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Führt Fußballspielen zu O-Beinen?

Sonntag, 27. Oktober 2019 – Autor: anvo
Ob Fußballspielen in der Jugend zu O-Beinen führen kann, ist unter Experten nach wie vor umstritten. Es mehren sich jedoch Studien, die die Frage positiv beantworten. Auch eine neuere Analyse zeigt, dass intensives Fußballtraining in jungen Jahren das Risiko für O-Beine erhöht.
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Wer schon früh sehr intensiv Fußball spielt, riskiert, später O-Beine zu bekommen

Fußball als Breitensport ist gut und gesund – auch für Kinder und Jugendliche. Daran besteht kaum ein Zweifel. Doch wie sieht es bei intensivem Training aus? Viele Experten sind der Meinung, dass durch häufiges Fußballspielen das Risiko für die Entwicklung von O-Beinen und Kniegelenks-Arthrose ansteigt. Das bestätigt auch eine Studie von Forschern um Dr. Florian Wolf, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie von der Arbeitsgruppe 3D-Chirurgie der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirugie der LMU München.

Für ihre Studie führte die Arbeitsgruppe eine systematische Literaturanalyse durch. Eingeschlossen wurden dabei die Daten von über 1300 jungen männlichen Leistungssportlern im Fußball und vergleichbar große Kontrollgruppen. Alle analysierten Studien zeigten ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung von O-Beinen durch intensives Fußballtraining in der Jugend.

Mikroverletzungen stören normales Wachstum

Der Hauptgrund für das Phänomen liegt darin, dass sich die Betroffenen noch in der Wachstumsphase befinden. Wolf erklärt: „Möglicherweise entstehen durch das intensive Training bei wiederholten Mikrotraumata schädigende Effekte am Schienbeinkopf. Daraus können später Deformitäten am Schienbein resultieren.“ Die sogenannten Wachstumsfugen in den Knochen schließen sich bei Mädchen in der Regel bis zum 14./15. Lebensjahr, bei Jungen sogar erst zum 16. Lebensjahr.

O-Beine sind dabei nicht nur optisch ein Problem, sondern können auch weitere Erkrankungen nach sich führen. Denn durch die O-Deformierung werden die Strukturen auf der Innenseite des Kniegelenkes stärker belastet. Dies kann mit zunehmendem Alter zu einer Kniegelenks-Arthrose führen. Mitunter kann sogar ein künstliches Kniegelenk notwendig werden.

In schweren Fällen kann Operation helfen

Nach Aussage von Wolf sollten sich Patienten mit O-Beinen oder Schmerzen am inneren Kniegelenksspalt einer sorgfältigen klinischen und radiologischen Untersuchung mit Analyse der Beingeometrie unterziehen. Ab einem bestimmten Grad der Abweichung beziehungsweise der Beschwerden ist eine Achskorrektur der Beine zu erwägen, so der Mediziner.

„Dabei greifen wir operativ je nach Ort der Deformität am Schienbeinkopf oder Oberschenkelknochen in Kniegelenksnähe, selten auch an beiden Knochen ein“, erklärt Wolf. „Bei der klassischen Methode wird nach Durchtrennung des Knochens mit Platten die korrekte Beinachse fixiert. Falls bei einer begleitenden Verdrehung der Knochen die Füße sehr weit nach innen oder außen stehen, die Hüften ungünstig eingestellt sind oder gar zusätzlich eine Beinlängendifferenz vorliegt, wird eine Korrektur mit Marknägeln bevorzugt.“

Besonders die Umstellungs- und die Verlängerungs-Operationen mit Marknägeln lassen sich minimal-invasiv durchführen. Nach Angaben von Wolf müssen die Patienten anschließend für durchschnittlich vier bis sechs Wochen an Stützen gehen und können dann wieder sportlich aktiv sein.

High-Impact-Sportarten erhöhen Risiko für Deformitäten

Eine nur leichte O-Bein-Stellung ohne anhaltende Beschwerden sollte jedoch zunächst konservativ behandelt werden. Dabei empfiehlt sich beispielsweise das Vermeiden besonderer Spitzenbelastungen, eine Kräftigung der Muskulatur, eine Schuhaußenranderhöhung und die Gabe entzündungshemmender Medikamente.

Nicht nur Fußballspielen kann das Risiko für O-Beine erhöhen. Das Phänomen bei heranwachsenden Leistungssportlern wird in geringerem Ausmaß auch bei anderen Sportarten wie Tennis, Handball und Volleyball beschreiben. Auch hier werden als Ursache die häufigen, schnellen Richtungswechsel vermutet.

Foto: © BillionPhotos.com - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Prävention und Reha
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