Hauttest ermöglicht frühe Parkinson-Diagnose
Derzeit gibt es keine sicheren Diagnosemöglichkeiten für Parkinson im Frühstadium – dabei kann die Erkrankung bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome jahrelang bestehen. Forscher versuchen daher seit Jahren, die Diagnosemöglichkeiten zu verbessern. Ziel ist eine Behandlung im Frühstadium, also bevor irreversible Schädigungen des Gehirns eingetreten sind. Nun ist es einer Gruppe deutscher Neurologen erstmals gelungen, die Parkinson-Erkrankung über eine kleine Hautprobe festzustellen – und zwar mehrere Jahre vor dem ersten Ausbruch der Bewegungsstörungen. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Acta Neuropathologica“ veröffentlicht.
Typische Eiweißablagerungen deuten auf Parkinson hin
Die Neurowissenschaftler um Dr. Kathrin Doppler und Prof. Dr. Claudia Sommer aus Würzburg sowie Prof. Dr. Wolfgang Oertel aus Marburg untersuchten Risikopatienten mit der sogenannten REM-Schlafverhaltensstörung sowie Patienten mit frühem Morbus Parkinson und eine gesunde Kontrollgruppe. Die REM-Schlafverhaltensstörung gilt als charakteristisches Frühsymptom der Parkinson-Krankheit, tritt aber nicht bei allen Betroffenen auf. Sie äußert sich in aggressiven Träumen und auffälligen Bewegungen im Traumschlaf. Etwa 85 Prozent der Menschen, die diese Störung haben, entwickeln innerhalb von 15 bis 20 Jahren eine Parkinson-Erkrankung.
Die Forscher entnahmen den Probanden Hautbiopsien von fünf Millimetern am Rücken sowie am Ober- und Unterschenkel und suchten mittels Doppel-Immunfluoreszenzfärbung in den feinen Nervenenden der Haut nach pathologischen Eiweißablagerungen, dem phosphoryliertem Alpha-Synuclein. „Unsere Studie liefert Evidenz dafür, dass phosphoryliertes Alpha-Synuclein schon in dermalen Nervenfasern von Patienten vorhanden ist, die an REM-Schlafstörung leiden“, erklärte Erstautorin Doppler. „Die Ablagerungen können bei diesen Patienten als periphere histopathologische Marker für eine Alpha-Synculeinopathie genutzt werden, die vor dem Einsetzen von motorischen Symptomen bei Morbus Parkinson auftritt“, so die Forscherin
Hoffnung auf neue Optionen zur Parkinson-Prävention
„Damit sind wir dem großen Ziel, Parkinson in einem frühen Stadium zu erkennen und zu stoppen, einen wichtigen Schritt näher gekommen“, kommentiert Prof. Dr. Günther Deuschl, Parkinson-Experte vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und Präsident der European Academy of Neurology. „Der Weg ist nun offen, auch bei nicht von der REM-Schlafverhaltensstörung Betroffenen einen diagnostischen Marker der Frühphase der Erkrankung zu identifizieren.“ Damit rücke die Möglichkeit einer präsymptomatischen Parkinson-Therapie näher. Außerdem hoffen die Forscher, in Zukunft Patienten für Studien zur Parkinson-Krankheitsprävention identifizieren zu können.
Die Parkinson-Krankheit gehört zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. In Deutschland leben schätzungsweise 220.000 Betroffene. Damit ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Demenz. Die Diagnose ist vor allem im Frühstadium schwer, denn Parkinson beginnt mit unspezifischen Beschwerden, zum Beispiel einer Verschlechterung des Geruchssinns, Depressionen oder Verdauungsstörungen. Erst wenn die typischen Bewegungsstörungen einsetzen, kann der Arzt darauf schließen, dass sein Patient an Parkinson erkrankt ist. Bis zu diesem Zeitpunkt hat aber schon ein jahrelanges Nervenzellsterben stattgefunden. Etwa 80 Prozent der dopaminergen Nervenendigungen und bis zu 50 Prozent der Nervenzellen in der Substantia nigra im Gehirn sind dann bereits unwiederbringlich untergegangen.
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