Wer in Schottland mit Kindern Auto fährt, darf nicht mehr rauchen. Das hat im vergangenen Jahr das schottische Parlament beschlossen. Bei einem Verstoß ist ein Bußgeld in Höhe von umgerechnet 119 Euro fällig. Für den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist die schottische Regelung auch für Deutschland vorbildlich. Dr. Thomas Fischbach, Präsident des BVKJ, erklärte in einer Mitteilung des Verbandes: „Schon beim Rauchen einer einzigen Zigarette steigt die Konzentration der Tabakrauchpartikel im Fahrzeuginneren drastisch. Mit jedem Atemzug gelangen Tausende Chemikalien in ihre Lungen, die unter anderem Asthma, Bronchitis und langfristig auch Krebs verursachen können.“
Tausende Todesfälle durch Passivrauchen
Jedes Jahr sterben in Deutschland Schätzungen zufolge rund 3000 Menschen durch Passivrauchen. Bei Babys gehört das Passivrauchen zudem zu den Hauptrisikofaktoren für plötzlichen Kindstod. Um auf die Gefahren des Passivrauchens im Auto hinzuweisen, wurde im Sommer 2016 die Initiative „rauchfrei unterwegs“ durch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung gestartet. Partner der Aktion sind unter anderem die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Auch der Bundesverband der Kinder-und Jugendärzte sowie das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. unterstützen „rauchfrei unterwegs“.
Mehr Rücksicht auf Kinder nehmen
Nach Angaben des DKFZ werden beim Rauchen im Auto selbst bei geöffnetem Fenster Schadstoffkonzentrationen wie in einer Raucherkneipe erreicht. Kinder, die im Auto mitfahren, können sich dagegen nicht wehren, wie Holger Hoffmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks, betont: „Während sich Erwachsene ihren Aufenthaltsort normalerweise selber aussuchen können, haben vor allem jüngere Kinder diesen Freiraum nicht. Sie sind den Umgebungsbedingungen ausgesetzt und können sich einer verrauchten Umwelt nicht entziehen. Hier müssen Erwachsene mehr Rücksicht nehmen. Kinder haben ein Recht auf ein gesundes Aufwachsen.“
Kinder reagieren besonders empfindlich auf die Schadstoffe, die beim Rauchen freigesetzt werden. Zum einen haben sie eine höhere Atemfrequenz, zum anderen ist ihr Körper noch nicht ausreichend ausgereift, um die Giftstoffe abzubauen. Auch können ihre Organe, die sich noch in der Entwicklung befinden, wie beispielsweise die Lunge, schwer geschädigt werden. Bei allen Kindern, die in einem Raucherhaushalt aufwachsen, lassen sich die entsprechenden Schadstoffe im Blut nachweisen.
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