
Osteoporose verläuft in unterschiedlichen Stadien
Probiotika werden eine Reihe positiver gesundheitlicher Wirkungen nachgesagt und geraten somit immer stärker in den Fokus der medizinischen Forschung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Probiotika als „lebende Mikroorganismen, die – in ausreichender Menge verabreicht – dem Wirtsorganismus einen gesundheitlichen Nutzen bringen“. Meist handelt es sich dabei um Bakterien, die sich positiv auf Stoffwechselprozesse auswirken. Der Begriff Probiotika wird häufig auch für Nahrungsergänzungsmittel verwendet, die solche „guten“ Bakterien enthalten. Diese sollen in den Darm gelangen, wo sie ihre positive Wirkung entfalten können.
Probiotika scheinen Einfluss auf Knochendichte zu haben
Milliarden von Mikroorganismen besiedeln den Darm und werden als Mikrobiom oder Darmflora bezeichnet. Durcheinander gebracht werden können sie durch eine Vielzahl von Faktoren wie beispielsweise Stress oder eine Antibiotikatherapie. Eine gestörte Zusammensetzung der Darmflora wird mittlerweile als Auslöser oder Verstärker verschiedenster Krankheiten diskutiert, seit kurzem auch der Osteoporose. Tierexperimentelle Studien konnten bereits zeigen, dass die Darmflora die Knochendichte beeinflussen kann. So entwickelten keimfrei aufgewachsene Mäuse früher eine Osteoporose als andere – vor allem dann, wenn der Einfluss der Östrogene nach der Menopause nachließ.
Milchsäurebakterien reduzierten Abbau der Knochendichte
Wissenschaftler der Sahlgrenska Academy in Göteborg haben nun untersucht, wie sich Probiotika auf die Knochendichte von Frauen nach der Menopause auswirkten. An der Studie nahmen 90 Frauen teil, bei denen es bereits zu einem leichten Rückgang der Knochenmasse gekommen war, die allerdings noch keine klinische Osteoporose hatten. Im Durchschnitt waren die Probandinnen 76 Jahre alt.
Die Studienteilnehmerinnen wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe nahm täglich ein Pulver mit lebenden Milchsäurebakterien (Lactobacillus reuteri 6475) ein, die andere ein Placebo. Wie sich zeigte, konnte der Abbau der Knochendichte bei den Frauen, die das Probiotikum einnahmen, zwar nicht gestoppt, aber doch signifikant reduziert werden. Er fielt nur halb so hoch aus wie bei den Probandinnen in der Placebogruppe. Die Ergebnisse wurden im Journal of Internal Medicine veröffentlicht.
Forscher können sich Zusammenhang nicht erklären
Dennoch halten die schwedischen Forscher dies nicht für einen Beweis für die Wirkung des Probiotikums. Es handele sich um eine erste Studie mit einer begrenzten Teilnehmerzahl; die Resultate müssten noch in weiteren Studien überprüft werden. Gegen eine Empfehlung spricht bisher auch, dass in den für die Osteoporose relevantesten Knochen (Hüfte und Lumbalwirbelkörper) keine signifikante Verbesserung gefunden wurde.
Zudem haben die Wissenschaftler keine Erklärung für die Wirkung des Probiotikums auf die Knochendichte. In den Laborparametern waren keine Unterschiede aufgetreten. Der Zusammenhang zwischen Darmflora und Osteoporose muss also weiter untersucht werden, bevor konkrete Empfehlungen ausgegeben werden können.
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