Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Woran man eine Parodontitis erkennt

Donnerstag, 12. Mai 2022 – Autor:
Parodontitis ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Die Auswirkungen der chronischen Entzündung werden aber oft unterschätzt. Wichtig ist, die ersten Warnzeichen erst zu nehmen. Denn je früher eine Parodontitis behandelt wird, desto besser.
Gute Mundhygiene wichtig: Eine Zahnfleischentzündung kann der Beginn einer Parodontitis sein

Gute Mundhygiene wichtig: Eine Zahnfleischentzündung kann der Beginn einer Parodontitis sein – Foto: © Dan Race - Fotolia

Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparats, die durch Bakterien verursacht wird. Mangelnde Mundhygiene, aber auch ein geschwächtes Immunsystem begünstigen die weit verbreitete Erkrankung. So haben etwa Raucher ein bis zu siebenmal höheres Risiko für eine Parodontitis als Nichtraucher. Tabakrauch enthält Inhaltsstoffe, die die Abwehrkräfte schwächen. Auch Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko, da hohe Blutzuckerwerte, die Abwehrkräfte ebenfalls schwächen: Entzündungen treten häufiger auf und heilen schlechter.

Wundflächen so groß wie eine Handinnenfläche

„Parodontitis sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagt Dr. Romy Ermler vom Vorstand der Bundeszahnärztekammer. Die Wundfläche bei einer mittelschweren Parodontitis sei fast so groß wie eine Handinnenfläche, sagt sie. „Bei einer derart großen Entzündung würde man auch reagieren.“

Erste Anzeichen ernst nehmen

Doch wie kommt es zu so ausgedehnten Wundflächen im Mund? Eine Parodontitis beginnt immer mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Symptome sind Zahnfleischbluten, Schwellung und Rötungen, manchmal auch Mundgeruch. Ursache sind Bakterien, die oberflächlich auf den Zähnen, am Zahnfleischrand und in den Zahnzwischenräumen als Beläge anhaften.

Bleibt die Zahnfleischentzündung über längere Zeit bestehen, kann sich eine Parodontitis daraus entwickeln. Das Zahnfleisch löst sich von der Zahnoberfläche ab, so dass sich ein Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn bildet. Dadurch dringt die Entzündung tiefer und baut den Zahnhalteapparat ab, zu dem Zahnhaltefasern und Knochen gehören. Der zunehmende Knochenabbau macht den Zahn instabiler, er kann schließlich ausfallen oder muss gezogen werden. Im Zuge einer Parodontitis bilden sich häufig sogenannte Zahnfleischtaschen. Hierin tummeln sich ein Haufen Bakterien. Sie können Abszesse auslösen und die Erreger können sogar in die Blutbahn des Körpers gelangen.

Folgen für den ganzen Körper

Die Auswirkungen einer Parodontitis würden unterschätzt, betont Romy Ermler. „Die Krankheitsfolgen dieser chronischen Entzündung reichen weit über den Mund hinaus.“ Studien zeigen, dass Parodontitis in Wechselwirkung mit anderen Krankheiten steht. Dazu gehören Diabetes mellitus, Rheuma, chronische Atemwegserkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Typische Frühsignale wie Mundgeruch, Zahnfleischbluten, Schwellung des Zahnfleischs sollten in der Praxis angesprochen werden, mahnt Ermler. „Denn je früher eine Parodontitis behandelt wird, desto besser. Eine Parodontitis mit Ausbildung von Zahnfleischtaschen bedarf immer einer Behandlung."

Erbanlagen, Stress und Hormonumstellungen

Parodontitis ist eine Volkskrankheit. Laut Bundeszahnärztekammer hat gut die Hälfte der 34- bis 44-Jährigen eine moderate oder schwere Parodontitis. Das Risiko für steigt mit dem Alter. Zwei Drittel der 65- bis 74-Jährigen zeigen das Vollbild einer Parodontitis. Junge Menschen sind selten betroffen und wenn, liegt meist eine erbliche Veranlagung vor.

Stress kann eine Parodontitis verschlimmern. Gleiches gilt für hormonelle Umstellungen, durch die das Zahnfleisch anfälliger für Entzündungen werden kann. Der erhöhte Hormonspiegel in der Schwangerschaft zum Beispiel kann dazu führen, dass bestehende Entzündungen in der Mundhöhle verstärkt werden. Schwere Parodontitis kann zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen. Auch Medikamente können eine Parodontitis begünstigen, zum Beispiel Blutdrucksenker oder Arzneimittel, die eine Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation verhindern.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Zahnmedizin

Weitere Nachrichten zum Thema Parodontitis

Wenn eine Neuinfektion mit dem Coronavirus und eine bestehende Infektion des Zahnbetts aufeinandertreffen, kann das für den betreffenden Patienten gefährlich werden. Eine aktuelle Studie zeigt: COVID-19-Patienten mit Parodontitis kommen häufiger auf die Intensivstation, müssen öfter künstlich beatmet werden und haben ein größeres Risiko, an COVID-19 zu sterben.

03.02.2021

Eine mangelnde Zahnpflege kann nicht nur Zähne und Zahnhalteapparat bedrohen, sondern auch eine Gefahr für den gesamten Körper darstellen. Studien weisen darauf hin, dass eine Parodontitis an der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes beteiligt sein kann.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin