Die extrakorporale Stoßwellentherapie bewährt sich bei diversen Leiden. Nieren- und Harnsteine können damit zertrümmert werden, aber auch Gewebsdefekte etwa nach einem Herzinfarkt werden heute damit behandelt.
Wie wirkt die Stoßwellentherapie?
Physikalisch betrachtet sind Stoßwellen besonders kurze Schallimpulse von sehr hoher Energie. Die Schalldruckwellen besitzen Druck-, Zug- und Scherkräfte, die eine biologische Reaktion im behandelten Gewebe auslösen, ohne dabei Schaden zu verursachen. Im Zellkern werden Gene aktiviert, die ihrerseits damit beginnen, bestimmte Proteine wie Wachstumsfaktoren zu produzieren, die für den Heilungsprozess verantwortlich sind. So werden im behandelten Gewebe unter anderem neue Blutgefäße gebildet, die den lokalen Stoffwechsel verbessern.
Neue Studien belegen außerdem, dass im Zellkern Botenstoffe produziert werden, die körpereigene Stammzellen aus dem Knochenmark mobilisieren, die dann zum behandelten Gewebe wandern, sich dort einnisten und zu dem entsprechenden Gewebe entwickeln.
Potenzial bei Rückenmarksverletzungen?
Das regenerative Potenzial der Stoßwellentherapie soll nun Rückenmarksverletzten und Querschnittsgelähmten zu Gute kommen, berichtet die International Society for Medical Shockwave Treatment: ISMST-Präsident Dr. Wolfgang Schaden: „Was lange Zeit als undenkbar galt, ist heute der Hoffnungsträger einer kausalen Therapie.“ Eine erste Studie sei bereits in Österreich angelaufen, eine weitere sei 2022 auch in Deutschland geplant, und zwar am Unfallkrankenhaus Berlin (ukb).
Fortschritte hat bereits die Therapie nach Herzinfarkt gemacht. Bei einem Herzinfarkt wird Herzmuskelgewebe zerstört und je nach Ausmaß die Herzfunktion beeinträchtigt. „Die kardiale Stoßwellentherapie bringt hier einen wissenschaftlichen Durchbruch“, sagt Herzchirurg PD Dr. Johannes Holfeld von der Universitätsklinik Innsbruck. Die Herzfunktion werde verbessert und damit die Lebensqualität der Patienten. „Stoßwellentherapie in der Herzchirurgie hat ein günstiges Nebenwirkungsprofil und steht kurz davor, die Herzregeneration in die tägliche klinische Praxis zu bringen.“
Wundheilung wird verbessert
Auch zur Behandlung chronischer Wunden wird die extrakorporale Stoßwellentherapie eingesetzt. Studien zeigen, dass die Therapie in 70 Prozent der Fälle Wunden zum Abheilen bringt, wenn sie alle zwei Wochen ergänzend zur üblichen Wundtherapie verabreicht wird. „Die Behandlung mit Stoßwellen hilft die Wundheilung zu beschleunigen unabhängig vom Vorliegen von Grunderkrankungen, die die Wundheilung üblicherweise behindern“, sagt ISMST-Generalsekretär PD Dr. Rainer Mittermayr aus Wien. Das betriffe etwa Diabetes mellitus, Immunsuppression oder Kortisontherapie. Die Therapie sei nebenwirkungsfrei, versichert der Experte, und könnte für das Gesundheitswesen wesentliche Einsparungen bringen.
Die Stoßwellentherapie wird außerdem in der Sportmedizin und in der Orthopädie eingesetzt.