LSD (Lysergsäurediethylamid) gehört zu den am meisten verbreiteten Drogen. Die Einnahme verändert optische und akustische Wahrnehmungen bis hin zu Halluzinationen und gibt dem Nutzer das Gefühl, alles „intensiver“ zu erleben. Auch das Zeitgefühl verändert sich. Hinzu kommt häufig eine euphorische Grundstimmung, aber auch das Gegenteil kann der Fall sein, was vor allem bei bestehenden Depressionen oder Ängsten zu sogenannten „Horrortrips“ führen kann. Ausgelöst werden diese Wirkungen, indem die Droge das neuronale Netzwerk in einen Zustand der Überaktivität versetzt und zudem ganz verschiedene Hirnregionen miteinander vernetzt.
Ungeklärt war bisher, warum die Wirkung von LSD so ungewöhnlich lange anhält. Denn obwohl die Substanz bereits nach wenigen Stunden nicht mehr im Blut nachweisbar ist, kann ein Trip bis zu 15 Stunden und in Einzelfällen sogar länger dauern. Forscher haben nun eine Erklärung für die lange Wirksamkeit der Droge gefunden.
Das LSD-Molekül wird von seinem Rezeptor fest umschlossen
Der Pharmakologe Bryan Roth von der University of North Carolina und sein Kollege Daniel Wacker haben dazu den Bindungsmechanismus von LSD an Rezeptoren im Gehirn untersucht. „Wenn man verstehen will, wie LSD und Co. wirken, muss man als erstes herausfinden, wie die Droge an die Rezeptoren der Hirnzellen bindet“, erklärt Studienleiter Roth. „Dafür muss man die Struktur dieser Bindung aufklären.“
Mit Hilfe von Röntgenkristallografie-Aufnahmen gelang es den Forschern, das im Gehirn gebundene LSD-Molekül an seiner Andockstelle sichtbar zu machen. Dabei konnten sie zeigen, dass die Droge völlig anders im Rezeptor sitzt als bisher gedacht. Das LSD-Molekül wird von seinem Rezeptor im Gehirn quasi festgehalten, indem dieser wie der Deckel einer Tupperdose das Molekül umschlossen hält. Der Trip endet erst, wenn das LSD-Molekül den Deckel „absprengt“ oder wenn die Hirnzelle den gesamten Komplex abgebaut hat. Die Studienautoren vermuten, dass diese Bindung die langanhaltende Wirkung von LSD erklärt.
Möglichkeit für neue Therapieoptionen bei psychischen Erkrankungen
Die Forscher betonen, dass es ihnen nicht nur darum ging, die lange Wirkung von LSD zu entschlüsseln. Sie hoffen vielmehr, durch ihre Forschungen neue Wege zu ebnen, die Droge in Zukunft zu modifizieren und unter kontrollierten Bedingungen in der Medizin einzusetzen. Denn Studien konnten zeigen, dass niedrigdosiertes LSD beispielsweise Alkoholikern helfen kann, trocken zu bleiben, und auch bei bestimmten psychiatrischen Erkrankungen sowie bei Cluster-Kopfschmerzen nützlich sein kann.
In weiteren Experimenten konnten die Forscher zeigen, dass schon kleine Veränderungen am Rezeptor oder LSD-Molekül die Bindung lockern und so die Wirkungszeit von LSD deutlich verkürzen können. Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, weniger halluzinogene, dafür aber medizinisch nützliche Formen von LSD zu entwickeln.
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