Ursache für rasante Metastasenbildung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt
Etwa 15.000 Menschen erkranken hierzulande jedes Jahr neu an Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Die Überlebenschancen sind zum Zeitpunkt der Diagnose oft nur noch gering, da der Krebs oft erst spät entdeckt wird und sich schnell ausbreitet. Daher gilt Bauchspeicheldrüsenkrebs auch als aggressivste Krebsart überhaupt. Warum es zu dieser schnellen Ausbreitung kommt, haben nun Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erforscht. Demnach trägt ein Faktor, der eigentlich aus einem Programm der Embryonalentwicklung stammt, zur aggressiven Ausbreitung bei. Die Erkenntnisse der Forscher wurden in der Fachzeitschrift Nature Cell Biology veröffentlicht.
Zeb1 fördert schnelle Ausbreitung der Tumorzellen
Wie das Forscherteam um Professor Thomas Brabletz nachweisen konnte, aktiviert Bauchspeicheldrüsenkrebs den Schlüsselfaktor eines embryonalen Programmes. Dieser Faktor, bezeichnet als Zeb1, steuert die Wanderung und das Überleben von Zellen in der frühen Embryonalentwicklung. In normalen, voll entwickelten Zellen ist Zeb1 stillgelegt. Wird der Faktor jedoch in Krebszellen reaktiviert, so hat das fatale Folgen: Die Tumorzellen breiten sich im Körper aus und passen sich schnell veränderten Bedingungen in einer neuen Umgebung an. Dadurch können sie zu Metastasen auswachsen und Tochtergeschwülste bilden – der Krebs schreitet aggressiv voran.
Wird Zeb1 jedoch nicht aktiviert, gelingt es den Krebszellen nicht mehr, sich leicht an eine neue Umgebung anzupassen. Somit entsteht eine Variante des Bauchspeicheldrüsenkrebses, die deutlich weniger Metastasen bildet. Dieser Mechanismus ist auch bei anderen Tumoren, wie beispielsweise aggressiven Formen des Brustkrebses, zu beobachten. Die Forscher hoffen daher, mit Hilfe dieser Erkenntnisse in Zukunft neue Therapiestrategien zur Bekämpfung von Metastasen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und anderen aggressiven Tumortypen entwickeln zu können.
Symptome in der Frühphase meist unspezifisch
Derzeit liegt die Überlebensrate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs innerhalb der ersten fünf Jahre bei etwa drei Prozent – das durchschnittliche Gesamtüberleben beträgt weniger als ein Jahr nach der Diagnose. Die einzige therapeutische Option mit Chance auf Heilung ist die chirurgische Resektion im Frühstadium, welche das Fünf-Jahres-Überleben um etwa zehn Prozent verbessert. Chemo- und Strahlentherapien haben in der Behandlung von Pankreastumoren hingegen nur eine unterstützende Funktion. Neben der schnellen Ausbreitung ist auch die späte Diagnosestellung ein Problem, denn Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht gerade in der Frühphase meist nur unspezifische Beschwerden. Symptome, die auf ein Pankreaskarzinom hindeuten können, sind unter anderem Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Gelbsucht und Fettstuhl. Auch Diabetes kann in Folge der Erkrankung auftreten.
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