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Zu wenig Reha für Senioren

Donnerstag, 21. September 2017 – Autor:
Bei der Behandlung älterer Menschen gilt der Grundsatz „Reha vor Pflege“. Die Reha kann Pflegebedürftigkeit verhindern oder hinausschieben. Doch sie wird Senioren zu selten verordnet, heißt es im Vorfeld des Deutschen Reha-Tages am 23. September.
Reha

Reha-Maßnahmen für Senioren könnten der Pflegebedürftigkeit vorbeugen – Foto: ©zinkevych - stock.adobe.com

Studien zeigen, dass Rehabilitation Pflege verhindern oder zumindest hinausschieben kann. Doch Reha-Leistungen werden Senioren zu selten verordnet, kritisiert Dr. York Dhein, Vorstandschef der Johannesbad Gruppe, die auch Reha-Kliniken betreibt.

Patienten müssten beim Arzt nach einer Reha fragen. Dieser beantrage dann die Maßnahme. Das sei aber meist sehr kompliziert, meint Dhein. Ablehnungen seien die Regel, Anträge müssten wieder und wieder geschrieben werden. Patienten, die noch um Arbeitsleben stehen, erhalten eher eine Reha. Bei ihnen geht es um die Wiederherstellung der Arbeitskraft, die nicht die Krankenkasse sondern die Rentenversicherung finanziert.

Zu wenig Reha für Senioren

Doch auch die Reha-Branche müsse umdenken, so der Johannesbad-Chef. Noch immer befinden sich die meisten Reha-Kliniken in ländlichen Gegenden und sind für Stadtbewohner schlecht erreichbar. Mehr ambulante und wohnortnahe Angebote müssten her: „Wir müssen die Reha zu den Menschen bringen, wohnortnah, ambulant und stationär verzahnt“, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.

Auch die Deutsche  Gesellschaft für Geriatrie plädiert dafür, das Reha-Angebot für Senioren auszubauen. Eine Möglichkeit sind mobile Reha-Einrichtungen, die die betagten Patienten zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung aufsuchen und dafür sorgen, dass Senioren länger selbstständig bleiben und zunehmende Pflegebedürftigkeit vermieden wird.

Mobile Reha betreut Senioren daheim

Bislang gibt es rund 20 Standorte in Deutschland, einer davon ist die Mobile Reha Bremen. „Es gibt eine deutliche Zahl an Patienten, die unter- beziehungsweise nicht versorgt sind und erst mithilfe der mobilen Geriatrie ein Rehabilitations-Angebot erfahren“, sagt Dr. Rudolf Siegert, medizinischer Geschäftsführer der Mobilen Reha Bremen und Chefarzt der Klinik für Geriatrie, Physikalische Medizin und Rehabilitation am Klinikum Bremen Ost.

Dabei gehe es um die Menschen, die von einer Reha-Maßnahme nur profitieren könnten, wenn diese in ihrem vertrauten Wohnumfeld erfolge, sei es im eigenen Haus oder in einer Pflegeeinrichtung – etwa nach einer Schenkelhalsfraktur oder einem Schlaganfall.

Klinik-Chefs befürchten Abbau der stationären Angebote

In der Mobilen Reha Bremen arbeiten Ärzte und Pflegefachkräfte mit Fachleuten aus den Bereichen Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Ernährungs- und Sozialberatung zusammen. Es gibt Fallbesprechungen und die Festlegung von Reha-Zielen. Die Patienten werden einzeln von einem Therapeuten betreut.

Zwar ist der Anspruch auf Versorgung durch mobile Geriatrie gesetzlich verankert, dennoch gebe es bislang wenig Interesse, solche Angebote zu schaffen. Ein Grund: Klinik-Chefs befürchten, dass Bettenplätze wegfallen oder Zusatzkosten entstehen könnnten. „Unsere Erfahrung in Bremen zeigt das Gegenteil: Die Anzahl geriatrischer Behandlungsplätze ist deutlich gestiegen“, betont Siegert. Die mobile Reha arbeite wirtschaftlich. Zudem sei das Zulassungs-Verfahren für deren Einrichtung jetzt deutlich vereinfacht worden, heißt es in einer Pressemitteilung.

Foto: zynkevich/fotolia.com

Hauptkategorie: Pflege
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