Gehirnerschütterung bei Kontaktsportarten: Bluttest zeigt Schädigungen an
Gehirnerschütterungen treten besonders oft bei Kontaktsportarten wie American Football, Eishockey oder Boxen auf. Auch Fußball kann gefährlich sein, da es häufig zum Aufprall mit dem Gegner kommt. Typische Beschwerden nach einer Gehirnerschütterung sind starke Kopfschmerzen, Übelkeit oder Gangunsicherheit. Da es keine medikamentöse Therapie gibt, kann nur ausreichend Ruhe dem Gehirn helfen, sich zu erholen. Doch viele Betroffene geben sich nicht die nötige Zeit zur Genesung. In der Folge kann es zu intrakraniellen Komplikationen wie beispielsweise Gehirnblutungen kommen. Auch steigt das Risiko, weitere, möglicherweise schwerwiegendere Kopfverletzungen zu erleiden, da sich das Gehirn offenbar in einer sogenannten „vulnerablen Phase“ befindet. Bei mehreren Gehirnerschütterungen hintereinander können sich die Beschwerden kumulieren; es drohen dauerhafte Beeinträchtigungen wie eine chronisch-traumatische Enzephalopathie.
Tau-Proteine im Blut nachweisbar
Wann ein Sportler nach dem Trauma wieder in den Wettkampf einsteigen kann, ist jedoch oft nicht ganz klar. Forscher haben nun herausgefunden, dass ein Bluttest dazu beitragen könnte, die notwendige Dauer der Wettkampfpause zu bestimmen. Durch den Test können sogenannte Tau-Proteine nachgewiesen werden, die bei Gehirnerschütterungen freigesetzt werden. Tau-Proteine stabilisieren das innere Zellgerüst von Nervenzellen und werden bei der Zerstörung dieser Zellen vermehrt freigesetzt. Das geschieht nicht nur bei Gehirnerschütterungen, sondern auch bei degenerativen neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson. Die Tau-Proteine können im Blut durch einen Test nachgewiesen werden.
Wissenschaftler um Jessica Gill vom National Institute of Nursing Research in Bethesda (Maryland) haben nun untersucht, ob sich durch den Test tatsächlich bestimmen lässt, wie groß die Schädigungen nach einer Gehirnerschütterung sind. An der Studie nahmen 632 amerikanische College-Studenten teil, die Kontaktsportarten wie Fußball, American Football oder Hockey betrieben. Allen Teilnehmern wurde vor der Wettkampfsaison Blut entnommen. Kam es zu einer Gehirnerschütterung, wurden ihre Blutwerte nochmals bestimmt, und zwar sechs, 24 und 72 Stunden nach dem Unfall. Bei 43 Studenten kam es während der Saison dann zu einer Gehirnerschütterung. Ihre Werte wurden mit denen von 37 Mitspielern ohne Trauma sowie 21 Studenten, die an keinen Kontaktsportarten teilnahmen, verglichen.
Bluttest könnte notwendige Wettkampfpause anzeigen
Zunächst stellten die Forscher fest, dass die Sportler schon vor der Wettkampfphase deutlich höhere Tau-Konzentrationen im Blut hatten als die Nicht-Sportler. Offenbar führt auch das Training also zu gewissen Hirnschäden. Die weiteren Ergebnisse schienen dann zunächst nicht ganz eindeutig zu sein. Denn bei einigen Sportlern kam es nach der Gehirnerschütterung zu einem Rückgang der Tau-Proteine. Nach Ansicht der Forscher könnte das mit der erzwungenen Ruhepause bis zur ersten Blutprobe zusammenhängen. Bei anderen Probanden konnte jedoch ein deutlicher Anstieg der Proteine nachgewiesen werden.
Für die Forscher besonders interessant: Der Anstieg der Werte korrelierte mit der Zeit, die später bis zur klinischen Erholung der Sportler notwendig war. Doch trotz dieser guten Vorhersagekraft bleibt der Nutzen des Bluttests unklar. Denn auch eine gründliche neurologische Untersuchung zeigt an, wann ein Sportler nach einer Gehirnerschütterung wieder einsatzfähig ist. Immerhin liefert der Test zum ersten Mal eine Möglichkeit, die Hirnschädigung objektiv zu messen und die Gesundheitsrisiken der einzelnen Sportarten festzustellen. Dies könnte dazu beitragen, die Vorsichtsmaßnahmen für die Sportler zu verstärken.
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