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Schwangerschaft: Entzündungen können Risiko für psychiatrische Erkrankungen erhöhen

Sonntag, 6. August 2017 – Autor: anvo
Weisen Schwangere eine Erhöhung bestimmter Entzündungsparameter auf, kann dies bei den Ungeborenen zu Veränderungen in der Gehirnentwicklung führen, die später die Entstehung psychiatrischer Erkrankungen begünstigen. Das haben Wissenschaftler der Charité in einer aktuellen Studie gezeigt.
Entzündungen in der Schwangerschaft

Stress und Infektionen in der Schwangerschaft können das Ungeborene beeinträchtigen – Foto: ©jovannig - stock.adobe.com

Veränderungen der Entzündungsparameter während einer Schwangerschaft können mit einer Infektion in Zusammenhang stehen, aber auch in anderen Situationen auftreten, beispielsweise bei Übergewicht oder psychischem Stress. Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnten nun zeigen, dass aufgrund erhöhter Entzündungswerte während der Schwangerschaft Veränderungen im Gehirn des Ungeborenen entstehen können. Diese wiederum können das Risiko der Ausprägung von psychiatrischen Erkrankungen steigern. Die Ergebnisse decken sich mit früheren Erkenntnissen aus Tiermodellen sowie aus epidemiologischen Studien.

Amygdala bei Ungeborenen vergrößert

In Zusammenarbeit mit Kollegen der University of California Irvine untersuchte das Forscherteam um Professor Buß von der Charité knapp 90 schwangere Frauen und ihre Ungeborenen. Zudem wurden die Gehirne der Kinder innerhalb des ersten Monats nach der Geburt während des natürlichen Schlafes mittels Magnetresonanztomographie analysiert. Im Alter von 24 Monaten folgte anhand spielerischer Übungen eine Ermittlung der Impulskontrolle der Kinder.

Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Neugeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft erhöhte Entzündungsparameter aufwiesen, eine vergrößerte Amygdala hatten. Das ist eine Region im Gehirn, die bei emotionalen Bewertungen und dem Wiedererkennen von Situationen eine wichtige Rolle spielt. Eine veränderte Vernetzung der Amygdala mit anderen Hirnregionen wurde ebenfalls beobachtet. „Wir haben festgestellt, dass bei erhöhten Interleukin-6-Konzentrationen nicht nur neonatale Veränderungen der Amygdala auftraten. Im weiteren Verlauf hat sich gezeigt, dass diese Veränderungen mit einer geringeren Fähigkeit zur Impulskontrolle der jeweiligen Kinder im Alter von zwei Jahren verbunden waren“, so Buß.

Erhöhte Entzündungswerte mit eingeschränkter Impulskontrolle assoziiert

Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass es einen Zusammenhang zwischen erhöhten mütterlichen Entzündungswerten und einem vergrößterten Risiko für psychiatrische Erkrankungen gibt. Insbesondere das Kardinalsymptom dieser Erkrankungen, eine eingeschränkte Impulskontrolle, scheint sich zu häufen, wenn mütterliche Entzündungswerte während der Schwangerschaft erhöht sind. Auch in Tierversuchen konnte gezeigte werden, dass Infektionen und Entzündungen bei trächtigen Tieren zu Veränderungen der Gehirnentwicklung ihrer Nachkommen sowie zu Verhaltensänderungen führen.

Ebenfalls untermauert werden die Ergebnisse von epidemiologischen Studien. Sie weisen darauf hin, dass mütterliche Infektionen und andere klinische Phänotypen, die mit erhöhten Interleukin-6-Konzentrationen einhergehen, wie beispielsweise Übergewicht, das Risiko für psychiatrische Krankheiten wie Schizophrenie und Autismus erhöhen können. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden im Fachmagazin Biological Psychiatry veröffentlicht.

Foto © jovannig - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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