Zu welcher Tageszeit essen? Studie belegt Unterschiede im Fettstoffwechsel

Morgens wie ein Kaiser, abends wie ein Bettler? Tatsächlich verändern sich Fettmuster im Blut und Insulinempfindlichkeit im Laufe des Tages
Morgens wie ein Kaiser essen, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler. Die alte Volksweisheit hat möglicherweise einen Hintergrund, der mit dem Fettstoffwechsel und der Insulinempfindlichkeit erklärt werden kann. Auch die über 2000 Jahre alte Ayuverda Ernährungslehre geht davon aus, dass die Hauptmahlzeit am Mittag eingenommen werden sollte, weil der Stoffwechsel dann auf Hochtouren läuft. Abends hingegen kocht der Körper danach nur noch auf Sparflamme. Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam bestätigen diese Erkenntnisse nun in gewisser Weise.
672 Blutfette analysiert
Das Team um PD Dr. Olga Ramich, Leiterin der Forschungsgruppe „Molekulare Ernährungsmedizin am DIfE erforscht die Zusammenhänge zwischen innerer Uhr, Zusammensetzung der Nahrung und Stoffwechselerkrankungen. In einer Studie mit 29 gesunden, nicht-adipösen Männern haben die Forscher nun die Auswirkungen einer kohlenhydratreichen im Vergleich zu einer fettreichen Mahlzeit in Abhängigkeit zur Tageszeit untersucht. Dafür wurde das das Lipidom, also die Gesamtheit der Lipide im Blut der Probanden nach den jeweiligen Testmahlzeiten bestimmt. Insgesamt analysierten die DIfE- Wissenschaftler 672 Fette aus 14 Fettklassen und dazu noch die Expression der Gene des Lipidstoffwechsels im Fettgewebe. Die Studie dauerte vier Wochen.
Insulinempfindlichkeit abends herabgesetzt
Das Ergebnis: Nicht nur was, sondern auch wann gegessen wird, beeinflusst die Zusammensetzung der Fette im Blut. Dabei änderten sich rund ein Drittel der Lipide in Abhängigkeit von der Tageszeit. Und auch die Insulinempfindlichkeit veränderte sich im Laufe des Tages. Insulin ist ein Hormon, das den Blutzucker kontrolliert. Bei Typ 2 Diabetes nehmen die Körperzellen weniger Insulin auf, was zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Aufgrund der Beobachtungen vermuten die Forscher nun einen Zusammenhang zwischen den Fettstoffwechselregulation und der Empfindlichkeit für Insulin.
Störungen der Inneren Uhr können Diabetes begünstigen
„Möglicherweise können die tageszeitlich bedingten Lipidmuster ein Grund dafür sein, dass unser Körper morgens empfindlicher auf Insulin reagiert als abends“, erklärt Olga Ramich. Weiter vermuten die Forscher, dass eine Störung der inneren Uhr etwa durch einen Jetlag oder Schichtarbeit, Übergewicht, Insulinresistenz und veränderte Blutfettwerte begünstigt und das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes erhöhen könnte.
„Es ist gut vorstellbar, dass das Wissen um die richtige Tageszeit für bestimmte Mahlzeiten auch in zukünftige Ernährungsstrategien zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes einfließt“, meint Studienleiterin Ramich. Jedoch seien weitere Studien notwendig, um zu verstehen, wie die innere Uhr im Detail mit dem Lipidstoffwechsel interagiert und dabei möglicherweise die Empfindlichkeit für das Hormon Insulin herabsetzt.
Die Studie wurde soeben im „Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism” veröffentlicht. Ihr Titel lautet: Shotgun lipidomics discovered diurnal regulation of lipid metabolism linked to insulin sensitivity in non-diabetic men.
Foto: pixabay