf
Um langfristige Folgen zu verhindern, ist Aufklärung besonders wichtig. Das zeigen auch die Zahlen zur Häufigkeit von Gehirnerschütterungen: Rund 40.000 Fälle pro werden allein im Sport verzeichnet. Noch weitaus höher dürfte die Zahl der nicht erkannten Verletzungen sein. „Deshalb ist es wichtig, dass Prävention, Diagnostik und Nachsorge von Gehirnerschütterungen sowohl im Freizeit- und Schulsport als auch im Profisport eine größere Rolle spielen“, so Rickels weiter.
Maßgeblich zur Aufklärung in Deutschland trägt die Initiative „Schütz Deinen Kopf! Gehirnerschütterungen im Sport“ bei, die von der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung ins Leben gerufen wurde. Hier arbeiten namhafte Organisationen zusammen, um über die Früherkennung und Behandlung von Gehirnerschütterungen zu informieren. Wichtigstes Ziel ist es, allen am Sport Beteiligten das notwendige Fachwissen zum richtigen Verhalten bei Verdacht auf eine Gehirnerschütterung zu vermitteln. Auf der Website der Initiative können alle Inofrmationen kostenfrei heruntergeladen werden.
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