Wegen Corona: WHO rät von nicht dringenden Zahnarztbesuchen ab

WHO rät von routinemäßigen Zahnarztkontrollen ab. Ob das auch für Deutschland gilt, ist Auslegungssache – Foto: ©SolisImages - stock.adobe.com
In Zahnarztpraxen ist das Infektionsrisiko besonders groß. Das Coronavirus kann über Tröpfchen aus dem Mund oder über Aersoloe übertragen werden. Vom Patienten zum Zahnarzt, aber auch vice versa. Auch Schmierinfektionen über schlecht gereinigte Geräte sind möglich,
In Zahnarztpraxen war es deshalb weltweit zu erheblichen Beeinträchtigungen gekommen. Manche Praxen schlossen ganz, andere hatten ihre Sprechstunden nur noch auf Notfälle begrenzt.
WHO: Routine-Checks bitte verschieben
Nun erinnert die WHO mit einem Schreiben an die Infektionsgefahr, die von Zahnarztbesuchen ausgeht. In einem mehrseitigen Bericht empfiehlt sie, routinemäßige, nicht unbedingt notwendige Behandlungen – etwa Vorsorgeuntersuchungen oder Mundhygiene – derzeit noch hinauszuzögern, bis die Infektionsraten ausreichend gesenkt werden konnten. „Um einer weiteren Ausbreitung des neuartigen Coronavirus vorzubeugen", wie es heißt. Dringende Fälle – etwas bei akuten Zahnschmerzen – sollten natürlich behandelt werden.
Beim Zahnarztbesuch seien folgenden Maßnahmen unbedingt zu befolgen: Abstand halten, das Verwenden von Schutzausrüstung (Augenschutz, Einwegkleidung, medizinische Masken), Handhygiene sowie die Einhaltung von strengen Reinigungs- und Desinfektions-Vorschriften.
Zahnärztekammer kontert mit niedrigem Infektionsgeschehen in Deutschland
Für Zahnärzte stehen derweil riesige Umsatzeinbußen auf dem Spiel. Die Bundeszahnärztekammer interpretiert die WHO-Warnung derweil auf ihre Weise. In einer Mitteilung der Kammer heißt es, es handle sich um eine globale Empfehlung, die speziell für die Situation in Deutschland "interpretiert werden müsse". So sei die aktuelle Ausbreitungssituation von Covid-19 in Deutschland nicht vergleichbar mit Brasilien, den USA oder afrikanischen Staaten. Nur in derartigen Infektionslagen rate die WHO, zahnmedizinische Vorsorge-Behandlungen so lange zu verschieben, bis eine ausreichende Reduktion der Übertragungsraten stattgefunden habe.
Der Präsident der Bundeszahnärztekammer Dr. Peter Engel: "In Deutschland haben wir die Infektionsrate aktuell immer noch niedrig, vor allem im Vergleich zu anderen Staaten. Zudem haben wir eigene offizielle nationale Empfehlungen für die Gesundheitsversorgung. Entscheidend sind jedoch auch die hiesigen strengen Hygienevorschriften und die moderne Praxisausstattung: die deutsche Zahnmedizin ist im Bereich Hygiene hervorragend aufgestellt".
Engel beruft sich dabei auf eine Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ), die die Hygienekosten in Zahnarztpraxen vor Ausbruch von Sars-CoV-2 analysiert hatte: Die Gesamthygienekosten in Zahnarztpraxen in Deutschland betrugen demnach bereits im Jahr 2016 im Durchschnitt rund 70.000 Euro – angeblich das Zehnfache einer Hausarztpraxis.
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