Wie Krebspatienten an eine Immuntherapie ohne Zulassung kommen
Immuntherapien gegen Krebs sind drauf und dran, die Krebstherapie auf den Kopf zu stellen. Für metastasierten schwarzen Hautkrebs, Lungenkrebs und Nierenzellkrebs ist die Therapie mittlerweile in Europa zugelassen. Bei anderen Krebserkrankungen müssen sich die Checkpoint-Inhibitoren erst noch bewähren. Momentan werden die immuntherapeutischen Medikamente bei mindestens 30 weiteren Tumorentitäten in klinischen Studien getestet, darunter das schwer behandelbare Triple-negative Mammakarzinom, Kopf-Hals-Tumore, Magenkrebs, Darmkrebs oder das Glioblastom.
Experten rechnen daher mit weiteren Zulassungen. Wann und bei welcher Indikation das sein wird, kann aber derzeit niemand genau sagen. Es kommt auf die Studienergebnisse an. Für Patienten, deren Krebserkrankung bereits weit fortgeschritten ist, ist das ein schwacher Trost. Schließlich läuft ihnen die Zeit davon. Es gibt aber mitunter heute schon Wege, an die begehrten Medikamente ranzukommen.
Der Königsweg zur Immuntherapie ist eine klinische Studie
Welche Chance zum Beispiel eine Patientin mit Triple-negativem Brustkrebs hat, erklärte Charité-Professor und Brustkrebsspezialist Jens-Uwe Blohmer auf Nachfrage im Rahmen des Best-of-ASCO-Kongresses am 10. Juni in Berlin. „Wir würden versuchen, die Patientin in einer Studie unterzubekommen“, sagte er. In Berlin gebe es aber auch niedergelassene Ärzte, die sich so etwas trauten. „Ungeachtet möglicher Regresse lässt sich der eine oder andere niedergelassene Arzt finden, der einer Patientin mit Triple negativem Mammakarzinom eine Immuntherapie verschreibt“, so Blohmer
Nachfragen lohnt also immer. In späten Krankheitsstadien oder bei vermeintlich austherapierten Patienten dürfen Ärzte nämlich auch nicht zugelassene Medikamente im sogenannten Off-Label-Use verordnen.
Allerdings muss die Krankenkasse dem individuellen Heilversuch zustimmen, sonst bleibt der Patient (oder Arzt) auf den Kosten sitzen. Und die betragen immerhin ungefähr 10.000 Euro pro Monat.
Glioblastom mit Nivolumab in individuellen Heilversuchen behandelt
Am Universitätsklinikum Heidelberg setzen Ärzte zum Beispiel das Immuntherapeutikum Nivolumab bei Glioblastom-Rezidiven im Off-Label-Use ein. Das bestätigte der Leiter der Neurologie Professor Wolfgang Wick auf dem letzten Hirntumorinformationstag in Berlin. Die vorläufigen Studienergebnisse seien vielversprechend, meinte er. Bedauerlich sei bloß, dass individuelle Heilversuche oft viel zu spät kämen. „Sinnvoller wäre es, die Therapie früher anzubieten, also nicht zu warten bis die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist“, sagte der Neuroonkologe.
Eine frühere Verordnung wird erst möglich sein, wenn Studien den Nutzen der Medikamente belegen. Im Fall des Glioblastoms und Nivolumab werden die Ergebnisse Ende des Jahres erwartet.
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