Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Zecken: 2017 gab es mehr FSME-Fälle

Dienstag, 23. Januar 2018 – Autor:
2017 sind mehr Menschen an der von Zecken übertragenen Hirnhautentzündung FSME erkrankt als 2016. Zugleich siedeln sich hierzulande neue, aus wärmeren Gefilden stammende Zeckenarten an.
zecke, zeckenbiss, fsme, borreliose, fsme-impfung, impfen

Die Zahl der FSME-Fälle in Deutschland ist 2017 gestiegen – Foto: ©Smileus - stock.adobe.com

Bundesweit  hat die Zahl der FSME-Fälle im Jahr 2017 zugenommen. Sie lag bei 465 Betroffenen, im Vorjahr waren es noch 347 Fälle. FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) wird durch Viren ausgelöst, die von Zecken übertragen werden. Sie kann in schweren Fällen tödlich verlaufen. Sie zeigt sich zunächst durch grippeähnliche Symtome, dann können sich Gehirn und Hirnhäute entzünden, es kommt zu Ausfällen des Nervensystems.

In Bayern und in Baden-Württemberg liegen 123 der insgesamt 142 Kreise in Deutschland, die aktuell als FSME-Risikogebiet ausgewiesen werden. Baden-Württemberg ist fast flächendeckend betroffen, lediglich der Stadtkreis Heilbronn zählt noch nicht dazu.

Zecken: 2017 gab es mehr FSME-Fälle

Mit 219 Fällen gab es 2017 die meisten FSME-Infektionen in Bayern. In Baden-Württemberg erkrankten 178 Personen, dass sind laut Robert Koch-Institut (RKI) 58 FSME-Fälle mehr als 2016. Gegenüber 2015 hat sich die Zahl sogar verdreifacht. 2015 wurde mit 61 Infizierten laut der Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg die geringste Erkrankungszahl seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2001 registriert.

Dass die Zahl der FSME-Fälle in so kurzer Zeit wieder deutlich zugenommen hat, sei nicht verwunderlich, meint Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung. "Da die Impfquote in Baden-Württemberg unzureichend ist, haben sich die Zahlen schnell wieder erhöht, da die ökologisch-klimatischen Faktoren dafür günstig waren". Die Zahl der FSME-Fälle ist unter anderem abhängig von der Impfrate, der Verbreitung der Zecken im jeweiligen Jahr und der Anzahl der Tage, an denen sich die Menschen wetterbedingt draußen aufhalten können.

TK rät allen zur Impfung, die sich gern im Freien aufhalten

"Jeder, der gerne in der Natur unterwegs ist, wenn auch nur im Garten oder Park, sollte deshalb vorsorgen", so Vogt. Bei den Schuleingangsuntersuchungen 2015 waren in Baden-Württemberg nur 21,2 Prozent der Kinder gegen FSME geimpft, heißt es weiter in einer Pressemitteilung. Eine Grundimmunisierung mit insgesamt drei Impfungen bietet einen zuverlässigen Langzeitschutz gegen FSME.

Da zwischen den Impfungen gewisse Abstände einzuhalten sind, ist jetzt der richtige Zeitpunkt damit zu beginnen: Nach der ersten Basisimpfung vergehen etwa ein bis drei Monate bis zur zweiten Impfung. Erst zwei Wochen nach dieser zweiten Impfung ist ein wirksamer Schutz vorhanden. Durch eine dritte Impfung wird schließlich ein Langzeitschutz aufgebaut, der alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden sollte. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten, wenn der Aufenthalt in einem Risikogebiet innerhalb Deutschlands vorgesehen ist.

Zecke aus dem Mittelmeer-Gebiet eingewandert

Eine Forschergruppe um Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Standort München stieß unlängst auf einen einen neuen möglichen Überträger der gefürchteten Hirnhautentzündung: eine Zeckenart namens Ixodes inopinatus. Die bis dato nur im Mittelmeer-Gebiet beschriebene Art bildet mittlerweile stabile Populationen in Süddeutschland. Die Einschleppung und Verbreitung dieser Art könnte für die zunehmende Ausbreitung des FSME-Virus in Mitteleuropa mit verantwortlich sein.

Bereits 2015 fanden die Wissenschaftler in der Nähe von Frankfurt/Main eine tropische Zecke: Die Schildzecke (Hyalomma rufipes), die ihr angestammtes Verbreitungsgebiet in Afrika hat. Die Experten vermuten, dass diese Zecke als Nymphe von Zugvögeln aus Afrika eingeschleppt wurde. Der besonders warme und lange Herbst 2015 hat es der Nymphe ermöglicht, sich in ein erwachsenes Tier zu entwickeln, das sich dann auf die Suche nach einer Blutmahlzeit machte und ein Pferd befiel.

Foto: mirkograul/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: FSME-Impfung

Weitere Nachrichten zum Thema FSME

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Warum Zecken mittlerweile auch in unseren Gärten zu finden sind, wie man sich vor ihnen schützen kann und ob eine Impfung sinnvoll ist, erklärt die Parasitologin Prof. Ute Mackenstedt im Interview mit Gesundheitsstadt Berlin.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin