Alkohol kann zu nächtlichen Wadenkrämpfen führen

Wadenkrämpfe können äußerst unangenehm sein – Foto: ©britta60 - stock.adobe.com
In der Nacht mit Wadenkrämpfen aufzuwachen – Für viele Menschen ist das eine große Belastung. Den Auslöser für die Beschwerden zu finden, ist oft gar nicht so einfach, da viele verschiedene Ursachen dafür in Fragen kommen. So kann neben einer Reihe anderer Faktoren auch übermäßiger Alkoholkonsum zu den nächtlichen Krämpfen führen. Nun haben Forscher um Chloé Delacour von der Universität Straßburg untersucht, wie stark der Einfluss von Alkoholkonsum auf diese nächtlichen Störungen bei Senioren über 60 Jahren ist.
An der Studie nahmen 140 Personen zwischen 60 und 86 Jahren teil. Dabei wurden Probanden mit und ohne nächtliche Wadenkrämpfe, die ansonsten ähnliche Eigenschaften wie Alter, Geschlecht, Krankengeschichte und Medikation hatten, paarweise miteinander verglichen. Die Höhe des Alkoholkonsums wurde mithilfe eines Fragebogens erfasst. Insgesamt waren unter den Teilnehmern 116 Personen, die regelmäßig Alkohol konsumierten, und 24, die ihren Angaben nach nie tranken.
Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöhte Häufigkeit von Wadenkrämpfen
Es zeigte sich, dass Probanden, die unter nächtlichen Wadenkrämpfen litten, im Durschnitt 94 g Alkohol pro Woche zu sich nahmen, Personen, die diese Beschwerden nicht hatten, jedoch nur 66 g. Daraus errechneten die Forscher, dass bei Patienten, die mindestens ein alkoholisches Getränk in der Woche konsumierten, das Risiko für Wadenkrämpfe um das 6,5-Fache größer war als bei denjenigen, die weniger Alkohol tranken. Zwischen der Alkoholmenge und der Häufigkeit der Schmerzen konnten die Wissenschaftler allerdings keinen Zusammenhang feststellen.
Alkohol könnte Atrophie von Typ-II-Fasern befördern
Übermäßiger Alkoholgenuss kann über eine Störung des Wasser- und Salzhaushalts nächtliche Wadenkrämpfe verursachen. Im Alter und bei mangelnder körperlicher Bewegung kann aber auch eine selektive Atrophie der Typ-II-Muskelfasern auftreten. Die Autoren vermuten, Alkoholkonsum könnte diese Destruktionen verstärken, was wiederum die nächtlichen Wadenkrämpfe bei Senioren begünstigen könnte.
Der kausale Zusammenhang sowie eine eventuelle Dosisabhängigkeit müsste aber noch in weiteren Studien überprüft werden, so die Autoren. Allerdings weisen sie jetzt schon auf die Bedeutung von zwei Punkten für die Praxis hin: Hausärzte könnten ihre Patienten auf den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und nächtlichen Wadenkrämpfen hinweisen und somit unter Umständen die Beschwerden verhindern. Zudem könnte ein Gespräch über solche Krämpfe auch Hinweise auf ein mögliches Alkoholproblem liefern.
Für Wadenkrämpfe kommen zahlreiche Ursachen in Frage
Neben Alkohol kommen zahlreiche weitere Faktoren als Ursachen für nächtliche Wadenkrämpfe in Frage. Dazu zählen Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushalts beispielsweise bei starkem Flüssigkeitsverlust, Magnesiummangel, Schwangerschaft, Gefäßerkrankungen, Störungen des Hormonhaushalts oder des Stoffwechsels, Muskel- oder Nervenerkrankungen oder bestimmte Medikamente. Aber auch orthopädische Probleme wie Fehlstellungen oder eine übermäßige oder zu geringe Belastung der Muskulatur (beispielsweise bei Bettlägerigkeit) können zu Wadenkrämpfen führen.
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