Wird Deutschland wieder Jodmangelgebiet?
In Deutschland nimmt jeder Bundesbürger durchschnittlich nur 125 Mikrogramm Jod zu sich – zu wenig, wenn man die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zugrunde legt. Deutschland gilt zwar aktuell noch nicht als Jodmangelgebiet, doch die Situation wird seit Jahren immer kritischer.
Wieviel Jod jeder Mensch zu sich nehmen sollte, hängt auch vom Alter und anderen Faktoren ab. Der Jodmonitoring aus der aktuellen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) zeigt jedoch, dass 30 Prozent der Deutschen nicht ausreichend mit Jod versorgt sind. Die Untersuchung war vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Auftrag gegeben worden.
Jodmangel beeinträchtigt Entwicklung des Gehirns
Die Folgen eines Jodmangels können vielfältig sein und von Störungen des Herz-Kreislauf-Systems über Beeinträchtigungen der Darmfunktion bis hin zu Erkrankungen des Gehirns reichen. Ein echter Jodmangel kann depressiv machen und zu einer starken Gewichtszunahme führen. Zudem stört ein Jodmangel in der Schwangerschaft die Entwicklung des Kindes. Jodmangel gilt sogar als die weltweit häufigste Ursache für Intelligenzminderung und geistige Behinderung bei Kindern.
Da der Boden hierzulande wenig von dem wichtigen Spurenelement enthält, sind die Lebensmittel in Deutschland häufig jodarm. Gute Jodlieferanten sind jedoch Seefisch, Algen und jodiertes Speisesalz. „In Deutschland erfolgt die Jodaufnahme hauptsächlich über jodiertes Speisesalz“, erläutert Professor Thomas Remer, stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel e.V. (AKJ). Doch da viele Menschen sich mittlerweile von industriell verarbeiteten Fertigprodukten ernähren, die nur selten jodiertes Salz enthalten, ist die notwendige Jodzufuhr gefährdet, wie Remer zu bedenken gibt.
Fertigprodukte gefährden Jodversorgung
Remer sieht auch noch eine weitere Gefahr. Denn da der durchschnittliche Salzkonsum mit durchschnittlich acht bis zehn Gramm bisher über den empfohlenen fünf bis sechs Gramm liegt, zielen die politischen Bestrebungen in der Europäischen Union derzeit auf eine Reduktion des Salzkonsums. Doch: „Wenn die Bemühungen zur Salzreduktion greifen, also auch weniger Jodsalz verbraucht wird, droht Deutschland im schlimmsten Fall wieder zum Jodmangelgebiet zu werden.“
„Das soll aber nicht heißen, dass weniger Salz schlecht ist“, so Remer weiter. „Problematisch ist vielmehr, dass ein Großteil des Verzehrs aus unjodierten Salzquellen wie Brot, Wurstwaren und Fertiglebensmitteln stammt. Wären die empfohlenen fünf bis sechs Gramm pro Tag ausschließlich Jodsalz, würde dies zusammen mit den natürlichen Jodquellen wie Milchprodukten und Seefisch zur präventiv notwendigen Sättigung der Schilddrüse vollkommen ausreichen.“ Um also ausreichend Jod zu sich zu nehmen, wird empfohlen, mindestens zweimal pro Woche Seefisch zu essen, ausschließlich jodiertes Speisesalz zu verwenden und auf Fertigprodukte weitgehend zu verzichten.
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