Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schnelle Hilfe bei Depressionen durch Internet-Therapie

Mittwoch, 25. Februar 2015 – Autor: Cornelia Wanke
MS- Patienten, die zusätzlich an Depressionen leiden, können jetzt direkt von überall aus Hilfe bekommen. Möglich macht das ein Therapie-Programm, das ein interdisziplinäres Forscher-Team des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) entwickelt hat.

Kommt der Patient nicht zum Arzt, kommt die online-Therapie zum Patienten. – Foto: Gajus

Das Team des Hamburger UKE hat eine neue Therapie-Option gegen Depressionen bei Patienten mit Multipler Sklerose in einer ersten klinischen Studie erfolgreich evaluiert: Mit dem computergestützten Therapie-Programm „deprexix“. Die Studien-Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „The Lancet Psychiatry“ publiziert. Die Studie wurde von der EU und der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Insbesondere das Risiko, eine Depression zu entwickeln, sei bei Patienten mit MS drei- bis viermal höher als in der Allgemeinbevölkerung, schreiben die Forscher im Lancet. 

Viele MS-Patienten mit Depressionen nicht behandelt, weil sie nicht mobil sind

Obwohl die hohe Depressions-Rate zu starken Beeinträchtigungen im Familien- und Arbeitsleben führen könne, würden Depressionen bei Patienten mit MS oft nicht erkannt und die Patienten deshalb nicht behandelt, da der Einsatz antidepressiver Medikamente bei MS-Patienten wegen möglicher Nebenwirkungen problembehaftet sein könne, heißt es in einer Mitteilung des Hamburger Universitätsklinikums. Zusätzlich seien viele MS-Patienten  auch in ihrer Mobilität eingeschränkt, was den Zugang zu klassischen Depressions-Behandlungen wie der ambulanten Psychotherapie weiter erschwere.

Genau hier setzen die Forscher des UKE an: Ziel der Studie sei es, Methoden der Depressionsbehandlung Patienten mit MS zugänglich zu machen, die an Depressionen leiden, denen es aber aufgrund ihrer neurologischen Symptome oft schwer fällt, eine passende Behandlung zu finden. Hierbei soll ein computergestütztes Verfahren zur so kognitiven Verhaltenstherapie eingesetzt werden, auf das die Patienten direkt von zuhause über das Internet zugreifen könne. Deprexis greift nach Angaben der Wissenschaftler die wesentlichen Elemente der Verhaltenstherapie auf. Es nutze dafür künstliche Intelligenz, um eine dialogähnliche Situation mit dem Patienten zu erzeugen. Durch diese Dialoge würden Patienten beim Erlernen neuer Strategien unterstützt, um depressive Denkstrukturen zu vermeiden und aktiv am Leben teilzunehmen.

Beweist sich Nutzen der Internet-Therapie, könnte sie auch für andere chronische Erkrankungen genutzt werden

Laut UKE nahmen 90 Patienten mit MS an dieser randomisierten dreimonatigen Studie teil – sie wurden entweder dem „deprexis“-Programm oder einer so genannten Warte-Gruppe zugewiesen. 71 Patienten beendeten die Studie. Am Ende der drei Monate hatten sich die Depressions-Werte (Beck-Depressions-Inventar) nach Angaben der Forscher in der „deprexis“-Gruppe (n = 35) signifikant verbessert. Die Werte der Wartegruppe blieben gleich.

Sollte sich der Nutzen von der Internet-Therapie in weiteren Studien bestätigen, erhoffen sich die Wissenschaftler, dass möglichst viele MS-Patienten darauf zugreifen können. Darüber hinaus könnte das Programm auch für andere Patienten-Gruppen mit chronisch-körperlichen Krankheiten hilfreich sein.

Foto: Fotolia - Gajus

.

Weitere Nachrichten zum Thema Gesundheit

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin