Mit dem englischen Ausdruck "Weaning" ist normalerweise das Abstillen eines Säuglings gemeint. Genauso kann man aber Menschen von der künstlichen Beatmung "entwöhnen", auch noch nach längerer Zeit. Bei 15 - 20 Prozent der Patienten ergeben sich jedoch erhebliche Probleme bei der Entwöhnung vom Beatmungsgerät. Für diese Menschen ist das Expertenzentrum eine neue Chance, doch noch eine Beatmungsentwöhnung zu erzielen.
Das Zentrum ist Teil der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie und verfügt derzeit über zehn Betten zur Beatmungsentwöhnung, die in eine spezialisierte Intensivstation mit insgesamt 18 Betten integriert sind. Die Weaningpatienten werden in der Regel von anderen Intensivstationen der Charité, aber auch aus anderen Kliniken und aus Beatmungspflegeeinrichtungen überwiesen.
Gute Erfolgsbilanz im Weaningzentrum
Laut der Leiterin des Weaningzentrums, Dr. Simone Rosseau, kann sich die Erfolgsbilanz sehen lassen. "Uns gelingt es, 70 Prozent der Patienten zu entwöhnen, bei denen andere Kliniken aufgegeben haben", sagt Dr. Rosseau. "Das bedeutet für diese Menschen, dass sie nach Monaten im Krankenhaus wieder ein selbständiges Leben führen können."
Viele Patienten werden nach einer intensivmedizinischen Behandlung sogar zu Hause oder in einem Pflegeheim künstlich beatmet. Das ist teuer: mindestens 250.000 Euro veranschlagen Krankenkassen für die ambulante Betreuung eines Beatmungspatienten pro Jahr. Hinzukommt, dass bei Komplikationen oft nur der Weg zurück auf die Intensivstation bleibt, doch dort ist die Bettenkapazität knapp.
Hilfe zur Beatmungsentwöhnung
Nicht zuletzt deshalb will das neue Weaningzentrum ambulante Pflegedienste und Pflegeheime beraten, um Patienten zu identifizieren, die Chancen auf eine Entwöhnung haben. "Unser Ziel ist es, allen Patienten mit Weaningpotenzial auch die Möglichkeit zur erfolgreichen Beatmungsentwöhnung zu geben", so Simone Rosseau.