Wie Feinstaub und Lärm dem Herz schaden
Feinstaub schadet der Lunge – das wissen wohl die meisten Menschen. Doch Feinstaub hat noch sehr viel mehr negative Wirkungen. Im vergangenen Jahr hat eine Studie ergeben, dass eine anhaltende Belastung der Luft mit Feinstaub die Hirngefäße schädigen und das Risiko für eine Demenz erhöhen kann, und eine weitere Untersuchung hat auf die diabetogene Wirkung von Feinstaub hingewiesen.
Nun hat eine Forschergruppe eines Herzzentrums aus Essen untersucht, ob und wie Feinstaub das Herz-Kreislauf-System schädigen kann. Dazu analysierten sie die Daten von 4.238 Menschen, die einer anhaltenden Belastung durch Feinstaub (bis 2,5 Mikrometer) und nächtlichem Verkehrslärm ausgesetzt waren. Dabei zeigte sich, dass beides zu einer Verkalkung der Aorta beiträgt.
Feinstaub und Lärm fördert Gefäßerkrankungen
Bei nächtlichem Lärm und einer Belastung durch Feinstaub habe sich ein Zusammenhang zu Verkalkungen und Verhärtungen an der Hauptschlagader gezeigt, erklärte einer der Studienautoren, der Herzmediziner Hagen Kälsch. „Diese beiden Formen von Verkehrsbelastungen helfen zu erklären, warum Menschen, die nah an Verkehrsadern leben, ein höheres Risiko für Gefäßablagerungen haben“, erläuterte er kurz dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie im April in Rom.
Kälsch erklärte weiter, dass bei der Einschätzung des Risikos für Herz- und Gefäßkrankheiten eines Patienten neben den bekannten Faktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck auch die Lärm- und Smogbelastungen einbezogen werden sollten. „Hierauf wurde bisher zu wenig Aufmerksamkeit gelegt“, so Kälsch.
Ab 40 Dezibel ist Risiko für Herzinfarkte erhöht
Die aktuellen Forschungsergebnisse sind Teil einer vor zehn Jahren in Essen gestarteten Studie mit mehr als 4800 Bürgern. Sie soll dazu beitragen, Untersuchungsmethoden zur besseren Vorhersage von Herzinfarkt und Herztod zu entwickeln. Die Forscher werteten computertomographische Bilder der im Mittel 60 Jahre alten Studienteilnehmer aus und setzten sie in Beziehung zu Feinstaubanalysen und Lärmmessungen am Wohnort. Auch Informationen zum wirtschaftlichen Status der Menschen sowie bekannte gesundheitliche Risikofaktoren seien in die Analyse eingeflossen, so Kälsch. „Wir konnten aber zeigen, dass die Straßenbelastungsfaktoren davon unabhängig das Arteriosklerose-Risiko steigern“, betonte er.
Kürzlich hatte das Umweltbundesamt berichtet, dass bei einer nächtlichen Lärmbelastung von über 40 Dezibel das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen signifikant ansteige. Die entspricht ungefähr der Lautstärke eines ruhigen Gesprächs. Anwohner an Hauptverkehrsstraßen müssten oft Lärm von über 55 Dezibel aushalten.
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