Wieder mehr Drogentote
Die Gesamtzahl erstauffälliger Konsumenten harter Drogen ging dagegen leicht von 19.559 auf 19.210 zurück. Besonders deutlich sank die Zahl erstauffälliger Heroin-Konsumenten. Gestiegen ist nur die der Ecstasy-Konsumenten. Zugenommen hat nach langen Jahren mit rückläufiger Tendenz auch der Cannabiskonsum. Er stieg 2013 auf 5,6 Prozent, nachdem er zwischen 2001 und 2012 von 9,2 auf 4,6 Prozent gesunken war.
Suchtbericht: Jugendliche konsumieren weniger Alkohol und Tabak
Im Bereich der legalen Drogen Alkohol und Nikotin verzeichnet der Bericht der Bundesregierung Konsumrückgänge. Bei den 12- bis 17-Jährigen hat sich der Tabakkonsum von 27,5 Prozent im Jahr 2001 auf zwölf Prozent 2012 mehr als halbiert. Der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen ging in dieser Zeit von 17,9 auf 13,6 Prozent zurück. Rauschtrinken bleibt jedoch eine Herausforderung.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, wertet die Ergebnisse als Beleg für die erfolgreiche Suchtstrategie der Bundesregierung. „Rückgänge beim Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum unter Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren zeigen, dass wir in der Drogen- und Suchtpolitik richtig aufgestellt sind. Die ausgewogene Ausrichtung auf Maßnahmen zur Prävention, Beratung und Hilfe, Schadensminimierung und gesetzlicher Regulierung zur Angebotsreduzierung ist erfolgreich“, so Mortler.
Kritiker fordern Umsteuern bei Drogenpolitik
Kritiker sehen das anders. In dem vor einer Woche veröffentlichten 1. alternativen Drogen- und Suchtbericht werfen sie der Bundesregierung zahlreiche Versäumnisse bei der Drogenpolitik vor. „Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ließe sich mit einfachen Maßnahmen erheblich senken“, so Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe. Sie plädiert unter anderem dafür, dass mehr Drogenkonsumräume geschaffen werden und kritisiert das Häftlinge keine sauberen Spritzen erhalten würden und oft auch keinen Zugang zur Standardbehandlung bei Heroinabhängigkeit, der Substitution. „Die Prävention in Deutschland könnte noch erfolgreicher sein: Wirksame Maßnahmen werden nach der Erprobung oft nicht dauerhaft finanziert oder aus politischen Gründen nicht eingeführt“, so Klumb.
Der alternative Drogenbericht fordert unter anderem ein vollständiges Verbot von Werbung für Alkohol und Tabak, eine Erhöhung der Steuern und Erschwernis der Zugänglichkeit zu Tabakprodukten, eine Entkriminalisierung des Besitzes von illegalen Drogen für den Eigenbedarf, eine Regulierung des Cannabismarktes durch kontrollierte Abgabestellen und legalen Anbau zur
Selbstversorgung. Die Kritiker machen sich auch stark für eine Verbesserung der Substitutionsbehandlung für Heroinabhängige durch Veränderungen der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtmVV) und eine Absenkung der Schwellen bei der Abgabe von Diamorphin. „Die Bundesregierung kann im Bereich der Drogenpolitik eine wichtige Vorreiterfunktion übernehmen und unverzichtbare Fortschritte auf Landesebene befördern“, sagt Professor Heino Stöver vom Akzept -Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik. Der Verband und die Deutsche AIDS-Hilfe geben den alternativen Drogen- und Suchtbericht gemeinsam mit dem Selbsthilfe-Netzwerk JES Bundesverband heraus.
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