Die Zahl der Keuchhusten-Infektionen in Deutschland ist auf einem neuen Höchststand. So meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) im vergangenen Jahr 22.119 Fälle – die mit Abstand meisten seit Beginn der bundesweiten Meldepflicht im Jahr 2013. Damals wurden rund 12.600 Keuchhusten-Fälle pro Jahr gemeldet, 2015 waren es rund 14.000. Seit Beginn des Jahres 2017 wurden nun bereits 1.554 neue Keuchhusten-Patienten registriert. Einer der Gründe könnte eine zunehmend bessere Erfassung sein, wie Wiebke Hellenbrand, Infektionsforscherin am RKI, einräumt. Doch die Expertin geht auch von einer Zunahme der Erkrankungen aus.
Impfschutz auch für Erwachsene wichtig
Besonders gefährlich ist Keuchhusten für Säuglinge, denn sie können bleibende Schäden davontragen und sogar an der Erkrankung sterben. Im Jahr 2016 starben in Deutschland drei Babys an Keuchhusten – das sind ungewöhnlich viele. Ein großes Problem: Erst ab dem zweiten Lebensmonat können Babys gegen Keuchhusten geimpft werden. Und da es eine Weile dauert, bis der Immunschutz greift, sind Säuglinge in den ersten vier bis fünf Monaten nicht sicher geschützt. Daher ist es besonders wichtig, dass alle Menschen, die mit Babys zu tun haben, geimpft werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bei der Keuchhusten-Impfung eine sogenannte Kokon-Strategie: So sollen sich alle Kontaktpersonen von Säuglingen - Eltern, Geschwister, Großeltern, Betreuer - gegen Pertussis impfen lassen.
Doch oft ist das nicht der Fall. Untersuchungen zeigen, dass bei Schwangeren nur ein Fünftel geimpft ist, bei jungen Eltern ist es ein Drittel. Zwar erhalten die meisten Menschen in Deutschland im Säuglingsalter die empfohlene Grundimmunisierung und oft auch noch die jeweiligen Auffrischungsimpfungen im Kindes- sowie im Jugendalter. Doch an die notwendigen Wiederholungen im Erwachsenenalter denken nur die wenigsten. „Keuchhusten ist bei der Bevölkerung und auch bei Hausärzten noch nicht vollständig im Bewusstsein“, erklärt auch Hellenbrand. Wie wichtig die Impfungen jedoch sind, zeigt der Vergleich mit früheren Zeiten. Vor der Einführung der Schutzimpfung in den 1930er Jahren sind in Deutschland rund 10.000 Säuglinge pro Jahr an der Infektion gestorben.
Keuchhusten ist eine langwierige Erkrankung
Keuchhusten verbreitet sich über Bakterien im Rahmen einer Tröpfcheninfektion, also beispielsweise durch Husten, Niesen oder Sprechen. In der Regel beginnt die Erkrankung mit leichten grippeähnlichen Symptomen wie Schnupfen, Husten und Schwächegefühle. Dann tritt ein langwieriger trockener Husten auf, der die Betroffenen sehr quält. Es kommt zu krampfartigen Hustenstößen, die häufig mit einem keuchenden Einziehen der Luft enden. Die Anfälle können so schwer sein, dass es zu Erbrechen und sogar zu Leisten- oder Rippenbrüchen kommen kann. Die Erkrankung dauert normalerweise mehrere Wochen oder Monate an. Im Frühstadium lässt sie sich noch mit Antibiotika bekämpfen, später nicht mehr.
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