Warum Waldspaziergänge so gesund sind
Studien belegen: Wer sich im Wald aufhält, tut seinem Körper und Geist etwas Gutes. So erleben die meisten Menschen einen Waldspaziergang als erholsam, sie fühlen sich ausgeruht und gestärkt, und das ist sogar messbar: Nach einem Spaziergang im Wald finden sich im Körper weniger Stresshormone und der Blutdruck sinkt. Warum dies so ist, konnte bisher nicht endgültig geklärt werden. Doch mittlerweile finden Forscher immer mehr Hinweise, dass es nicht nur die Bewegung und die Auszeit vom Alltag sind, die zu der positiven Wirkung von Aufenthalten im Wald führen. Vielmehr scheint auch das spezielle mikrobielle Gleichgewicht des Waldes gut für unsere Gesundheit zu sein.
Vielfalt von Mikroben wirkt auch auf den Menschen
Immer mehr Forscher beschäftigen sich mit der Heilkraft des Waldes. Dabei wird deutlich: Wälder sind nicht nur für das Klima und die Luftqualität wichtig, sondern wirken auch ganz konkret auf den einzelnen Menschen. So konnte festgestellt werden, dass Bäume Tausende von chemischen Substanzen produzieren, die wir beim Aufenthalt im Wald einatmen. Diese Substanzen regen die Abwehrzellen unseres Immunsystems an und sollen sogar tumorsuppressiv wirken. Auch die mikrobielle Vielfalt, der wir im Wald ausgesetzt sind, hat offenbar positive gesundheitliche Effekte.
Der Wald tut aber noch mehr für uns. Die unterschiedlichen Reize, die auf uns wirken, wie das Knacken der Äste, das Zwitschern der Vögel, das Spiel von Licht und Schatten, fordern unsere Aufmerksamkeit, ohne uns anzustrengen. Diese Art der Aufmerksamkeit ist eine für den Geist angenehmere als beispielsweise der stundenlange fokussierte Blick auf einen Bildschirm. Sogar den Augen tut der Blick ins Grün gut.
Wer in Waldnähe wohnt, kann Stress besser verarbeiten
Offenbar muss es aber nicht unbedingt der konkrete Aufenthalt im Wald sein. Schon in Waldnähe zu wohnen, wirkt sich positiv auf den Menschen aus. So konnten Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung erst kürzlich zeigen, dass Menschen, die in Waldnähe wohnen, eine gesündere Struktur der Amygdala (Mandelkern) zeigen. Dabei handelt es sich um kleine Region im Innern des Gehirns, die eine wichtige Rolle bei der Stressverarbeitung und der Reaktion auf Gefahren spielt. Das könnte erklären, warum Menschen, die in Waldnähe wohnen, Stress besser verarbeiten können.
Die Forscher wollen das Phänomen nun näher untersuchen. Denn bisher lässt sich nicht mit Sicherheit unterscheiden, ob es tatsächlich das waldnahe Wohnen ist, das sich positiv auf die Amygdala auswirkt, oder ob es Menschen mit gesünderer Amygdala eher in waldnahe Wohngebiete zieht. Die Forscher halten jedoch eine positive Wirkung der Waldnähe auf den Mandelkern für wahrscheinlicher.
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