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Gütesiegel für Psychotherapie-Angebote im Internet verabschiedet

Sonntag, 11. Juni 2017 – Autor: Anne Volkmann
Im Internet tummeln sich immer mehr Psychotherapie-Angebote. Viele davon können nützlich sein, doch nicht alle erfüllen die notwendigen Qualitätsrichtlinien. Auf der Delegiertenkonferenz des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen wurde nun die Einführung eines Qualitätssiegels für psychologische Angebote im Internet verabschiedet.
Psychologisches Gütesiegel

Internet-Therapien sollten gewissen Qualitätskriterien entsprechen – Foto: stnazkul - Fotolia

Viele Patienten müssen lange auf einen Psychotherapieplatz warten. Angebote im Internet können diese Wartezeit überbrücken oder sich gezielt an Menschen richten, die den Gang zum Therapeuten scheuen. In vielen Studien wurde bereits gezeigt, dass Online-Psychotherapien tatsächlich helfen können – wenn sie denn bestimmte Qualitätsrichtlinien erfüllen. Doch genau das ist nicht immer gegeben. Auf diesen Umstand hat nun der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) mit der Einführung eines Qualitätssiegels für Apps und andere automatisierte psychologische Unterstützungsformen reagiert.

Berater häufig nur gering qualifiziert

In den vergangenen Jahren hat die Zahl an Startups mit automatisierten psychologischen und sogar psychotherapeutischen Angeboten im Internet deutlich zugenommen. Mit Sorge beobachtet der BDP, dass bei dieser Entwicklung die Qualität häufig nicht gewährleistet ist. Die Einführung eines Qualitätssiegels soll hier nun mehr Sicherheit für die Nutzer bieten. BDP-Präsident Prof. Dr. Michael Krämer betont: „Zum Schutz der Ratsuchenden sehen wir es als besonders wichtig an, die Qualität und den Datenschutz bei psychologischen Angeboten zu gewährleisten.“

Viele Gründer nehmen Konzepte aus anderen Kontexten, lassen diese programmieren und überprüfen die konkreten Wirkungen der Programme im Rahmen der Erstanwendung. „Ratsuchende werde dabei unwissentlich zu Versuchskaninchen und bezahlen auch dafür mit ihrem Geld und persönlichen Daten“, erklärt Krämer. Problematische Konzepte zur Selbstdiagnostik und der Einsatz gering qualifizierter Berater, die während der Entwicklung der Programmierung Probleme per Mail und Telefonberatung auffangen sollen, prägen häufig die Angebote auf diesen wachsenden elektronischen Markt.

Ein weiteres Problem sind die Datenschutzbestimmungen. Oft sind sie versteckt oder nur schwer verständlich und erlauben häufig die Nutzung persönlicher Daten durch Kooperationspartner. Bezahlsysteme und Internetdienstleister sammeln so Gesundheitsdaten, ohne dass die Ratsuchenden sich darüber und über die möglichen Folgen der anwachsenden Zahl der elektronischen Personenprofile im Klaren sind.

Qualitätssiegel hilft Betroffenen

„Wir, als Profis, müssen zur Orientierung für die Ratsuchenden ein Qualitätssiegel anbieten“, erklärt die Vorsitzende der Sektion Gesundheitspsychologie Julia Scharnhorst, die das Konzept mit entwickelt hat. „Besonders bedenklich ist es, wenn sich Angebote zweifelhafter Qualität an Menschen mit psychischen Erkrankungen richten und dabei eine zügige Inanspruchnahme geprüfter wirksamer Therapien verzögern oder diese sogar verhindern“, so Scharnhorst. Nach Ansicht der Expertin sind die elektronischen Unterstützungswege eine wichtige Ergänzung der bestehenden psychochologischen Interventionsformen und dürfen nicht durch Geschäftemacherei in Verruf geraten.

Um Ratsuchenden Hilfe im Dickicht der Online-Psychotherapien zu bieten, ist auf der Website der BDP eine Liste qualitätsgesicherter Anbieter von psychologischer Beratung im Internet zu finden. Alle hier aufgelisteten Berater haben eine Hochschulausbildung in Psychologie, nachgewiesene Beratungskompetenz, sind auf ethische Grundsätze verpflichtet und erfüllen die weiteren Kriterien für die Vergabe des Gütezeichens „Beratung durch PychologInnen“.

Foto: © stnazkul - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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