„Schlaf ist für das Gehirn wie ein Spülprogramm, denn im Schlaf werden Abbaustoffe ausgewaschen“, sagt Mayer, Chefarzt der Neurologie und des Schlafmedizinischen Zentrums der Hephata‐Klinik in Schwalmstadt. „Fehlt die Nachtruhe, kann sich in den Nervenzellen Abfall des Gehirnstoffwechsels anhäufen und Schaden anrichten.“
Eine mögliche Folge von Schlafmangel ist zum Beispiel, dass fehlerhaft gefaltetes Alpha-Synuklein nicht ausreichend aus dem Zentralnervensystem entfernt wird. Das Eiweiß wird als Ursache der Parkinson-Krankheit diskutiert. Es lagert sich typischerweise im Gehirn der Erkrankten ab, wo es in den Nervenzellen sogenannte Lewy-Körperchen bildet. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto mehr dieser schädlichen Ablagerungen entstehen im Gehirn.
Schlafstörung kann auf Parkinson hindeuten
Eine Störung, die im Schlaflabor aufgedeckt werden kann, ist die REM-Schlafverhaltensstörung (REM sleep behavior disorder, RBD). Im Traumschlaf ist die Muskulatur normalerweise inaktiv. Patienten mit RBD sind in dieser Schlafphase auffällig in Bewegung. Betroffen sind vorwiegend Männer über 60 mit kardiovaskulären Erkrankungen. Sie haben aggressive Träume und schlagen und treten um sich, wobei sie nicht selten sich selbst oder ihre Bettpartner verletzen.
„Wir wissen, dass etwa 90 Prozent der Betroffenen innerhalb weniger Jahre eine Parkinson-Erkrankung entwickeln.“ Auch bei REM-Schlafstörungen sind Ablagerungen von Alpha-Synuklein nachweisbar. Sie stehen derzeit im Fokus der Forschung, weil diese Patienten für eine Frühbehandlung der Parkinson-Erkrankung in Frage kommen.
Schlechter Schlaf befördert auch die Alzheimer-Erkrankung
Guter Guter Schlaf schützt das Gehirn und erhöht die Chancen, bis ins hohe Alter geistig fit und gesund zu bleiben, sagt der Neurologe und Schlafmediziner. „Abbaustoffe, die charakteristisch für die Alzheimer-Erkrankung sind, wie Tau-Proteine oder Beta-Amyloid, werden ebenfalls vorwiegend im Schlaf aus dem Gehirn gewaschen.“
Ausreichend erholsamer Schlaf ist für den Menschen überlebenswichtig. Während der Körper ruht, regenerieren die Muskeln, speichert das Gehirn Gelerntes ab und das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren, um Krankheiten abzuwehren.
Schlafstörungen lassen sich im Schlaflabor abklären
Viele Menschen, vor allem ältere, wünschen sich mehr erholsame Nachtruhe. „Nicht jeder, der das Gefühl hat, schlecht zu schlafen, leidet unter einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung“, betont der Schlafmediziner. „Aber Tagesschläfrigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen, die länger als drei Monate anhalten, sehr unruhiger Schlaf, Atemaussetzer und andere auffällige motorische Phänomene im Schlaf sollten im Schlaflabor abgeklärt werden.“
Der Hausarzt oder Neurologe müsste den Patienten überweisen. Für eine exakte Diagnose wird der Betroffene dort verkabelt, um Vitalfunktionen zu kontrollieren, es wird ein EEG aufgezeichnet und der Schlaf via Videokamera überwacht.
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