Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schlafmangel kann zu erhöhter Schmerzempfindlichkeit führen

Mittwoch, 31. Mai 2017 – Autor: Anne Volkmann
Schon frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, eine geringere Schmerztoleranz haben. Eine aktuelle Untersuchung hat dies nun bestätigt und gleichzeitig gezeigt, dass Koffein dem Effekt vorübergehend entgegenwirken kann.
Schlafforschung

Wer schlecht schläft, hat möglicherweise auch eine geringere Schmerztoleranz – Foto: Syda Productions - Fotolia

Immer mehr Menschen leiden unter Schlafstörungen. In Deutschland sollen es mittlerweile über sechs Prozent der Bevölkerung sein, die an behandlungsbedürftigen Ein- und Durchschlafstörungen. Damit befinden sich Schlafstörungen auf dem Niveau einer Volkskrankheit. Für die Gesundheit hat der Schlafmangel verschiedene Folgen. So kann er sich negativ auf den Blutdruck und das Immunsystem auswirken und soll sogar Diabetes begünstigen. Nun konnte eine Studie zeigen, dass akuter oder chronischer Schlafmangel möglicherweise auch die Schmerz­empfindlichkeit erhöht. Damit bestätigt die Analyse auch frühere Untersuchungen.

Müde Mäuse zeigten mehr Schmerzen

Für ihre Studie versuchten Forscher der Harvard Universität, Mäuse länger wachzuhalten, um an ihnen die Auswirkungen von Schlafmangel zu untersuchen. Dazu gab das Team um Thomas Scammel den Tieren kurz vor der Schlafens­zeit noch Nistmaterial oder andere interessante Dinge. Die Neugier der Tiere überwog ihre Müdigkeit, so dass sie länger als gewöhnlich wachblieben. Immer wieder wurden die Tiere kurz vor dem Schlafen abgelenkt, sodass sie neun oder zwölf Stunden ohne Schlaf blieben – für Mäuse ungewöhnlich lange. Danach überprüften die Forscher, wie die Tiere auf Schmerzreize reagieren, indem sie ihre Pfoten kurz mit einer heißen Platte in Berührung brachten oder Capsaicin auftrugen.

Tatsächlich konnten die Forscher zeigen, dass die Tiere umso schneller eine Schmerzreaktion zeigten, je müder sie waren. Erhielten die Tiere über einen längeren Zeitraum weniger Schlaf, steigerte sich auch die Schmerzempfindlichkeit. Ein mäßiger Schlafentzug über einen Zeitraum von fünf Tagen führte dazu, dass ansonsten gesunde Mäuse eine deutlich erhöhte Schmerzempfindlichkeit aufwiesen.

Koffein kann Schlafmangel kurzfristig ausgleichen

Die Wissenschaftler überprüften nun, ob die Schmerzempfindlichkeit durch die Gabe von Schmerzmitteln wieder gelindert werden konnte. Überraschenderweise gelang dies nicht. Ibuprofen und sogar Morphium verloren bei den von Schlafmangel geplagten Mäusen ihre schmerzlindernde Wirkung. Dagegen konnten Koffein und auch Modafinil, ein zur Behandlung der Narkolepsie eingesetztes Mittel, die normale Schmerzempfindlichkeit wieder herstellen. Bei ausgeschlafenen Mäusen hatten Koffein und Modafinil hingegen keine schmerzreduzierende Wirkung.

Ob sich die Ergebnisse aus dem Tierexperiment auf Menschen übertragbar lassen, können die Forscher noch nicht mit Sicherheit sagen. Sollte dies jedoch der Fall sein, könnte eine gute Schlafhygiene Menschen mit chroni­schen Schmerzen eventuell helfen. Die Studienautoren warnen indes davor, mit Koffein oder Modafinil grundsätzlich Schmerzen bekämpfen zu wollen, da die Aufputschmittel nicht das Schlafdefizit aufheben, das die eigentliche Ursache für die erhöhte Schmerzempfindlichkeit ist.

Foto: © Syda Productions - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Schlafstörung , Schmerzen

Weitere Nachrichten zum Thema Schlaf

20.07.2019

Wenig oder unruhiger Schlaf scheint das Risiko für Arteriosklerose deutlich zu erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie mit fast 4.000 gesunden Erwachsenen. Arteriosklerose wiederum begünstigt zahlreiche Folgeerkrankungen wie PAVK, Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin