Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Betriebe vernachlässigen Schutz vor psychosozialen Risiken

Mittwoch, 30. Juli 2014 – Autor: Cornelia Wanke
Eine aktuelle Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Pychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zeigt: Es gibt großen Nachholbedarf bei der Beurteilung von psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz. Arbeitgeber sind hier gefordert.

Beim Schutz vor Arbeitsunfällen ist Deutschland top - aber bei der Vermeidung von psychosozialen Risiken? – Foto: Aintschie - Fotolia

Die gemeinsam mit der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Freiburg durchgeführte Studie der DGPPN legt offen, dass der Schutz vor psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz lange vernachlässigt wurde. Wenn es um unseren Körper gehe, sei Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz heute selbstverständlich, schreibt die DGPPN in einer Pressemitteilung. Schon lange trügen die Gesetze und Verordnungen, um Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz zu reduzieren, ihre Früchte. So sein in den vergangenen 50 Jahren die Zahl der Arbeitsunfälle um 75 Prozent zurückgegangen und befinde sich heute auf einem historisch tiefen Stand.

Schutz vor Arbeitsunfällen ist in Deutschland längst in den Betriebsalltag integriert

Im Gegensatz dazu sei der Schutz vor psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz lange vernachlässigt worden. Dabei nehmen die Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen quer durch alle Branchen zu. Mit 40 Millionen Arbeitsunfähigkeitstagen stehen sie heute auf Platz zwei der Krankschreibungen. Zudem werden rund 75.000 Menschen pro Jahr aufgrund von psychischen Erkrankungen frühberentet. Andauernde Überforderung am Arbeitsplatz könne sowohl bei der Entstehung als auch bei der Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen von Bedeutung sein, so die DGPPN

Ende 2013 hätte die Politik endlich reagiert und die Gefährdungsbeurteilung auch bezüglich psychischer Belastungen im Arbeitsschutzgesetz aufgenommen. Allerdings seien die Vorgaben an den Arbeitgeber zur Umsetzung kaum verbindlich geregelt. Eine aktuelle Studie der DGPPN und der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Freiburg zeige: Die Möglichkeiten der Sanktionierung sind in Deutschland im Vergleich zu europäischen Nachbarländern minimal.

DGPPN fordert, dass psychosoziale Risikofaktoren stärker berücksichtigt werden

Die DGPPN dazu: „Wer als Arbeitgeber die Gefährdungsbeurteilung bei psychosozialen Risikofaktoren vernachlässigt oder gar nicht vornimmt, hat zunächst mit keinen Konsequenzen zu rechnen. Die zuständigen Landesbehörden für Arbeitssicherheit haben in Zukunft auch die Einhaltung der Gesetzesvorgaben für psychische Gesundheitsgefährdungen zu überwachen und den Arbeitgeber auf die Verletzung seiner Pflichten hinzuweisen. Erst wenn nach diesem Hinweis innerhalb einer Frist keine Nachbesserung erfolgt, kann die Pflichtverletzung als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld geahndet werden. Deutschlands europäische Nachbarn sind hier größtenteils in ihrer Gesetzgebung wesentlich konsequenter und können als Vorbild gelten.“

Die DGPPN fordert deshalb, psychosoziale Risikofaktoren in der Arbeitswelt stärker zu berücksichtigen und in die gemeinsame Verantwortung von Politik, Arbeitgebern und Beschäftigen zu rücken. Die bisherigen Defizite in der Umsetzung des erweiterten Arbeitsschutzgesetzes seien dringend zu beheben. Es brauche verbindliche Reglungen unter Beteiligung von Sicherheitsfachkräfte und Arbeitsmedizinern mit entsprechender Qualifikation. 

Foto: Aintschie - Fotolia.com

Hauptkategorie: Prävention und Reha

Weitere Nachrichten zum Thema Psychosomatik

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin