Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Das „Böse“ im Menschen – Was antisoziale Persönlichkeiten eint

Samstag, 27. Oktober 2018 – Autor: anvo
Egoisten, Machiavellisten, Narzissten, Psychopathen und Sadisten – All diese Persönlichkeitstypen haben offenbar mehr gemeinsam, als sie trennt. Das konnten Forscher zeigen, indem sie viele dieser problematischen Persönlichkeitseigenschaften auf wenige grundlegende Prinzipien zurückführten.
dark factor, das Böse im Menschen

Was hinter der Maske anderer Menschen wirklich steckt, ist oft schwer zu erkennen – Foto: ©BillionPhotos.com - stock.adobe.com

Ob es „das Böse“ überhaupt gibt, ist unter Psychologen und Philosophen umstritten. Doch ohne Zweifel gibt es bestimmte Persönlichkeitstypen, die antisoziale Tendenzen haben, egoistisch und rücksichtlos handeln und dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben. Zu diesen Persönlichkeiten gehören unter anderem Egoisten, Narzissten, Psychopathen oder Sadisten. Psychologen aus Ulm, Landau und Kopenhagen konnten nun zeigen, dass diese Persönlichkeitstypen vieles gemeinsam haben. Bezeichnet wird dieser gemeinsame Kern von ihnen als der „dark factor“ (D-Faktor) der Persönlichkeit.

„Dark factor“ als Grundkonzept für problematische Persönlichkeiten

Beim D-Faktor handelt es sich um ein Konzept, das Menschen beschreibt, die eine extreme Form der individuellen Nutzenmaximierung betreiben und dabei bereitwillig Schäden für andere in Kauf nehmen oder sogar absichtlich herbeiführen. Die Personen neigen zudem dazu, dieses Verhalten vor sich selbst und vor anderen zu rechtfertigen.

„Kernbestandteil dieses dunklen Faktors der Persönlichkeit ist ein übertriebener Egoismus, der negative Auswirkungen auf andere oder die Gesellschaft im Allgemeinen hat. Dieser wird begleitet von Überzeugungen, die Schuldgefühle, Gewissensbisse und moralische Skrupel verhindern“, erklärt Professor Morten Moshagen, Leiter der Abteilung psychologische Forschungsmethoden an der Universität Ulm. Gemeinsam mit Professor Benjamin Hilbig von der Universität Koblenz-Landau und Professor Ingo Zettler von der Universität Kopenhagen hat Moshagen die aktuelle Studie durchgeführt.

Hoher D-Faktor erhöht auch Risiko für Kriminalität und Gewalttätigkeit

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler neun verschiedene Persönlichkeitseigenschaften. Dazu zählten Egoismus, Gehässigkeit, Machiavellismus, moralische Enthemmung, Narzissmus, Psychopathie, Sadismus, Selbstbezogenheit und übertriebene Ansprüchlichkeit. Die Forscher fanden dabei heraus, dass sich praktisch alle diese Eigenschaften auf den D-Faktor als dunklen Persönlichkeitskern zurückführen lassen.

Praktisch bedeutet dies, dass beispielsweise Menschen mit einer hohen Narzissmus-Tendenz mit großer Wahrscheinlichkeit auch ausgeprägte machiavellistische und psychopatische Persönlichkeitszüge zeigen. „Außerdem ist bei Menschen mit einem starken D-Faktor statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit hoch, kriminell oder gewalttätig zu werden oder anderwärtig gegen soziale Regeln zu verstoßen“, so die Forscher.

Forscher untersuchten Verhalten in verschiedenen Tests

Für die vierteilige Untersuchung wurden insgesamt mehr als 2500 Personen befragt. Die Forscher haben dabei die Studienteilnehmer mit einem umfangreichen Fragenkatalog konfrontiert, um besondere Persönlichkeitszüge strukturiert erfassen zu können. Außerdem wurden Verhaltensexperimente durchgeführt wie das so genannte Diktatorspiel, bei dem die Teilnehmer Geld an sich selbst und unbekannte Mitspieler verteilen können. Die Ergebnisse dieses Spiels gelten als Maß für egoistisches beziehungsweise altruistisches Verhalten. In einem weiteren Verteilungsexperiment hatten die Probanden zudem die Gelegenheit, durch aktives Lügen zusätzlichen Profit zu machen. Der wissenschaftliche Sinn dieses Spiels ist es, problematische Verhaltensweisen wie Unehrlichkeit zu erfassen.

Egoismus und Unehrlichkeit eint Menschen mit hohem D-Faktor

„Der D-Faktor ist ein guter Indikator für die Vorhersage von egoistischem und unehrlichem Verhalten und weitaus aussagekräftiger als es die spezifischeren Eigenschaften wie Narzissmus sind“, so Zettler. Besonders interessant war für die Forscher auch die Analogie zum sogenannten „g-Faktor“, einem Konzept des britischen Intelligenzforschers und Psychologen Professor Charles Spearman. Dieser „general factor of intelligence“ erklärt, dass Menschen, die gute Ergebnisse in einer bestimmten Form von Intelligenztests zeigen, häufig auch bei anderen Arten von Intelligenztests gut abschneiden.

„Wie der g-Faktor ist der D-Faktor ein allgemeines Konzept, das verschiedene Ausprägungen haben kann“, erläutert Professor Hilbig. Das bedeutet, dass sich ein hoher dark factor in ganz verschiedenen problematischen Verhaltensweisen und Persönlichkeiten äußern kann. „Zugespitzt formuliert könnte man sagen, dass, wenn ein Chef genüsslich seine Mitarbeiter herunterputzt, die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er auch seine Geschäftspartner ausnutzt, Steuern hinterzieht oder seine Frau betrügt“, behauptet Ulmer Psychologe Morten Moshagen. Veröffentlicht wurde die aktuelle Studie in der Fachzeitschrift Psychological Review.

Foto: © BillionPhotos.com - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Psychiatrie

Weitere Nachrichten zum Thema Soziales Verhalten

27.11.2014

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zeichnet drei Projekte mit dem Antistigma-Preis 2014 aus. Die Preisvergabe findet im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung „Diagnose ‚psychisch krank‘ – Anzeichen und Symptome erkennen“ auf dem DGPPN Kongress 2014 am kommenden Samstag im CityCube Berlin statt.

Wenn Selbstbewusstsein in Selbstverliebtheit umschlägt, sprechen Ärzte von Narzissmus. Wissenschaftler der Charité haben jetzt herausgefunden, dass eine narzisstische Persönlichkeitsstörung tatsächlich mit einer veränderten Anatomie des Gehirns einhergeht.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin