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Alter der Mutter offenbar weniger wichtig als gedacht

Sonntag, 25. Juni 2017 – Autor:
Ab einem Alter von 35 Jahren gelten werdende Mütter als Risikoschwangere, unter anderem weil die Wahrscheinlichkeit für Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht steigt. Doch nun besagt eine Studie, dass nicht das höhere Alter der Grund für die erhöhten Risiken sei.
Geburtsrisiken bei späten Müttern

Haben ältere Mütter immer erhöhte Geburtsrisiken? Eine Studie widerspricht dieser These. – Foto: ©famveldman - stock.adobe.com

Seit Jahrzehnten steigt in den Industriestaaten das Alter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder. Doch eine Reihe von Untersuchungen hat gezeigt, dass für Mütter ab 35 Jahren das Risiko deutlich steigt, ein Kind mit niedrigem Geburtsgewicht zur Welt zu bringen oder eine Frühgeburt zu haben. Eine neue Untersuchung stellt dies nun jedoch in Frage. Der Studie zufolge, die Mikko Myrskylä, Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock, gemeinsam mit Alice Goisis von der London School of Economics im American Journal of Epidemiology veröffentlicht hat, ist es nicht das fortgeschrittene Alter der Mütter an sich, welches die Geburtsrisiken erhöht. Welche anderen Gründe es dafür gibt, wissen die Forscher zwar nicht. Sie vermuten jedoch, dass bei älteren Müttern öfter die Lebensumstände und Einstellungen problematisch sein könnten.

Andere Einflüsse offenbar wichtiger als das Alter

Die Forscher untersuchten Tausende finnischer Familien, in denen dieselbe Mutter im Zeitraum von 1987 bis 2000 mindestens zwei Kinder bekommen hatte. Dabei isolierten die Wissenschaftler den Einfluss des Alters auf die Geburtsrisiken, indem sie die Geburten derselben Mütter in unterschiedlichem Alter verglichen. Dadurch schlossen sie die meisten anderen Einflussfaktoren aus, die sich zwar von Familie zu Familie unterscheiden, nicht aber von Schwangerschaft zu Schwangerschaft ein und derselben Frau. Auch Faktoren, die sich für dieselbe Mutter zwischen den Geburten veränderten, wie das Familieneinkommen oder schlichtweg der Rang des Kindes in der Reihenfolge der Geschwister, rechneten die Forscher als Einflüsse auf die Geburtsrisiken heraus.

Das Ergebnis: Als sich in der Statistik nur noch das Alter der Mutter veränderte, verschwand der Anstieg des Geburtsrisikos. Die Forscher schließen daraus, dass innerhalb derselben Familie ein höheres Alter der Mutter das Risiko für eine Frühgeburt oder für ein geringes Geburtsgewicht nicht verändert.

Höheres Alter muss Geburtsrisiko nicht erhöhen

Wenn die Wissenschaftler allerdings Kinder verglichen, die verschiedene Frauen zur Welt gebracht hatten, stiegen die Risiken mit dem Alter der Mutter deutlich an. So ist die Wahrscheinlichkeit, ein Baby mit niedrigem Geburtsgewicht zu bekommen, bei einer finnischen Mutter ab 40 doppelt so hoch (4,4 Prozent) wie bei Frauen zwischen 25 und 29 Jahren (2,2 Prozent). Insgesamt kommen Frühgeburten und geringes Geburtsgewicht also zwar häufiger vor, wenn die Mutter älter ist. „Ein Arzt, der nur das Alter einer schwangeren Frau kennt, kann es weiterhin nutzen, um die Geburtsrisiken abzuschätzen“, so Mikko Myrskylä. Doch für die einzelne Mutter ist nach Auffassung der Froscher das Alter nicht der tatsächliche Grund für eventuell erhöhte Geburtsrisiken.

„Die wahren Ursachen könnten eher die individuellen Lebensumstände und Verhaltensweisen der Eltern sein, die deren höheres Alter mit sich bringt", so Co-Autorin Alice Goisis. Nach Auffassung von Myrskylä müssen sich Frauen, die schwanger werden wollen, daher nicht unbedingt Sorgen über ihr Alter machen. „Persönliche Lebensumstände und das eigene Verhalten scheinen wichtiger zu sein als das Alter.“

Foto: © famveldman - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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