Schlafmangel kann zu erhöhter Schmerzempfindlichkeit führen

Wer schlecht schläft, hat möglicherweise auch eine geringere Schmerztoleranz – Foto: Syda Productions - Fotolia
Immer mehr Menschen leiden unter Schlafstörungen. In Deutschland sollen es mittlerweile über sechs Prozent der Bevölkerung sein, die an behandlungsbedürftigen Ein- und Durchschlafstörungen. Damit befinden sich Schlafstörungen auf dem Niveau einer Volkskrankheit. Für die Gesundheit hat der Schlafmangel verschiedene Folgen. So kann er sich negativ auf den Blutdruck und das Immunsystem auswirken und soll sogar Diabetes begünstigen. Nun konnte eine Studie zeigen, dass akuter oder chronischer Schlafmangel möglicherweise auch die Schmerzempfindlichkeit erhöht. Damit bestätigt die Analyse auch frühere Untersuchungen.
Müde Mäuse zeigten mehr Schmerzen
Für ihre Studie versuchten Forscher der Harvard Universität, Mäuse länger wachzuhalten, um an ihnen die Auswirkungen von Schlafmangel zu untersuchen. Dazu gab das Team um Thomas Scammel den Tieren kurz vor der Schlafenszeit noch Nistmaterial oder andere interessante Dinge. Die Neugier der Tiere überwog ihre Müdigkeit, so dass sie länger als gewöhnlich wachblieben. Immer wieder wurden die Tiere kurz vor dem Schlafen abgelenkt, sodass sie neun oder zwölf Stunden ohne Schlaf blieben – für Mäuse ungewöhnlich lange. Danach überprüften die Forscher, wie die Tiere auf Schmerzreize reagieren, indem sie ihre Pfoten kurz mit einer heißen Platte in Berührung brachten oder Capsaicin auftrugen.
Tatsächlich konnten die Forscher zeigen, dass die Tiere umso schneller eine Schmerzreaktion zeigten, je müder sie waren. Erhielten die Tiere über einen längeren Zeitraum weniger Schlaf, steigerte sich auch die Schmerzempfindlichkeit. Ein mäßiger Schlafentzug über einen Zeitraum von fünf Tagen führte dazu, dass ansonsten gesunde Mäuse eine deutlich erhöhte Schmerzempfindlichkeit aufwiesen.
Koffein kann Schlafmangel kurzfristig ausgleichen
Die Wissenschaftler überprüften nun, ob die Schmerzempfindlichkeit durch die Gabe von Schmerzmitteln wieder gelindert werden konnte. Überraschenderweise gelang dies nicht. Ibuprofen und sogar Morphium verloren bei den von Schlafmangel geplagten Mäusen ihre schmerzlindernde Wirkung. Dagegen konnten Koffein und auch Modafinil, ein zur Behandlung der Narkolepsie eingesetztes Mittel, die normale Schmerzempfindlichkeit wieder herstellen. Bei ausgeschlafenen Mäusen hatten Koffein und Modafinil hingegen keine schmerzreduzierende Wirkung.
Ob sich die Ergebnisse aus dem Tierexperiment auf Menschen übertragbar lassen, können die Forscher noch nicht mit Sicherheit sagen. Sollte dies jedoch der Fall sein, könnte eine gute Schlafhygiene Menschen mit chronischen Schmerzen eventuell helfen. Die Studienautoren warnen indes davor, mit Koffein oder Modafinil grundsätzlich Schmerzen bekämpfen zu wollen, da die Aufputschmittel nicht das Schlafdefizit aufheben, das die eigentliche Ursache für die erhöhte Schmerzempfindlichkeit ist.
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