Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wieder mehr Drogentote

Dienstag, 8. Juli 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist erstmals seit 2009 wieder gestiegen. 1002 Menschen starben 2013 an den Folgen ihres Drogenkonsums - sechs Prozent mehr als 2012 (944 Menschen). Das geht aus dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung hervor
 Synthetische Drogen wie Crystal Meth sind eine große Herausforderung für die Drogenpolitik

Vor allem Jugendliche haben Probleme mit Sucht und Drogen – Foto: Photographee.eu - Fotolia

Die Gesamtzahl erstauffälliger Konsumenten harter Drogen ging dagegen leicht von 19.559 auf 19.210 zurück. Besonders deutlich sank die Zahl erstauffälliger Heroin-Konsumenten. Gestiegen ist nur die der Ecstasy-Konsumenten. Zugenommen hat nach langen Jahren mit rückläufiger Tendenz auch der Cannabiskonsum. Er stieg 2013 auf 5,6 Prozent, nachdem er zwischen 2001 und 2012 von 9,2 auf 4,6 Prozent gesunken war.

Suchtbericht: Jugendliche konsumieren weniger Alkohol und Tabak

Im Bereich der legalen Drogen Alkohol und Nikotin verzeichnet der Bericht der Bundesregierung  Konsumrückgänge. Bei den 12- bis 17-Jährigen hat sich der Tabakkonsum von 27,5 Prozent im Jahr 2001 auf zwölf Prozent 2012 mehr als halbiert. Der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen ging in dieser Zeit von 17,9 auf 13,6 Prozent zurück. Rauschtrinken bleibt jedoch eine Herausforderung.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, wertet die Ergebnisse als Beleg für die erfolgreiche Suchtstrategie der Bundesregierung. „Rückgänge beim Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum unter Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren zeigen, dass wir in der Drogen- und Suchtpolitik richtig aufgestellt sind. Die ausgewogene Ausrichtung auf Maßnahmen zur Prävention, Beratung und Hilfe, Schadensminimierung und gesetzlicher Regulierung zur Angebotsreduzierung ist erfolgreich“, so Mortler.

Kritiker fordern Umsteuern bei Drogenpolitik

Kritiker sehen das anders. In dem vor einer Woche veröffentlichten 1. alternativen Drogen- und Suchtbericht werfen sie der Bundesregierung zahlreiche Versäumnisse bei der Drogenpolitik vor. „Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ließe sich mit einfachen Maßnahmen erheblich senken“, so Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe. Sie plädiert unter anderem dafür, dass mehr Drogenkonsumräume geschaffen werden und kritisiert das Häftlinge keine sauberen Spritzen erhalten würden und oft auch keinen Zugang zur Standardbehandlung bei Heroinabhängigkeit, der Substitution. „Die Prävention in Deutschland könnte noch erfolgreicher sein: Wirksame Maßnahmen werden nach der Erprobung oft nicht dauerhaft finanziert oder aus politischen Gründen nicht eingeführt“, so Klumb.

Der alternative Drogenbericht fordert unter anderem ein vollständiges Verbot von Werbung für Alkohol und Tabak, eine Erhöhung der Steuern und Erschwernis der Zugänglichkeit zu Tabakprodukten, eine Entkriminalisierung des Besitzes von illegalen Drogen für den Eigenbedarf, eine Regulierung des Cannabismarktes durch kontrollierte Abgabestellen und legalen Anbau zur

Selbstversorgung. Die Kritiker machen sich auch stark für eine Verbesserung der Substitutionsbehandlung für Heroinabhängige durch Veränderungen der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtmVV) und eine Absenkung der Schwellen bei der Abgabe von Diamorphin. „Die Bundesregierung kann im Bereich der Drogenpolitik eine wichtige Vorreiterfunktion übernehmen und unverzichtbare Fortschritte auf Landesebene befördern“, sagt Professor Heino Stöver vom Akzept -Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik. Der Verband und die Deutsche AIDS-Hilfe geben den alternativen Drogen- und Suchtbericht gemeinsam mit dem Selbsthilfe-Netzwerk JES Bundesverband heraus.

Foto: Photographee.eu - Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Drogen , Drogenbeauftragte

Weitere Nachrichten zum Thema Drogenpolitik

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin