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Wie entferne ich eine Zecke richtig?

Samstag, 6. Juni 2020, aktualisiert: 01.08.2021 – Autor:
Eine Zecke auf der Haut ist erst mal kein Grund zur Panik. Aber es ist wichtig, sie nach einer Entdeckung schnell und vor allem mit dem richtigen Instrument und der richtigen Technik zu entfernen. Je früher es geschieht, desto geringer ist die Gefahr, sich mit Borreliose zu infizieren. Beim Entfernen muss man aber ein paar Punkte beachten.
Zeckenkarte zur Zeckenentfernung unterwegs

Für Wanderer, Angler, Pilzesucher: Eine „Zeckenkarte" passt in jedes Portemonnaie und ist ein praktisches Instrument, um Zecken gleich unterwegs zu entfernen. – Foto: ©Carola Vahldiek - stock.adobe.com

Wenn einen eine Zecke sticht, geht es nicht um Minuten. Nicht jede Zecke trägt die Erreger der  Borreliose oder der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in sich und nicht jeder Mensch steckt sich an. Das FSME-Virus überträgt die Zecke leider ohnehin sofort. Anders verhält es sich mit Borreliose-Bakterien: Um diese Erreger zu übertragen, muss die Zecke etwa zwölf bis 24 Stunden festgesaugt bleiben. So lange kann es dauern, bis die infektiösen Bakterien vom Darm der Zecke über den Saugapparat in den menschlichen Körper gelangen. Trotzdem: Je länger die Zecke festgesaugt bleibt, desto größer ist das Infektionsrisiko. Menschen, die sich viel oder längere Zeit im Freien bewegen – etwa auf Ausflügen in Wald und Wiese, beim Wandern oder Klettern, auf Fahrradtouren oder Bootstouren, beim Angeln oder beim Pilze Sammeln, sollten immer ein Instrument zur Zeckenentfernung dabei haben.

Greifen und gerade herausziehen – niemals drehen

Grundsätzlich gilt: Das Instrument zur Zeckenentfernung möglichst nah an der Haut ansetzen. Da die Zecke mit ihrem Stechrüssel in der Haut steckt, reicht es, sie an der Nahtstelle von Kopf und Rüssel zu greifen und durch geraden Zug herauszuziehen – und zwar langsam. Der Stechrüssel besitzt Widerhaken. Zieht man zu schnell, kann er abreißen und in der Haut stecken bleiben. Entgegen einem populären Irrtum schraubt sich eine Zecke nicht in die Haut. „Nicht drehen und auch nicht quetschen", rät deshalb Johannes Wimmer, Beratungsarzt bei der Techniker Krankenkasse (TK). „Sonst gibt der Blutsauger gestresst erst recht Erreger in die Wunde ab.“ Für eine fachgerechte und erfolgreiche Entfernung von Zecken wichtig ist deshalb die Wahl des richtigen Instruments.

Die Zeckenkarte

Besonders bei Outdoorfreunden beliebt ist die aus Kunststoff bestehende Zeckenkarte, weil man sie im Portemonaie immer bei sich haben kann. Die Zeckenkarte besitzt einen v-förmigen Einschnitt, mit dem man die Zecke fixieren und dann durch eine Bewegung nach vorn und oben entfernen kann. Die Karte fungiert dabei als Hebel. Einige Zeckenkartenmodelle besitzen unterschiedlich große V-Auslassungen für unterschiedlich große Zecken.

Das Zeckenlasso

Das Zeckenlasso ist ein Kunststoffstift mit einer kleinen Schlinge an der Spitze. Es eignet sich besonders gut für ganz winzige Zecken. Anwendung: Das Ende mit der Zeckenschlinge möglichst hautnah um die Zecke legen. Anschließend den Schlaufendurchmesser durch den Stempel am oberen Ende des Geräts verringern und die Zecke durch eine Ziehbewegung entfernen.

Die Zeckenpinzette

Zeckenpinzetten sind in der Regel aus Edelstahl, besitzen filigrane Enden, die gebogen-spitz geformt sind. Man führt die Spitzen hautnah an die Zecke heran, packt sie bei den Mundwerkzeugen und zieht sie vorsichtig senkrecht aus der Haut.

(Quellen: zecken.de/Techniker Krankenkasse/Deutsches Rotes Kreuz)

Hausmittel – oder: Wie man's nicht macht!

Die Zeiten, als man den festgebissenen Zecken mit Hausmitteln zu Leibe rückte, sollten vorbei sein, denn hier besteht die Gefahr, dass sie entweder überhaupt nichts nützen – oder sogar das Problem verschlimmern. „Vergessen Sie alle ‚Tricks‘!“, sagt TK-Arzt Wimmer. „Öl, Nagellack oder Klebstoff auf die Zecke zu träufeln, hilft nichts. Im Gegenteil: Sie lösen bei der Zecke einen Todeskampf aus, bei dem die Zecke vermehrt Krankheitserreger in die Bisswunde abgibt.“

Hat sich eine Zecke in der Haut eingenistet, gilt grundsätzlich: sie zügig entfernen. Das bedeutet nicht, dass man draußen in der Natur in Panik geraten muss, nur weil man vielleicht kein Werkzeug zur Zeckenentfernung dabei hat. Der Grund ist dieser: Eine FSME-Infektion wird ohnehin sofort beim Zeckenstich übertragen, weil diese Viren im Speichel des Spinnentiers sitzen. Dann ist es ohnehin zu spät. Um aber Borreliose-Bakterien weiterzugeben, muss die Zecke eine ganze Weile saugen. „Wenn eine Zecke innerhalb von 24 Stunden entfernt wird, haben die Erreger nur sehr geringe Chancen“, sagt Beratungsarzt Wimmer. „Eile ist geboten, jedoch sollte nicht überhastet an der Zecke herumgespielt werden. Das schnelle Herausziehen mit den Fingernägeln ist unbedingt zu unterlassen, da das Risiko besteht, die Zecke auszudrücken.“  

Nach dem Stich: Auf Rötung an der Wunde und Grippesymptome achten

Ist die Zecke entfernt, die Einstichstelle mit Wunddesinfektionsmittel desinfizieren. Bleiben Teile der Zecke in der Haut stecken, empfiehlt sich, sie vom Arzt entfernen zu lassen. Wichtig ist es in jedem Fall, die Einstichstelle noch einige Wochen zu beobachten. Eine ringförmige und sich ausbreitende Hautrötung kann ein Zeichen für Borreliose sein, grippeähnliche Symptomen in dieser Zeit ein Zeichen  für FSME.

Rat vom Zeckenforscher: Wie man Zecken unschädlich macht

Nach einer erfolgreichen Zeckenentfernung fragen sich viele Menschen: Wohin mit der entfernten Zecke? Auch wenn es makaber klingt: Experten empfehlen, Zecken wirksam zu töten, und zwar ohne dass der Mensch dabei in Kontakt mit den Körperflüssigkeiten der Zecke kommt. Ein solcher Kontakt könnte dazu führen, dass in der Zecke befindliche Krankheitserreger in den menschlichen Organismus gelangen – zum Beispiel durch eine kleine Wunde. Der Frage nach der richtigen Zeckenentsorgung haben sich laut dem Fachportal Zecken.de sogar Zeckenforscher gewidmet und  verschiedene Tötungsmethoden überprüft: Zecken sind sehr robust – und solange sie leben, stellen sie eine Infektionsgefahr dar.

Am wirkungsvollsten erwies sich demnach im Zeckenhärtetest das Zerdrücken von Zecken mit einem festen Gegenstand. Dazu sollten die Zecken in einem zusammengefalteten Papier eingeklappt werden. Danach wird beispielsweise ein Wasserglas mit Druck über das Papier gezogen. Erfolgreich war auch das Töten in 40-prozentigem Alkohol, Chlorreiniger und Sagrotan.

„Am sichersten ist Zerquetschen oder Verbrennen"

„Zecken sind zähe Biester", heißt es beim „Borreliose und FSME Bund Deutschland". Wie ein Zeckenhärtetest gezeigt hat, sind Zecken beispielsweise imstande, im Wasser eine geraume Zeit lang zu überleben. Deshalb rät die Patientenorganisation zu kompromisslosem Handeln: „Bitte nach dem Entfernen nicht in die Toilette entsorgen oder irgendwohin werfen. Am sichersten ist Zerquetschen oder Verbrennen."

Foto: AdobeStock/asdf

Hauptkategorie: Medizin
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