
Bei einer Hirnvenenthrombose ist der Blutabfluss gestört– das Gehirn schwillt an, der Hirndruck steigt – Foto: © Adobe Stock/ peterschreiber.media
Hirnvenenenthrombosen sind eine seltene Komplikation. Dabei verstopft ein Blutgerinnsel eine Hirnvene, so dass das Blut nicht mehr aus dem Gehirn abfließen kann. Eine besondere Form der Hirnvenenenthrombose ist die Sinusthrombose. Als Sinus werden große, venöse Blutgefäße an der Gehirnoberfläche bezeichnet, die eine Sammelfunktion für kleinere venöse Blutgefäße erfüllen. In besonders schweren Fällen können sämtliche Sinus voll mit Thromben sein. In Zusammenhang mit der Impfung von AstraZeneca traten vor allem Sinusvenenthrombosen auf. Drei der sieben in Deutschland gemeldeten Fälle endeten tödlich. Die geschätzte jährliche Inzidenz von Hirnvenen- und Sinusthrombosen liegt bei 3 bis 4 Fällen pro 1 Million, bei Kindern bis zu 7 Fällen/1 Million (Deutsche Gesellschaft für Neurologie.)
Symptome einer Hirnvenenthrombose unterscheiden sich vom ischämischen Schlaganfall
Hirnvenenthrombosen werden zu den Schlaganfällen gezählt. Ihr Anteil liegt bei etwa einem Prozent. Der Unterschied zum klassischen ischämischen Schlaganfall ist, dass nicht die Blutzufuhr, sondern der Abfluss des Blutes aus dem Gehirn durch ein Blutgerinnsel behindert wird. Auch die Symptome unterscheiden sich. So führt eine Hirnvenenthrombose nicht schlagartig zu neurologischen Ausfällen wie Sprachstörungen, Halbseitenlähmung oder schiefe Mundwinkel. Erste Symptome sind vielmehr langsam ansteigende Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, nach und nach kommen Verlangsamung, Bewusstseinstrübung und epileptische Anfälle und neurologische Ausfälle hinzu. Ursache ist, dass durch die venöse Abflussstörung das Gehirn anschwillt (Hirnödem) und der Hirndruck steigt. Daneben können auch kleinste arterielle Gefäße, die Kapillaren, von dem erhöhten Druck im Gehirn "abgedrückt" werden, so dass es zusätzlich zu einer Minderdurchblutung von Gehirnarealen kommt. Zu spät behandelt, kann der Hirndruck unkontrollierbar hoch werden und die Patienten versterben.
Hirnvenenthrombose sollte schnell mit Heparin behandelt werden
Sicher festgestellt wird die Hirnvenenthrombose mit einem MRT oder CT jeweils mit venöser Angiographie. Die Behandlung besteht in einer möglichst frühzeitigen Auflösung des Blutgerinnsels mit Heparin. Anschließend wird die Antikoagulation fortgesetzt. Etwa 80 Prozent der Patienten werden auf diese Weise ohne bleibende Schäden geheilt. Wenn die Schwellung zu lange anhält, weil die Thrombose zu spät erkannt und behandelt wird, sind die Schäden am Gehirn irreversibel. Bei etwa 20 Prozent der Erkrankten bleiben neurologische Spätfolgen bestehen oder sie versterben an den Folgen der Hirnvenenthrombose.
Frauen sind von Hirnvenenthrombosen deutlich häufiger betroffen als Männer (75%). Risikofaktoren sind Schwangerschaft und hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille. Das Risiko erhöht sich, wenn für Frauen außerdem rauchen, übergewichtig sind oder an Migräne leiden.