Welche Faktoren die Impfbereitschaft beeinflussen

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Die Impfung gegen Covid-19 kann entscheidend dabei helfen, die Pandemie zu beenden. Aber zu viele Menschen lehnen sie ab. Welche Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen die Impfung eine Rolle spielen, hat ein Team der Ruhr-Universität Bochum (RUB) aus dem Fachbereich Psychologie erforscht.
Bei einer Online-Umfrage im Mai 2021 machten über 9.000 Menschen in neun Ländern auf drei Kontinenten mit. Je rund 1.000 Menschen ab 18 Jahren aus China, Frankreich, Deutschland, Polen, Russland, Spanien, Schweden, Großbritannien und den USA beteiligten sich daran.
Familienstand, Sozialstatus, Risikogruppe?
Erfragt wurden Geschlecht, Alter, Familienstand, Sozialstatus, der Lebensmittelpunkt (Stadt oder Land), die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe, die psychische Verfassung und die Mediennutzung sowie die Wahrnehmung der Kommunikation durch die Regierung und die Einstellung der Teilnehmenden gegenüber den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung.
Ein Ergebnis: Die Menschen, die die Impfung ablehnen, zweifeln fast in allen Ländern an der Wirksamkeit der Maßnahmen, die die Politik ergreift. Und sie informieren sich nicht über das Fernsehen. Das berichten die Forschenden in der Fachzeitschrift Plos One. In Polen, Schweden und den USA trug die Nutzung von Social Media als Informationsquelle dazu bei, dass Menschen die Impfung eher ablehnten.
Welche Faktoren die Impfbereitschaft noch beeinflussen
In Deutschland sind Impfskeptiker eher männlich. In China hingegen sind es eher Frauen, die sich nicht impfen lassen möchten. In Schweden und einigen anderen Ländern spielt das Geschlecht keine Rolle.
In den USA und Deutschland lehnen Menschen die Impfung eher ab, wenn sie unter starken Stresssymptomen leiden oder wenn ihre psychische Gesundheit besonders ausgeprägt ist. "Menschen, die über eine gute psychische Gesundheit verfügen, nehmen die Bedrohung durch die Pandemie vielleicht weniger stark wahr als andere und sehen daher nicht die Notwendigkeit, sich durch eine Impfung zu schützen", schätzen die Forschenden. "Unter Stress hingegen neigen Menschen zu unangepassten Reaktionen, die die Situation verschlimmern können." Beide Faktoren spielten in anderen Ländern keine Rolle, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
In Russland am wenigsten Impfwillige
Insgesamt gaben rund 80 Prozent der Befragten an, bereits geimpft zu sein oder sich impfen lassen zu wollen. Der Anteil schwankte allerdings stark von Land zu Land. Der höchste Anteil Impfwilliger wurde in Großbritannien mit 93,9 Prozent verzeichnet, der niedrigste in Russland mit nur 62 Prozent. "Ein bemerkenswert großer Unterschied", sagt Dr. Julia Brailovskaia vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der RUB.
"Um die Impfbereitschaft zu erhöhen und damit eine weltweite Immunität gegen Covid-19 zu erreichen, muss jede Regierung das spezifische Muster für ihre Bevölkerung berücksichtigen. Dies ist der wichtigste Weg zum Erfolg im Kampf gegen die Pandemie", bilanzierte die Forscherin.