Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Späte Mütter haben fittere Kinder

Dienstag, 12. April 2016 – Autor:
Von wegen krank: Eine Studie mit 1,5 Millionen Schweden zeigt, dass Kinder von älteren Müttern gesünder sind und bessere Bildungschancen haben. Die Studie nimmt allerdings einen etwas anderen Blickwinkel ein.
Alte Mutter, junger Sohn: Die Kinder profitieren von den verbesserten Lebensbedingungen ihres Geburtsjahrs

Alte Mutter, junger Sohn: Die Kinder profitieren von den verbesserten Lebensbedingungen ihres Geburtsjahrs – Foto: Picture-Factory - Fotolia

Eine Schwangerschaft jenseits des 35. Lebensjahrs gilt bereits als Risikoschwangerschaft. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind mit einem Down-Syndrom geboren wird, steigt mit dem Lebensalter der Mutter stetig an. Zudem sind Kinder „später“ Mütter einem höheren Risiko ausgesetzt, im Erwachsenenalter an Alzheimer, Bluthochdruck oder Diabetes zu erkranken.

Eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock und der der London School of Economics hat nun einen ganz anderen Aspekt später Schwangerschaften aufgedeckt. Demnach sind Kinder gesünder und größer, je später sie geboren werden, und auch besser ausgebildet. Die Wissenschaftler begründen ihre überraschende These damit, dass sich Gesundheit und Bildungschancen der Menschen in den Industrieländern von Jahr zu Jahr verbessert hätten. Bekomme eine Frau ihr Baby beispielsweise zehn Jahre später, sei dieser Aufschub des Mutterwerdens von einem Jahrzehnt begleitet, in dem sich die gesundheitlichen und sozialen Bedingungen, unter denen das Kind groß werde, verändert hätten, schreiben die Autoren um Mikko Myrskylä und Kieron Barclay im Fachblatt „Population and Development Review.“

Das Geburtsjahr ist entscheidend

Die Rechnung geht so: Eine Frau, die zum Beispiel 1950 geboren wurde und im Alter von 20 Jahren ein Kind bekommt, bringt dieses 1970 zur Welt. Bekäme die gleiche Frau ihr Kind erst mit 40 Jahren, würde dieses im Jahr 1990 geboren. „Diese zwanzig Jahre machen einen enormen Unterschied aus“, sagt MPIDR-Direktor Mikko Myrskylä. Das 1990 geborene Kind, besuche beispielsweise mit viel größerer Wahrscheinlichkeit eine Hochschule als eines, das 20 Jahre früher zur Welt gekommen sei. „Da zahlt es sich aus, später geboren zu werden“, so Myrskylä.

Um den Einfluss der sozioökonomischen Lebensbedingungen bzw. das Alter der Mütter auf das Kindeswohl zu untersuchen, analysierten die Wissenschaftler Daten von mehr als 1,5 Millionen Frauen und Männern aus Schweden, die zwischen 1960 und 1991 geboren wurden. Die Daten enthielten Angaben zur Größe, körperlicher Fitness sowie Schulabschlüssen und ihren Bildungsstand. Die Faktoren Größe und körperliche Fitness gelten als gute Indikatoren für den allgemeinen Gesundheitszustand. Dabei zeigte sich, dass die Kinder älterer Mütter größer waren, bessere Schulleistungen erzielten und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine Universität besuchten als die Kinder jüngerer Mütter. Das galt auch dann, wenn die Mütter bei der Geburt des Kindes das 40. Lebensjahr bereits überschritten hatten. Auch der Vergleich von Geschwistern mit den gleichen biologischen Eltern bestätigte den Befund: Die jüngsten profitierten von besserer Fitness und Bildungschancen, ganz einfach, weil sie später zur Welt kamen.

Anders Sichtweise aufs Alter

Aus Sicht von Studienautor Mikko Myrskylä überwiegen die Vorteile eines späteren Geburtsjahrs die individuellen Risikofaktoren eines höheren Alters der Mutter. Man müsse eine andere Sichtweise auf das fortgeschrittene Alter von Müttern entwickeln, meint der Forscher: „Werdenden Eltern ist fast immer bewusst, welche Risiken mit einer späten Schwangerschaft einhergehen – die positiven Effekte kennen sie hingegen kaum.“

Offen bleibt, ob sich der Trend zu besserer Gesundheit und Bildung in den Industrieländern fortsetzen wird oder ob mit der Jahrtausendwende der Zenit bereits überschritten wurde.

Foto: © Picture-Factory - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Demografie , Schwangerschaft

Weitere Nachrichten zum Thema Geburt

16.08.2018

Auch Väter können am Baby-Blues leiden. Das geht aus einer US-Studie hervor. Schon lange bekannt ist, dass einige Mütter nach der Entbindung eine sogenannte postpartale Depression entwickeln.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin