Zehn Tipps zum Schutz vor Sommergrippe

Gute Kühlung, schlechte Kühlung: Ventilator, Klimaanlage, eisgekühlte Getränke oder nasse Badekleidung machen Hitze erträglicher. Aber sie machen den Körper auch anfälliger gegenüber Sommer-Infekten. – Foto: ©LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com
Schnell, den Zug kriegen. Mit dem Koffer Treppe runter, Treppe rauf. Schweißperlen auf der Stirn und anderswo. Dann noch knallende Sonne am Bahnsteig. Super: ICE gerade noch gekriegt. Aber dann: Aus der Klimaanlage kriecht Eiseskälte. Im T-Shirt bei gefühlten 14 Grad. Von Minute zu Minute wird's ungemütlicher – ein Königreich für eine Fleece-Jacke und ein Halstuch. Wenige Tage später dann: Halsweh, Schnupfennase, Husten, Kopfdröhnen, Gliederschmerzen. Bei einem schwereren Verlauf können Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen oder Durchfall hinzukommen. Der Zug ist natürlich nur ein Beispiel für zahlreiche Orte oder Gelegenheiten, bei denen es derzeit passieren kann: Auch bei warmen Außentemperaturen kann man sich mit einer Krankheit anstecken, die viele nur aus den kalten Herbst- und Wintermonaten kennen. Auch wenn sie jetzt, in der warmen Jahreszeit, im Volksmund zur „Sommergrippe“ wird: Sie wird durch dieselben Viren ausgelöst wie die meisten Magen-Darm-Infekte im Winter auch.
„Sommergrippe“: Ansteckung durch Berührung und Einatmen
„Auch wenn der Name es vermuten lässt, handelt es sich bei der Sommergrippe nicht um die klassische Grippe, die durch Influenza-Viren ausgelöst wird“, sagt Heidi Gü̈nther, Apothekerin bei der Barmer. Deshalb sind Antibiotika hier auch in der Regel nutzlos. Vielmehr, sagt Günther, handle es sich „um einen grippalen Infekt, hervorgerufen durch Enteroviren. Für diese Viren sind vor allem Schmier-, aber auch Tröpfcheninfektionen charakteristisch.“ Im Falle der Schmierinfektion kommt es zu einer Übertragung, indem man Gegenstände berührt, die viele Menschen berühren und auf deren Oberfläche die Erreger lauern – Türgriffe der Zugtoilette zum Beispiel. Eine Tröpfcheninfektion geschieht etwa, wenn der Fahrgast nebenan husten oder nießen muss und man die Erreger über die Luft einatmet.
Erfrischend, aber nicht gut für die Infektabwehr: Eisgekühlte Getränke
Strapaziert werden Körper und Immunsystem im Sommer durch die hier durchaus bemerkenswerten Temperaturunterschiede. „Der Körper kann trotz hoher Außentemperaturen auskühlen, beispielsweise, wenn man sich nach dem Schwimmen mit den nassen Badesachen zum Trocknen auf das Handtuch legt. Besser ist es, sich nach dem Baden schnell umzuziehen“, sagt Apothekerin Gü̈nther. Auch lange Abende auf der Terrasse bergen die Gefahr einer Auskü̈hlung in sich, daher sollte man immer eine Jacke und ein paar Socken griffbereit haben. Kühlt der Körper aus, wird er weniger stark durchblutet, mit der Folge, dass Krankheitserreger leichter in den Organismus eindringen können. Dies gilt auch für eisgekühlte Getränke, die die Durchblutung in Mund und Rachen reduzieren können – und damit die Schutzfunktion der Schleimhäute.
Klimatisierte Räume: Trockene Luft macht krankheitsanfällig
Weil trockene Schleimhäute rissig werden können und sich unliebsame Viren dort gerne einnisten: Schleimhäute in Nase und Mund durch ausreichendes Trinken feucht halten. Das ist besonders wichtig bei Menschen, die sich viel in klimatisierten Räumen aufhalten, denn dort ist die Luft oft besonders trocken.
Zehn Tipps zur Vorbeugung von „Sommergrippe“
- Ausreichend viel trinken (zwei bis drei Liter pro Tag)
- Zugluft vermeiden
- Klimaanlage möglichst selten anschalten/nicht zu kalt stellen
- Durchgeschwitzte Kleidung möglichst bald wechseln
- Mehrmals täglich gründlich Hände waschen und vom Gesicht fernhalten
- Möglichst wenig Hände schütteln (und höflich erklären, warum)
- Alternative zum Händewaschen bei empfindlicher Haut: Händedesinfektionsmittel
- Immunsystem stärken durch ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse
- Überlange Sonnenbäder vermeiden, sie trocknen den Körper aus
- regelmäßig moderat Sport treiben
Bei hohem Fieber: Arztbesuch – um Zecken-Infektionen auszuschließen
Wen die Sommergrippe trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ereilt, sollte seinem Körper Ruhe gönnen und sich die Zeit geben, sich auszukurieren. Bei hohem Fieber oder einem vorangegangenen Zeckenbiss sollte man den Arzt aufsuchen. Dieser kann eine Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) oder Borreliose ausschließen, die ebenfalls mit den Symptomen einer Erkältung verwechselt werden können. Ansonsten gilt: Betroffene sollten viel trinken und sich warmhalten, auch wenn draußen Hochsommer herrscht. „Bei Schnupfen oder verstopfter Nase können Nasenduschen und abschwellende Schnupfensprays helfen“, sagt Gesundheitsexpertin Günther, „bei Husten, je nach Beschwerden, Hustenstiller oder Hustenlöser aus der Apotheke.“
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