Alkoholkonsum bei Teenagern kann zu emotionaler Labilität führen

Früher Alkoholkonsum kann das Gehirn dauerhaft verändern – Foto: ©Yeko Photo Studio - stock.adobe.com
Dass übermäßiger Alkoholkonsum dem Gehirn schaden kann, ist bekannt. Für Jugendliche gilt das besonders, da ihr Gehirn sich noch stark im Umbau befindet. Forscher der University of Illinois at Chicago Center for Alcohol Research in Epigenetics konnten nun zeigen, dass Menschen, die bereits als Jugendliche viel Alkohol getrunken haben, später Veränderungen der Amygdala aufwiesen, die ihre häufig vorhandenen emotionalen Probleme erklären. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Alkoholkonsum in jungen Jahren nachhaltige Schäden des Gehirns verursachen kann, die zu der emotionalen Labilität führen können.
Veränderungen in der Amygdala
Die Amygdala ist eine wichtige Schaltstelle im Gehirn für die Verarbeitung emotionaler Signale. Informationen werden hier einer Gefahrenanalyse unterzogen und von hier aus werden Angst- und Alarmreaktionen ausgelöst.
Das Forscherteam um Subhash Pandey hat nun die Amygdala bei 44 Personen untersucht, die im Alter von Ende 50 gestorben waren und die bereits in früheren Jahren exzessiv Alkohol getrunken hatten. Diese verglichen sie mit den Gehirnen von 11 Personen, die erst im Erwachsenenalter zu trinken begonnen. Beide Gruppen waren vor ihrem Tod alkoholabhängig gewesen. In einer Kontrollgruppe wurden Personen untersucht, die keine Alkoholprobleme hatten.
Wachstumsfaktor BDNF vermindert
Die Forscher konnten in den Amygdalae der Personen, die bereits als Jugendliche Alkohol konsumiert hatten, ein um 30 Prozent verstärktes Steuergen für den Nervenwachstumsfaktor BDNF nachweisen. Da das Steuergen BDNF-AS die Produktion von BDNF hemmt, war der Wachstumsfaktor im Gehirn der „früheren Trinker“ reduziert. Darin unterschieden sich die Personen, die schon in jungen Jahren viel Alkohol konsumiert hatten, von denen, die erst später zu trinken begonnen hatten oder gar keinen Alkohol konsumierten.
Wie die Forscher betonen, kann eine verminderte BDNF-Konzentration in der Amygdala auf eine niedrigere emotionale Lernfähigkeit hindeuten. Dies könnte erklären, warum Menschen, die als Jugendliche bereits Alkoholprobleme hatten, im Erwachsenenalter häufiger emotionale Schwierigkeiten haben.
Epigenetische Veränderungen erklären emotionale Labilität
Studienleiter Pandey führt die Langzeitwirkung des frühen Alkoholkonsums auf epigenetische Störungen zurück. Die Epigenetik befasst sich mit Veränderungen der Zelleigenschaften, die auf die Tochterzellen vererbt werden, ohne dass die DNA-Sequenz verändert werden würde. Die Mutationen betreffen beispielsweise die Aktivität von Chromosomen. Frühere Studien haben bereits Hinweise dafür geliefert, dass anhaltende Änderungen der Lebensumstände (Ernährung, Bewegung, Ortswechsel etc.) zu epigenetischen Veränderungen führen können.
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