
Viele Klinikärzte arbeiten bis zur Erschöpfung – Foto: detailblick - Fotolia
Drei Viertel der Ärzte in Krankenhäusern arbeiten jede Woche mehr als 48 Stunden. Das ergab eine vom Marburger Bund in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage, die vom Institut für Qualitätsmessung und Evaluation durchgeführt wurde. 47 Prozent der Befragten erklärten darin, dass ihre tatsächliche Wochenarbeitszeit inklusive Überstunden und Bereitschaftsdienste im Durchschnitt zwischen 49 und 59 Stunden liegt. Ein Viertel der Ärzte ist pro Woche mehr als 60 Stunden im Dienst, drei Prozent der Ärzte sogar mehr als 80 Stunden.
Sieben von zehn der befragten Klinikärzte geben an, dass die hohe Arbeitszeit ihrer Gesundheit schade und beispielsweise zu Schlafstörungen oder Tagesmüdigkeit führe. Viele fühlen sich in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. An der Umfrage nahmen rund 3.300 Klinikärzte teil, darunter Assistenz-, Fach-, Ober- und Chefärzte.
Viele Ärzte würden gerne weniger arbeiten
„Die Arbeitszeiten an deutschen Kliniken sind ungesund“, erklärt Rudolf Henke, Vorsitzender des Marburger Bundes. Er warnte davor, dass die Ärzte bei dieser Arbeitsbelastung ihren Aufgaben nicht mehr voll gerecht werden könnten. „Wir brauchen deshalb auch aus Gründen einer guten Patientenversorgung eine bessere Organisation der Arbeit in den Krankenhäusern und Arbeitszeitmodelle, die dem Wunsch der Ärzte nach weniger Stress Rechnung tragen“, so Henke.
Viele Ärzte geben in der Umfrage an, ihre Arbeitszeiten reduzieren zu wollen. 20 Prozent der Ärzte beklagten auch, dass sie für Überstunden nicht bezahlt werden würden. „Faktisch gehen 30.000 Ärzte im Volldienst regelmäßig leer aus, wenn sie Mehrarbeit leisten“, kritisierte Henke.
Der Marburger Bund startete am Dienstag mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder die Verhandlungen über Bezahlung und Arbeitsbedingungen von 19.000 Ärzten in 20 Universitätskliniken. Die Gewerkschaft fordert 6,5 Prozent mehr Gehalt. Für die rund 50.000 Ärzte an kommunalen Krankenhäusern wurde bereits eine höhere Bezahlung ausgehandelt. Sie erhalten in diesem Jahr 2,6 Prozent mehr Lohn. Im nächsten Jahr soll dann eine weitere Erhöhung von zwei Prozent folgen.
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