Woran man eine Parodontitis erkennt

Gute Mundhygiene wichtig: Eine Zahnfleischentzündung kann der Beginn einer Parodontitis sein – Foto: © Dan Race - Fotolia
Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparats, die durch Bakterien verursacht wird. Mangelnde Mundhygiene, aber auch ein geschwächtes Immunsystem begünstigen die weit verbreitete Erkrankung. So haben etwa Raucher ein bis zu siebenmal höheres Risiko für eine Parodontitis als Nichtraucher. Tabakrauch enthält Inhaltsstoffe, die die Abwehrkräfte schwächen. Auch Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko, da hohe Blutzuckerwerte, die Abwehrkräfte ebenfalls schwächen: Entzündungen treten häufiger auf und heilen schlechter.
Wundflächen so groß wie eine Handinnenfläche
„Parodontitis sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagt Dr. Romy Ermler vom Vorstand der Bundeszahnärztekammer. Die Wundfläche bei einer mittelschweren Parodontitis sei fast so groß wie eine Handinnenfläche, sagt sie. „Bei einer derart großen Entzündung würde man auch reagieren.“
Erste Anzeichen ernst nehmen
Doch wie kommt es zu so ausgedehnten Wundflächen im Mund? Eine Parodontitis beginnt immer mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Symptome sind Zahnfleischbluten, Schwellung und Rötungen, manchmal auch Mundgeruch. Ursache sind Bakterien, die oberflächlich auf den Zähnen, am Zahnfleischrand und in den Zahnzwischenräumen als Beläge anhaften.
Bleibt die Zahnfleischentzündung über längere Zeit bestehen, kann sich eine Parodontitis daraus entwickeln. Das Zahnfleisch löst sich von der Zahnoberfläche ab, so dass sich ein Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn bildet. Dadurch dringt die Entzündung tiefer und baut den Zahnhalteapparat ab, zu dem Zahnhaltefasern und Knochen gehören. Der zunehmende Knochenabbau macht den Zahn instabiler, er kann schließlich ausfallen oder muss gezogen werden. Im Zuge einer Parodontitis bilden sich häufig sogenannte Zahnfleischtaschen. Hierin tummeln sich ein Haufen Bakterien. Sie können Abszesse auslösen und die Erreger können sogar in die Blutbahn des Körpers gelangen.
Folgen für den ganzen Körper
Die Auswirkungen einer Parodontitis würden unterschätzt, betont Romy Ermler. „Die Krankheitsfolgen dieser chronischen Entzündung reichen weit über den Mund hinaus.“ Studien zeigen, dass Parodontitis in Wechselwirkung mit anderen Krankheiten steht. Dazu gehören Diabetes mellitus, Rheuma, chronische Atemwegserkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Typische Frühsignale wie Mundgeruch, Zahnfleischbluten, Schwellung des Zahnfleischs sollten in der Praxis angesprochen werden, mahnt Ermler. „Denn je früher eine Parodontitis behandelt wird, desto besser. Eine Parodontitis mit Ausbildung von Zahnfleischtaschen bedarf immer einer Behandlung."
Erbanlagen, Stress und Hormonumstellungen
Parodontitis ist eine Volkskrankheit. Laut Bundeszahnärztekammer hat gut die Hälfte der 34- bis 44-Jährigen eine moderate oder schwere Parodontitis. Das Risiko für steigt mit dem Alter. Zwei Drittel der 65- bis 74-Jährigen zeigen das Vollbild einer Parodontitis. Junge Menschen sind selten betroffen und wenn, liegt meist eine erbliche Veranlagung vor.
Stress kann eine Parodontitis verschlimmern. Gleiches gilt für hormonelle Umstellungen, durch die das Zahnfleisch anfälliger für Entzündungen werden kann. Der erhöhte Hormonspiegel in der Schwangerschaft zum Beispiel kann dazu führen, dass bestehende Entzündungen in der Mundhöhle verstärkt werden. Schwere Parodontitis kann zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen. Auch Medikamente können eine Parodontitis begünstigen, zum Beispiel Blutdrucksenker oder Arzneimittel, die eine Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation verhindern.