
Tausende Teenager in Deutschland sollen süchtig nach Social Media sein – Foto: ©carballo - stock.adobe.com
Schlafmangel, Realitätsflucht, sogar Depressionen – all das sollen Folgen einer exzessiven Nutzung von Social Media sein können. Besonders Kinder und Jugendliche scheinen gefährdet zu sein. Das besagt zumindest eine Studie, die von der DAK und dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf erstellt wurde. Für die Untersuchung "Whatsapp, Instagram und Co. - so süchtig macht Social Media“ haben Marktforscher von Forsa 1001 Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren zu ihren Gewohnheiten im Umgang mit den sozialen Medien befragt.
100.000 Kinder und Jugendliche sollen süchtig nach Social Media sein
Zunächst untersuchten die Forscher, wie lange die Kinder und Jugendliche Messengerdienste wie Whatsapp und Snapchat, soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram sowie Foren und Blogs nutzen. Dann überprüften sie, welche Folgen dies für die Jugendlichen hatte. Die Ergebnisse: Jungen und Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren verbringen im Durchschnitt rund zweieinhalb Stunden täglich mit sozialen Medien. Und das kann negative Konsequenzen haben. Der Studie zufolge entstehen durch intensive Social-Media-Nutzung nicht selten gesundheitliche Probleme – und sogar Depressionen sollen die Folge sein können.
Je länger und häufiger Kinder und Jugendlichen online sind, desto höher ist das Suchtrisiko, so die DAK. Nach Angaben der Krankenkasse sind rund 100.000 Kinder und Jugendliche abhängig von Social Media. Spitzenreiter in der Nutzung ist WhatsApp, gefolgt von Instagram und Snapchat. Mädchen sind länger in sozialen Medien unterwegs als Jungen – im Schnitt knapp über drei Stunden pro Tag, Jungen dagegen "nur" 2,5 Stunden. Je älter die Befragten werden, desto mehr Zeit verbringen sie in den sozialen Netzwerken. Mädchen zwischen 16 und 17 Jahren sind fast 3,5 Stunden pro Tag mit WhatsApp und Co. beschäftigt, gleichaltrige Jungen 2,75 Stunden.
Social-Media-Sucht könnte Depressionen begünstigen
„Viele Kinder und Jugendliche chatten, posten und liken von früh bis in die Nacht“, erklärt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Einige rutschen in die Abhängigkeit. Darauf müssen wir reagieren, damit Betroffene und ihre Familien Hilfe bekommen. Das Liken darf nicht zum Leiden werden.“ Besonders alarmierend ist der Zusammenhang zwischen Social-Media-Sucht und Depressionen, denn wer von sozialen Medien abhängig ist, hat ein höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken als Nicht-Süchtige. Es kann auch sein, dass sich depressive Kinder und Jugendliche häufiger in die virtuelle Welt zurückziehen und deshalb ein Suchtverhalten entwickeln. In jedem Fall verstärken sich die beiden Faktoren, sodass eine ernste gesundheitliche Gefahr droht.
Bei den befragten Kindern und Jugendlichen führt die häufige Beschäftigung mit Social Media auch zu negativen sozialen Auswirkungen. Jeder dritte Befragte nutzt soziale Medien, um nicht an unangenehme Dinge denken zu müssen. Bei den Mädchen sind es sogar 40 Prozent. Knapp ein Viertel der Befragten bekommt wegen der Nutzung sozialer Medien zu wenig Schlaf. Und jeder Fünfte streitet mit den Eltern über den das Thema Social Media, bei den 12- bis 13-Jährigen sogar jeder Dritte. 13 Prozent sind unglücklich, wenn sie keine sozialen Medien nutzen können. Acht Prozent der Befragten sind mit allen Freunden ausschließlich über soziale Medien in Kontakt.
Hilfe beim Umgang mit Facebook und Co.
„Soziale Medien sind wichtige Kommunikationskanäle für Kinder und Jugendliche“, sagt Andreas Storm. „Da wir unsere Versicherten ein Leben lang begleiten, wollen wir die Risiken früh erkennen, benennen und Hilfe anbieten.“ Kinder müssten lernen, mit digitalen Medien umzugehen. Sie sollten Chancen und Risiken dieser Medien sehen. Aber auch Eltern, Lehrer und Erzieher brauchen Unterstützung, damit sie Kinder auf ihrem Weg zu medienkompetenten Anwendern begleiten. Die DAK will nun gemeinsam mit den Suchtexperten des UKE in Kürze eine kostenlose Hotline und einen Experten-Chat für Betroffene und Angehörige freischalten.
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